016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
Rand des
Operationstisches hing.
»Genau wie die Mutter«, murmelte Gorgo, und in seinen Augen glomm
ein merkwürdiges Licht. »Schön, teuflisch schön - und gefährlich! Dadurch wird
viel Unglück in der Welt verbreitet, Sarah!« Seine Stimme wurde plötzlich leise,
und hektischer rote Flecken erschienen auf seiner blassen, teigigen Haut. »Gay
hätte es sich damals anders überlegen sollen.«
»Was reden Sie da ständig von meiner Mutter?« sagte Sarah schnell,
als sie bemerkte, daß Gorgo sich abwandte. Er schien offenbar jegliches weitere
Interesse an der Fortsetzung des Gesprächs verloren zu haben.
»Es gibt eine bestimmte Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer
Mutter«, sagte Gorgo, ohne sich noch mal umzudrehen. »Sie sind Gays Tochter -
das ist Ihr Pech. Es ist seltsam, wie ähnlich doch gerade die Töchter schöner
Frauen ihren Müttern immer werden. Viele Leute behaupten, die Töchter würden
ihrem Vater ähneln, aber das stimmt nicht. Ich muß immer wieder feststellen,
daß Mütter und Töchter sich sehr ähnlich sind.«
Sein verworrenes, sich wiederholendes Gerede irritierte Sarah
Malcolm und ließ ihr noch stärker zum Bewußtsein kommen, daß sie es mit einem
Verrückten zu tun hatte.
Sie versuchte noch einige Male, Gorgo in ein Gespräch zu
verwickeln. Doch der bleiche Bucklige schien sie nicht mehr zu hören.
»Sie werden nichts spüren«, sagte er, ohne auf das einzugehen, was
sie eben noch erwähnt hatte. Gedankenverloren betrachtete er die Spritze, mit
der er sich ihr näherte. »Und ich bin sicher, daß auch bei Ihnen die Operation
ein voller Erfolg werden wird, Sarah.«
Sie schrie gellend auf, als er ihr die Nadel in die Vene schob.
Sekunden später schon merkte, hörte und sah sie nichts mehr.
Kichernd legte Gorgo die leere Spritze auf den Instrumententisch
zurück. Er warf einen Blick über die Schulter und starrte hinüber zu der weißen
Stoffwand, wo die leisen, murmelnden Geräusche herkamen.
»Ihr werdet bald neue Gesellschaft haben, meine Lieben. Und in
nicht allzu ferner Zukunft werdet ihr auch vollzählig beisammen sein.
●
Larry Brent hatte in dieser Nacht kein Auge geschlossen. Er war
mit der Sonderakte der rätselhaften und unheimlichen Leichenfunde beschäftigt
gewesen. Erst im Morgengrauen hatte er sich aufs Ohr gelegt. Doch die verdiente
Ruhe wollte sich nicht einstellen.
Big Ben schlug gerade sieben, als das Telefon in Brents Zimmer
rasselte.
X-RAY-3 war sofort hellwach. Er griff zum Hörer.
»Ja?«
Die Telefonistin meldete sich.
»Nanu, Klingelfee?« wunderte sich der Amerikaner. »Hatte ich
gestern den Auftrag gegeben, mich um diese Zeit zu wecken? Ich glaube, Sie
irren sich. Das kommt davon, wenn man in Nummer dreizehn untergebracht ist. Ich
bin zwar nicht abergläubisch, aber scheinbar geht bei dieser Nummer doch hin
und wieder etwas schief. Vielleicht wollten Sie einunddreißig anläuten?«
»Ich habe ein Gespräch für Sie, Mr. Brent«, bekam er zu hören. Das
Girl sprach ruhig und hatte eine angenehme Stimme, die man ohne Ubertreibung
als sexy bezeichnen konnte.
»Na, dann geben Sie mal her. Übrigens: Wenn Sie meine Nummer schon
kennen, dann habe ich nichts dagegen, sollten Sie mich mal privat sprechen
wollen .«
»Das ist von der Direktion leider nicht erlaubt«, klang es
fröhlich zurück.
»Nun, wir werden schon einen Weg finden, dieses Verbot zu
umgehen.«
»Ihr Gespräch, Sir.«
Sie legte es auf sein Zimmer um. Chiefinspektor Higgins meldete
sich am anderen Ende der Strippe. »Ich hoffe, ich habe Sie nicht wachgeklingelt ?« bekam Larry als erstes zu hören.
»Nun, das kann man nicht gerade sagen«, erwiderte der Amerikaner.
»Ich war dabei, mich in Morpheus' Arme zu begeben.«
»Oh, das tut mir leid, Larry.«
»Nicht der Rede wert. Ich habe mir schon manche Nacht um die Ohren
schlagen müssen - aus weitaus banaleren Gründen .«
»So sprechen Sie von Ihren Freundinnen ?«
»Ihre Frage ist nicht gentlemanlike, Edward. Uber Liebschaften
spricht man nicht - entweder man hat sie oder man hat sie nicht.«
»So spricht nur jemand, der unverheiratet ist.«
»Das bin ich. Noch! Ob sich das über kurz oder lang ändert, kann
ich nicht sagen. Aber wenn es sich ändern sollte, dann werde ich treu sein wie
ein Hund. Aber darüber wollten Sie wohl kaum mit mir sprechen. Worum geht es?«
»Sie sind bereits beim Thema, Larry. Es geht um einen Hund.«
X-RAY3 zog die Augenbrauen in die Höhe. Sein Gesichtsausdruck
veränderte sich. Higgins
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