0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
dergleichen angemeldet sei.
»Und um was soll es da eigentlich gehen, Jerry?«
»Der Anrufer sagte nur etwas von politischer Kundgebung.«
»Das kann gefährlich werden.«
»Warum?«
»Weil politische Versammlungen meist nur von solchen Leuten besucht werden, die eine feste, politische Meinung oder Bindung haben. Uninteressierte kommen gar nicht' hin. Es ist also mit starken Reaktionen zu rechnen, wenn die Meinungen aufeinanderprallen oder provoziert werden.«
»Das sehe ich ein. Der Kerl spielt wie auf einem Klavier mit den Leidenschaften der Massen!«
»Allerdings. Und wenn ich Ihnen das ›top secret‹ mitteilen dürfte, welches über der ganzen Sache noch liegt, würden Sie erkennen, was für eine Gefahr der Täter ist!«
***
Mein Freund Phil kam wenig später an, und ich berichtete ihm von den bevorstehenden Maßnahmen, ehe er seine Geschichte erzählen konnte. Wir gingen gemeinsam mit Mr. High daran, unsere Aktion vorzubereiten, und wieder einmal fühlte ich mit Genugtuung, welche Vollmachten und Mittel uns doch in einem Ernstfall zur Verfügung standen. Die Abteilungen der Stadtpolizei wurden angefordert und zugesagt, wie wir sie wünschten.
»Welche Bewaffnung?« fragte der diensttuende Chef.
»Stellen Sie neben Ihren Wasserwerfern auch einige Abteilungen für Tränengas zusammen, natürlich mit Gasmasken ausgerüstet. Schußwaffen, außer den üblichen, sind nicht nötig, auch keine schwei'en Waffen. Leuchtpistolen wären ganz zweckmäßig, falls irgendwie die Beleuchtung ausfällt und die Straßen im Dunkeln liegen.«
»Gut. Ist notiert. Welche Wellenlänge bleibt, für den Funkverkehr reserviert, Mr. Cotton?«
Ich blickte auf die Merktafel hinüber, die neben meinem Schreibtisch hing.
»Wird von mir noch bei unserer Leitstelle veranlaßt. Sonst noch etwas?«
»Ja. Wer leitet die Aktion?«
»FBI.-Hauptquartier, Mr. High. Am Tatort Phil Decker und ich.« Als nächstes wählte ich die Nummer unseres Magazins und forderte für uns an, was wir in der Nacht zu tragen gedachten. Ich rief die Funkleitstelle an und ließ alle Vorbereitungen treffen, damit die Verständigung ohne Schwierigkeiten vonstatten gehen konnte.
Phil und ich wurden zur gleichen Zeit mit unseren Arbeiten fertig, und wir fuhren hinauf in die Kantine, um in Ruhe ein kleines Abendessen zu uns zu nehmen, ehe es wieder losging.
Mit dem Blick hinunter auf die Straße, die wie eine Schlucht voller Leuchtkäfer zu uns heraufleuchtete, aßen wir irgend etwas. Als dann ein guter Kaffee serviert wurde, kam Phil dazu, von seinen Ergebnissen zu berichten.
»Es hat wenig Zweck, daß ich dir Einzelheiten erzähle. Die Jungens waren durchweg alle ganz ordentliche Kerle und haben das Wenige erzählt, was sie von diesem Giacomo wußten. Daß sie mir nicht alles berichtet haben, ist mir klar. Ich hielt das zuerst für eine Scheu gegenüber dem FBI, aber je weiter ich mich durchfragte, desto deutlicher wurde mir, daß sie etwas verschwiegen. Und zwar alle.«
»Was könnte das sein?« fragte ich, und steckte mir eine Zigarette an.
»Bestimmt nichts, was sich irgendwie nachweisen ließe. Ich glaube eher, daß sie gemeinsam den Jungen wegen einer Sache in Verdacht hatten, über die sie nicht sprechen konnten. Warum nicht — tja, da gibt es so viele Gründe. Ich glaube mich zu erinnern, daß wir Jungens damals den Erwachsenen auch nicht alles auf die Nase gebunden haben. Eigentlich ohne Grund. Oder weil wir meinten, daß es eine reine Jungenssache wäre, die auch am besten unter uns Jungens geregelt werden müßte. So wird es auch hier sein, fürchte ich. Und da es ganz schlaue Kerle sind, bin ich einfach nicht zum Zuge gekommen. Schließlich konnte ich sie auch nicht verhören, denn es liegt ja nichts gegen sie vor.«
»Klar. Der Name Cobny ist dir nicht begegnet, oder Vane, oder die College-Verbindung Phi-Beta?«
»Augenblick. — Von der Verbindung haben sie gesprochen. Giacomo war da Mitglied, und auch der eine und der andere hängt damit zusammen. Ganz sicher weiß ich es von Baker und Hollyday.«
»Zu welcher Zeit hast du die besucht?« fragte ich mit neu erwachtem Interesse.
Phil nannte die Stunde, wo ich vor der angeblich vollzähligen Verbindung gesprochen hatte. Offenbar hatten doch einige gefehlt! Merkwürdig? Na, ich glaubte zu wissen, warum.
»Wie geht es übrigens den Opfern der bisherigen Überfälle?« fragte ich nach einer Pause. »Hast du etwas gehört?«
»Nicht viel. Der gefolterte Geldwechsler ist noch nicht
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