0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
und oben auf dem Höhenzug zum nächsten Dorf gehen.
Phil und ich trugen nur die Badehose, Stewett war vollständiger bekleidet, aber seine Sachen hingen ihm in Fetzen vom Körper.
Es war gegen zehn Uhr abends, als wir den Kamm des Höhenzuges erreichten. Schon von Weitem, als wir den Hang emporkletterten, hatten wir immer wieder das schrille, Mark und Bein durchdringende Wimmern eines Mannes gehört.
Als wir oben ankamen, sahen wir ihn liegen. Die Augen traten ihm aus den Höhlen, und nach langen Pausen fing er immer von neuem an, zu schreien.
Es war Flint.
Er lag halb auf der Seite auf einem Felsen, und als wir näherkamen, sahen wir, dass er das Rückgrat gebrochen hatte. Es war unmöglich, ihn zu transportieren.
»Helft mir doch!«, wimmerte er. »Helft mir! Wasser! Bringt mir doch ein bisschen Wasser!«
Wir standen ratlos neben ihm. Ohne Arzt, ohne schmerzstillende Mittel, ohne irgendeine Ahnung, was man in solchen Fällen tun kann. Nicht einmal ein Gefäß hatten wir, mit dem wir ihm hätten Wasser holen können.
»Wir können im Augenblick nichts für Sie tun, Flint«, sagte ich. »Aber ich verspreche Ihnen, dass wir versuchen werden, bei den Eingeborenen ein Gefäß und Wasser aufzutreiben.«
»Ihr wollt mir nicht helfen«, wimmerte er. »Keiner will mir helfen. Ich habe solche Schmerzen. Und alle lassen sie mich im Stich. Helft mir doch! Ich… auuuu!«
Er fing wieder an, vor Schmerzen zu brüllen. Seine Augen quollen ihm fast aus den Höhlen, mit den Fingern krallte er sich an den Fels, aber die Beine konnte er nicht bewegen.
»Der Häuptling ...«, keuchte er mit verdrehten Augen, »er soll... die Eingeborenen wollen ihren Häuptling ... sein Blut läuft mir über die Hände. ... Hilfe, die Haie ...«
Er brachte keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus. Seine Gestalt lag im roten Schimmer der Abendsonne, die jetzt an einem fast wolkenlosen Himmel stand, als hätte es nie einen Taifun gegeben.
»Stewett«, sagte ich leise. »Laufen Sie schnell zum Dorf. Es kann doch nicht weit von hier sein. Treiben Sie irgendetwas Trinkbares auf.«
Stewett trat erschrocken einen Schritt zurück.
»Cotton, das können Sie nicht von mir verlangen! Die Eingeborenen würden mich umbringen! Sie wissen doch, dass ich mit zu Flints Leuten gehörte. Bitte, ich tue sonst alles, aber Sie können mich doch nicht in den sicheren Tod jagen!«
»Na gut«, sagte ich. »Wir müssen ihn sowieso hier liegen lassen. Gehen wir zusammen! Aber schnell, wer weiß, wie lange er es noch macht.«
Als Flint sah, dass wir Weggehen wollten, schrie er wieder. Wir sollten bleiben, wir sollten ihn nicht allein lassen. Er streckte die Arme nach uns aus, als ob er uns festhalten wollte.
»Wir kommen wieder, Flint«, sagte ich. »Wir holen Ihnen doch nur Wasser! Vielleicht wissen die Eingeborenen auch ein paar Kräuter gegen Ihre Schmerzen! Wir wollen Ihnen doch nur helfen!«
Er schrie, bis er sich heiser gebrüllt hatte. Ich presste die Lippen fest aufeinander, drehte mich um und ging. Es fiel mir nicht leicht, aber es war das Einzige, was wir überhaupt für ihn tun konnten.
Als wir dem Rand des Urwaldes auf vielleicht fünfzehn Schritte nahe gekommen waren, peitschte ein Schuss auf. Phil stieß einen halb unterdrückten Schrei aus. Die Maschinenpistole fiel ihm aus der Hand.
Von seinem Arm tropfte Blut.
»Nimm die Waffe!«, schrie ich Stewett zu, bückte mich und hatte Phil auch schon auf den Schultern.
Mit ein paar schwerfälligen Sätzen ging ich hinter einem Felsen in Deckung. Stewett war vor mir da und zitterte vor Angst. Ich setzte Phil vorsichtig ab. Er grinste mit schmerzverzerrtem Gesicht.
»Warum hast du mich nicht selbst laufen lassen? Wir hätten doppelt so schnell hier sein können!«
Er zeigte mir seinen rechten Unterarm. Ein Stück hinter der Handwurzel begann die rote, blutige Bahn eines Streifschusses, die bis kurz vor den Ellenbogen lief.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, und unwillkürlich musste ich lachen. In diesem Augenblick schrie Stewett: »Sie kommen!«
***
Phil und ich rissen unsere Maschinenpistolen hoch. Phil deutete mit dem Kopf nach links. Ich nickte und raunte: »Gut, aber sei vorsichtig! Ich gehe rechts rüber!«
Wir schlichen nach beiden Seiten auseinander und um den großen Felsbrocken herum. Als der Waldrand wieder in mein Blickfeld kam, duckte ich mich und musterte scharf das Gewirr von Farnen, Lianen, Palmen und Bäumen.
Nichts rührte sich. Die Gipfel der Bäume schaukelten leicht in der
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