0156 - Perlen, Gangster, Menschenhaie
habe. Ich stehe auf Ihrer Seite, Cotton.«
»Also los«, brüllte ich gegen das Tosen des Windes an. »Wir müssen auf die andere Seite der Insel, bevor es Abend geworden ist. Zuerst brauchen wir unsere Waffen. Und dann das Funkgerät. Wir wollen Royson die letzte Schlacht liefern.«
***
Auch von den Booten war nichts mehr zu sehen. Johnnys Schrotthaufen, der die ganzen Tage über vor der Halbinsel still vor Anker gelegen hatte, Flints Ruderboot und die beiden Kanus der Eingeborenen -alles hatte der Taifun verschlungen.
Wir mussten also den beschwerlichen Landweg zur Nordseite der Insel antreten. Die Abkürzung durch den Urwald war uns auch versperrt, denn dort gab es bestimmt keinen Pfad und keinen Weg mehr, den die entwurzelten und abgebrochenen Bäume nicht versperrt hatten.
Umbraust vom Toben des noch immer heftigen Windes machten wir uns auf den Weg. Es blieb nur der lange Marsch an der Ostküste entlang zur Nordseite übrig. Aber so kräftig der Wind auch blies, er brachte eines mit sich: eine Abkühlung der Gluthitze, die in den Wochen davor geherrscht hatte.
Wir stapften durch den nassen Sand und wichen den vielen Krebsen aus, die ans Land geworfen waren. Ab und zu fanden wir einen toten Fisch, einmal sogar einen drei bis vier Yard großen Menschenhai, der noch ein wenig zappelte.
Mit dem allmählichen Abklingen des Windes wurde es zusehends heller. Die dunkelsten Wolken trieben nach Nordosten davon. Höher hängende Wolkenfetzen ließen mehr und mehr Licht durch.
Wir erreichten die Nordküste ohne Zwischenfälle. Hier sah es, wie ich es mir gedacht hatte, weniger verheerend aus. Nur wenige Bäume waren vom Sturm gefällt worden.
Unser Baum war leicht zu finden, und wir freuten uns, als wir alles wohlbehalten vorfanden: Funkgerät, Schlauchboot und Waffen. Zuerst packten wir die Beutel mit den Maschinenpistolen aus und setzten die Waffen zusammen.
»Feine Sache«, grinste Johnny. »Ich fürchtete schon, wir würden Royson und seinen Banditen waffenlos gegenübertreten müssen.«
Stewett staunte, als er unsere Ausrüstung sah. Phil machte sich ans Auspacken des Funkgerätes. Genau nach den Bedienungsanleitungen zogen wir die Antenne auseinander und befestigten sie in der Krone des Baumes, wo wir unsere Sachen versteckt hatten. Das Gerät banden wir bedienungsfertig oben in einer Astgabelung fest.
»Können Sie morsen, Johnny?«, fragte ich den Engländer.
»Selbstverständlich. Warum?«
»Ich schlage vor, dass Sie hier Zurückbleiben und ständig unseren Text hinausfunken. Je früher ein amerikanisches Kriegsschiff hier eintrifft, umso besser.«
Es schien Johnny nicht sehr zu behagen, aber ich machte ihm klar, dass er ohne Waffen für uns keine wertvolle Hilfe sein konnte.
»Und was wollt ihr tun?«, erkundigte er sich.
»Wir suchen zuerst die beiden Dörfer der Eingeborenen auf. Vielleicht können wir ein paar junge Burschen dazu bewegen, mit uns die Insel abzusuchen. Irgendwo müssen Royson und seine Leute doch stecken.«
»Okay, ich funke. Aber holt mich ab, sobald ihr die Burschen auf getrieben .habt! Beim letzten Schlag gegen diese Gauner will ich dabei sein. Möglicherweise hat einer der Eingeborenen ein Gewehr, das er mir leiht.«
»Also gut, Johnny. Wir holen Sie, sobald wir wissen, wo sie sind. Inzwischen geben Sie unseren Spruch durch. Die Wellenlänge steht hier auf diesem Zettel.«
Wir überlegten den Text des Funkspruchs. Schließlich entschieden wir uns für den folgenden:
G-men Cotton und Decker auf Insel Jorez erbitten schnellstens Anlauf eines amerikanischen Kriegsschiffes. Mehrere Verbrecher auf der Insel. Versuchen, sie inzwischen zu stellen. Untiefen anscheinend rings um die Insel, daher Vorsicht geboten. Empfehlen Abfeuern eines Schusses bei Annäherung zu unserer Benachrichtigung. Spruch bitte weitergeben an Zerstörer ›Fort Lee‹. Ende.
Beim Funkgerät befand sich ein Meldeblock mit einem Stift. Johnny schrieb sich den Spruch auf und nickte: »Okay. Ich gebe ihn ununterbrochen wieder von vorn durch, bis ich höre, dass er von der richtigen Adresse aufgefangen wurde.«
»In Ordnung, Johnny. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie hören, dass Menschen in Ihre Nähe kommen. Spätestens morgen früh kommen wir wieder. Ob wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen, ist fraglich.«
Wir schüttelten ihm noch einmal die Hand und machten uns dann mit Stewett auf den Weg nach Westen. Wir wollten das Ende des Waldes erreichen, dort den Felsenhang des Berges hinaufklettern
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