016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo
Bemerkung begriff er nicht.
»Hund?« fragte er.
»Mrs. Wells hat mich angerufen, obwohl ich eigentlich die leidige
Pflicht gehabt hätte, mich zu melden. So fiel es mir ein bißchen leichter, ihr
die Nachricht zu übermitteln, das vieles dafür spricht, daß ihre Tochter dem
unheimlichen Verbrecher zum Opfer fiel .« Chiefinspektor
Higgins machte eine kleine Pause, als hätte er den Faden verloren. Dann fuhr er
fort: »Das mit dem Hund ist eine besondere Sache. Von dieser Aussage Mrs.
Wells' haben wir eine gesonderte Akte angelegt. Leider wurde gestern vergessen,
Ihnen hier einen Einblick zu gewähren. Und offen gestanden: in Anbetracht des
Materials, das ich Ihnen mitgab, rechnete ich auch nicht damit, daß Sie in
dieser Nacht damit durchkommen würden. Die Sache mit dem Hund hätte ich Ihnen
später erklärt. Im Augenblick erschien es mir weniger wichtig. - Aber nun ist
er wieder aufgetaucht.«
»Was hat es mit dem Vierbeiner auf sich?«
»Das erkläre ich Ihnen am besten auf der Fahrt zu Mrs. Wells. Das
heißt: falls Sie Lust und Interesse daran haben, mitzufahren .« »Ich bin ganz versessen darauf, das Tier
kennenzulernen. Ich bin ein Hundefreund. Wau - wau.«
●
Larry Brent hatte gerade noch Zeit, sich unter die Dusche zu
stellen und danach mit dem Trockenrasierer rasch übers Gesicht zu fahren.
Er war beim Ankleiden, als das Telefon anschlug und sich die junge
Dame unten wieder meldete.
»Mr. Higgins ist eingetroffen,
Sir.«
»Vielen Dank, Miß - sagen Sie ihm bitte, daß ich mich sofort auf
die Socken mache. Ich wäre schon beinahe unten, wenn Sie mich nicht wieder
gestört hätten. Ich bin gerade beim Anziehen. Mein kurzes Hemd habe ich bereits
übergestreift. Es ist nur gut, daß man in England noch kein Telefon mit Bildübertragung
eingeführt hat.«
»Ich habe keine Angst vor einem nackten Mann.«
»Ja, da haben Sie auch wieder recht«, sagte Brent, ohne sich über
die Schlagfertigkeit der Telefonistin zu wundern. »Man stumpft heutzutage ab.
Nackte Männer und Frauen auf den Titelblättern von Illustrierten und Magazinen.
Man bekommt alles frei Haus geliefert, Klingelmaus, da haben Sie den Nagel auf
den Kopf getroffen. Aber es wird auch wieder biedere Zeiten geben, und dann
werden Sie vielleicht froh sein.« Er sprach nicht zu Ende und hängte erstaunt
auf, als er feststellte, daß das Girl am Telefon ihm recht interessiert
zuhörte. »Sie werden ja nicht mal rot«, meinte er abschließend.
Drei Minuten später hastete er die Treppe hinunter. Es dauerte ihm
zu lange, auf den Lift zu warten. Als der PSA-Agent an dem kleinen verglasten
Raum vorbeikam, in dem die attraktive Telefonistin hinter der Apparatur saß,
kam er nicht umhin, gegen die große Scheibe zu klopfen und dem Girl zuzunicken.
»Wann haben Sie frei?«
Sie zuckte die Achseln. Das Girl saß auf einem Drehstuhl, ein
wenig schräg, so daß die wohlgeformten Beine genau in Larry Brents Blickfeld
lagen. Der minikurze Rock Schloß zwei handbreit unter dem Magen.
»Ich rufe Sie nachher mal an. Sobald ich einen freien Termin habe,
werden wir uns absprechen, einverstanden? - London ist eine großartige Stadt,
und ich möchte sie gern näher kennenlernen. Dazu brauche ich einen Fremdenführer.
Sie kennen sich hier doch bestimmt gut aus, nicht wahr?«
»Ich habe einen Bekannten, der Touristen die Stadt zeigt.«
»Sie sind mir lieber. Lassen Sie sich mein Angebot durch den Kopf
gehen!«
Sie lachte, und die Tatsache, daß ein leichter Rotschimmer ihr
Gesicht überflog, gab ihm zu denken. Es war noch nicht alles verloren.
Chiefinspektor Higgins erwartete den Agenten in der Halle. Er
hatte die obligatorische Pfeife zwischen den Zähnen stecken.
»Ich hoffe, daß Hündchen hält uns nicht zu lange auf, Edward«,
sagte Larry. Er hob schnuppernd die Nase Richtung Frühstücksraum, in dem
bereits vereinzelt ein paar Gäste saßen.
»Durch Sie komme ich um die erste Gaumenfreude dieses Tages«,
seufzte X-RAY-3. »Wissen Sie, worauf ich jetzt Lust hätte?«
»Ham und eggs ...«
»Genau. Reichlich garniert mit gebackenen Tomaten und
Champignons.«
»Sie sind ein Feinschmecker. Aber ich glaube, daß Sie doch
ziemlich schnell zu Ihrem Frühstück kommen werden. Vielleicht ist bis zu
unserer Ankunft in der Kingsroad der Hund schon wieder verschwunden.«
»Sie haben Erfahrung, scheint mir.«
»Bisher hatten wir immer Pech, zugegeben. Aber vielleicht klappt
es heute, Larry.«
Am Dienstwagen des Chiefinspektors, einem gepflegten
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