0157 - Die Rechnung - eiskalt serviert
hatte.
»Gestern habe ich eine Postanweisung über 2500 Dollar bekommen. Ich wollte sie erst, nicht annehmen, denn wer könnte mir schon so viel Geld schicken, aber dann sah ich den Absender. Es war zwar nicht Myras Schrift, aber ihr Name. Dann fiel mir aber auf, dass der Betrag erst am Donnerstag abgeschickt wurde, und wie mir die Polizei mitteilte, ist das arme Ding ja schon Mittwoch gestorben.« Sie zog ihr Taschentuch heraus und wischte sich die Augen.
»Haben Sie keine Ahnung, von wem das Geld stammen könnte?«, fragte ich.
»Nicht die geringste. Es sei denn, ihr Freund habe es geschickt. Aber warum sollte der seinen Namen nicht nennen?«
»Ihr Freund? Was hatte denn Myra für einen Freund?«
»Sie hat keinen Namen genannt, aber sie sagte, es sei ein sehr reicher und mächtiger Mann. Ich weiß nur, dass er in Richmond wohnt, und so lautet auch der Poststempel.«
Sie legte den Abschnitt vor mir nieder. Darauf stand in Druckbuchstaben der Name Myra Schwarz und sonst nichts.
Ich überlegte. Myra war in einem Wagen verunglückt, der von einem Mann gefahren wurde, und ich hätte darauf schwören mögen, dass dieser der geheimnisvolle Freund war. Er hatte wohl hinterher Gewissensbisse bekommen und versuchte, diese zu beschwichtigen, indem er der Mutter den lächerlichen Betrag von 2500 Dollar schickte. Der Poststempel war Richmond, das ist Staten Island. Der Platz hat immerhin über 170 000 Einwohner, worunter sich sehr viele befinden, die auf das Prädikat »reich« Anspruch erheben können. Aber schließlich sind 170 000 Menschen weniger als acht Millionen. Bisher war praktisch die ganze männliche Bevölkerung New Yorks verdächtig gewesen. Jetzt würde ich mich auf Richmond konzentrieren können. Das war schon etwas.
Der Mann jedoch, der Schuld an Myras Tod trug, war aber auch meiner festen Überzeugung nach derjenige, der Rakosi beseitigt hatte oder hatte beseitigen lassen. Das war eine selbstverständliche Folgerung.
»Hat Ihre Tochter Ihnen niemals etwas über diesen Mami erzählt, ich meine, etwas, das uns helfen könnte, ihn zu finden.«
»Daran habe ich kein Interesse«, sagte sie, während die Tränen ihr über die Wangen rollten. »Mein Kind ist tot, und ich bekomme es auch nicht zurück wenn man ihn zur Verantwortung zieht. Schließlich hat er es ja nicht so gewollt.«
»Sie irren sich, Mrs Schwarz. Der Mann hat dafür gesorgt, dass kein Arzt hinzugezogen wurde, und einen völlig ungeeigneten Menschen mit Myras Pflege betraut. Als sie aber dann tot war und er fürchtete, dieser Rakosi könne mir die Umstände ihres Todes verraten, üeß er ihn ermorden.«
»Das glaube ich nicht«, flüsterte sie erschreckt, »das kann ich nicht glauben Die City Police hat mir doch gesagt, Myra hätte eine schwere Gehirnerschütterung gehabt, durch die eine Blutung ausgelöst wurde. Daran wäre sie gestorben.«
»Ja, aber sie hätte gerettet werden können, wenn man einen Arzt hinzugezogen hätte.«
Die Frau schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.
»Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Vor genau zwölf Tagen war Myra noch bei mir zu Besuch, und sie war sehr glücklich. Sie war der Überzeugung, dass sie sich keine Sorgen mehr um die Zukunft zu machen brauchte. Wissen Sie, Mister, dieser Ungar, mit dem sie vorher herumlief, wäre doch nicht der richtige Mann für sie gewesen. Ich mochte ihn nicht.«
»Und gerade dieser Ungar ist, wenn auch nur indirekt, Ihrer Tochter wegen erschossen worden.«
»Ich kann das nicht glauben und nicht verstehen«, entgegnete sie hartnäckig. »Meine Tochter hatte bestimmt nichts mit einem Mörder zu tun.«
»Sie nicht mit ihm, aber er mit ihr, Mrs Schwarz. Den wenigsten Leuten sieht man es an der Nase an, dass sie mörderische Instinkte haben, und sehr viele wissen es selbst nicht, bis sie in die Enge getrieben sind und Ihnen nichts mehr anderes übrig bleibt, als einen Mitmenschen auf die Seite zu schaffen. Sind sie ganz sicher, dass Myra niemals nähere Angaben über diesen Freuend gemacht hat?«
»Bestimmt nicht. Sollte mir aber noch etwas einfallen, so werde ich es Ihnen sagen oder schreiben.«
»Dann möchte ich sie bitten, mir den Postabschnitt hier zu lassen.«
»Den können Sie gerne haben. Aber was soll ich nun mit dem Geld tun?«
»Behalten Sie es. Ich denke, sie werden es brauchen können.«
Mrs. Schwarz ging.
Also hatte Myra einen Freund gehabt, der in Staten Island wohnte, und dieser Freund schickte ihrer Mutter 2500 Dollar. Das war ein sehr magerer
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