0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln
Beispiel?«
»Kann ich leider nicht sagen. Ein unbekannter Anrufer, der es für sehr wichtig hielt. Er will in…«, sein Blick glitt zu der großen Uhr, »… zehn Minuten wieder anrufen.«
»Schön. Ich bin in meinem Dienstzimmer oder bei Mr. High.«
Der Lift trug mich hinauf.
Phil war anscheinend noch nicht zurück von seinen Besuchen bei Giacomo Laudis Freunden, aber auf meinem Schreibtisch hatte sich schon genug angesammelt, daß ich allein mit der flüchtigen Durchsicht all der dienstlichen Fernschreiben und der allgemeinen Befehle zu tun hatte, bis das Telefon rasselte.
»Cotton am Apparat«, meldete ich mich.
Der Kollege aus der Fernmeldezentrale sagte: »Anonymer Anruf für dich, Jerry, Stadtgespräch. Willst du?«
Ich wollte. Anonyme Anrufe sind zwar im allgemeinen etwas sehr Häßliches, aber ich habe es, mir zur Gewohnheit gemacht, sie entgegenzunehmen. Manchmal kommt etwas dabei heraus, manchmal auch nicht.
Es knackte im Hörer, als ich das Aufnahmegerät einschaltete, und dann meldete ich mich noch einmal:
»Cotton…«
»Gott sei Dank«, sagte eine Stimme, die mir bekannt vorkam, ohne daß ich sie identifizieren konnte. »Gut, daß ich Sie endlich erreiche. Es betrifft den Fall, den Sie augenblicklich bearbeiten, Mr. Cotton.«
»Ja — bitte?«
»Heute abend wird wahrscheinlich ab 20.00 Uhr in Healeys Saal eine Versammlung politischer Art abgehalten. Es wäre gut, wenn Sie mit einer Hundertschaft dort auftauchen würden, ehe wieder etwas passiert!«
»Aha? Und wem verdanke ich diese Information?« fragte ich.
Eine Weile war Schweigen im Hörer. Dann sagte die Stimme: »Ich kann Ihnen meinen Namen beim besten Willen nicht nennen. Aber wenn alles vorbei ist, melde ich mich bei Ihnen. Kennwort: Laternenpfahl.«
Knack — die Verbindung war unterbrochen.
Ich fluchte leise in den Hörer, weil ich nicht versucht hatte, den Apparat des unbekannten Ratgebers ausfindig machen zu lassen. Aber es hätte wohl auch nicht viel genützt.
Was tun?
Ich rätselte noch immer an der Stimme herum, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Dann stand ich kurz entschlossen auf und ging zu Mr. High hinüber. Er hörte sich die Telefonstory aufmerksam an.
»Passen Sie auf, Jerry«, sagte er dann, »ich will Ihnen genau sagen, was Sie mir gerade vorschlagen wollen: daß Sie und Phil heute abend in Healeys Saal sein wollen, ohne polizeiliche Begleitung und möglichst sogar ohne Waffen. Stimmt das?«
»Hm — ja.«
Mr. High blieb im gleichen, ruhigen Tonfall:
»Und ich möchte Ihnen auch sagen, daß Sie diesmal nicht damit durchkommen. Nicht, weil ich Ihnen nicht zutraue, einen gefährlichen Redner von der Tribüne zu holen und mit seinen Anhängern fertigzuwerden. Sie haben sich in dieser Beziehung ja schon einiges geleistet.' Aber diesmal weiß ich mehr, und ich kann auch übersehen, mit welchen Kräften Sie sich da einlassen.«
»Okay«, erwiderte ich. Wenn Mr.High diesen Ton anschlug, war nicht viel zu machen. »Sie wissen das natürlich besser als ich«, gab ich freimütig zu. »Ich sehe aber keine Chance für uns, wenn der halbe Saal voll Polizei sitzt und unsere Wagen schon vor dem Tor warten, ehe der Zauber überhaupt losgegangen ist.«
»Natürlich nicht«, antwortete Mr. High. »Hatten Sie mir eine solche Anweisung zugetraut?«
Er lächelte mich an, und dann bauten wir uns vor der großen Straßenkarte New Yorks auf, die an einer Wand befestigt war. »Hier sind Healeys Säle«, sagte er und steckte ein magnetisches Fähnchen auf. »Wir wissen ja nicht, in welcher Richtung es diesmal losgeht. Sicher dürfte nur sein, daß der eigentliche Krawall erst nach dem Vortrag inszeniert wird. Ich würde daher die Einsatzgruppen in diesen Straßen hier verteilen, nachdem der Vortrag begonnen hat. Dann könnte uns eigentlich nichts passieren. Sie und Phil nehmen einen unserer neuen tragbaren UKW-Sender mit, er wird sich in einer Aktentasche unauffällig unterbringen lassen. Dadurch stehen Sie in ständiger Funkverbindung mit den Einsatzleitern.«
»Und wie sollen wir uns tarnen?« Mr. High blickte mich verwundert an. »Haltep Sie eine Tarnung für nötig, Jerry?«
»Ja. Absolut. Die Veranstalter der Krawalle kennen uns. Sie kennen zumindest mich sehr gut und würden sofort gewarnt sein, wenn ich so einfach in dem Laden auftauchte. Ist die Versammlung übrigens registriert? Können wir das feststellen?«
Mr. High ließ sich mit der zuständigen Dienststelle verbinden und erhielt die Auskunft, daß nichts
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