016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
Körper.
Da waren auch keine Schritte mehr. Lautlos tauchte plötzlich der
Schatten neben ihr auf.
Eine Hand berührte sie. Jemand beugte sich über Sarah.
Sie nahm nur verschwommen das schattige Gesicht wahr und wollte
schreien.
Gorgo - drängte sich ihr der Name auf.
»Haben Sie sich verletzt ?« fragte eine
ruhige Stimme.
Irgend etwas Lauerndes, Zynisches schwang in dieser Frage mit.
Sarah hörte es ganz deutlich heraus.
Und dann war plötzlich das bleiche Gesicht vor ihren Augen.
●
Sie riss den Mund auf. Aber kein Laut kam über ihre Lippen.
Wie gelähmt lag sie da, unfähig, eine Bewegung zu machen. Ihr
Blick suchte
das Underground Symbol, so nahe war sie am Eingang gewesen. Und
nun war er so weit und unerreichbar für sie.
Wie ein böses, rotes Auge starrte sie das Zeichen an und zitterte
hinter den wallenden Nebelschleiern
Eine Hand stützte sie
»Tut es sehr weh?« fragte die fremde
Stimme wieder. Diesmal kam es Sarah Malcolm vor, als würde mehr Mitgefühl in
der Frage mitschwingen.
»Ein bißchen - es geht schon wieder-, preßte sie mühsam zwischen
den Zähnen hervor. Ihre Blicke versuchten das bleiche, unbekannte Gesicht
besser zu erkennen.
»Ich habe Sie vorhin schon bemerkt. Ich befand mich ganz in Ihrer
Nähe, als Sie das Haus verließen.«
Als Sarah diese Worte hörte, zuckte sie wie elektrisiert zusammen.
Sie riß ihre Augen auf, um besser sehen zu können. Der Fremde war völlig in
Schwarz gekleidet. Beinahe sah es so aus, als trüge er eine Uniform.
Das Gesicht vor ihr lächelte. »Sie brauchen sich vor mir nicht zu
fürchten. Sie sollten dankbar sein, daß ich hier bin. Es ist nicht
ausgeschlossen, daß » Er« wieder in der Gegend herumstreift. In Nächten wie
dieser ist es meistens in London passiert.«
»Daß >Er< herumstreift? Was meinen Sie damit?« fragte Sarah
matt.
Der Mann zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
»Sie haben noch nie etwas - von Gorgo gehört?«
»Doch, natürlich ...«
»Deshalb hat man die Streifen verstärkt. Man will diese Bestie in
Menschengestalt endlich fassen.«
Sarah glaubte zu träumen. Sie öffnete und schloss mehrmals die
Augen, als könne sie damit den Schleier vor ihren Pupillen zerreißen. Dann sah
sie auch den schwarzen Helm auf dem Kopf des Mannes, der sich um sie bemühte.
Ein Bobby?
Ein tiefer Atemzug hob und senkte
die Brust der Londonerin. Die Beklemmung wich. Sie hatte mit einem Male das
Gefühl, als würde ein Felsblock von ihrem Körper gewälzt.
Und vor diesem Mann war sie davon- gerannt? Vor einem Bobby!
Sie lächelte verzerrt und vergaß die Schmerzen, die ihren ganzen
rechten Fuß überfielen.
Der Polizist half ihr auf die Beine. Auf dem rechten Fuß konnte
sie nicht stehen.
»Ich habe Sie aus dem Haus kommen sehen«, erklärte der Bobby.
»Eigentlich war mein Streifengang zu Ende, und ich befand mich auf dem Weg nach
Hause. Mein Wagen stand ganz in der Nähe des Gebäudes, aus dem Sie kamen. Da
habe ich mir gedacht: Ein so junges Mädchen um diese späte Stunde und dann noch
allein - du bleibst ihr am besten auf den Fersen. Manchmal haben die
ungewöhnlichsten Zufälle einem Verbrecher das Genick gebrochen.«
Er stützte sie. am besten wird es sein, wenn ich Sie mit meinem
Wagen nach Hause bringe. Ich kann Sie in diesem Zustand doch nicht allein gehen
lassen.«
»Ich glaube, es geht schon wieder. Bitte, machen Sie sich nicht
solche Umstände!« Sarah Malcolm gab sich tapfer. Die Schmerzen im Fuß waren
größer als sie sich selbst eingestand.
Was für eine verrückte Situation, schoß es ihr durch den Kopf.
Meine Phantasie, sie ist mit mir durchgegangen! Was man sich manchmal alles einbilden
kann. Und schuld daran ist bestimmt auch noch der Alkohol und das Hasch. Das
Zeug hatte nachträglich doch noch seine Wirkung entfaltet. Die Angstzustände,
die plötzlich von ihr Besitz ergriffen hatten, waren alles andere als begründet
gewesen.
»Das bereitet mir keine Umstände. Wenn ich Ihnen helfe, glauben
Sie dann, bis zum Wagen gehen zu können?« Der Bobby sprach mit ruhiger, fester
Stimme.
Sarah nickte. Mit zusammengepreßten Lippen unternahm sie die
ersten Schritte. Sie hatte das Gefühl, über Dornen zu gehen.
»Am besten wird es wohl sein, wenn ich Sie erst zu einem Arzt
fahre«, meinte der Mann.
Sarah schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist nicht notwendig.
Ich habe mir den Fuß verknackst. Es ist bestimmt kein Bruch.«
»Hoffen wir das Beste.«
Nur langsam kamen sie voran. Und jeder Schritt, den
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