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016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo

016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo

Titel: 016 - Die Schlangenköpfe des Dr Gorgo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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noch zu haben geglaubt hatte, der Sinn, den sie in ihrem
scheinbar verpfuschten Leben noch sah, all dies war mit einem Mal anders. Ich
glaube, die Frau ahnte von Anfang an, daß Bianca nicht mehr zurückkommen würde.
Sie war überzeugt davon, daß auch ihr Kind ein Opfer Gorgos geworden war.
    Sie hat sich nicht getäuscht, und die Angst, die Sorge, das Warten
in schlaflosen Nächten das Grübeln - dies alles hat mit dazu beigetragen, daß
Mrs. Wells sich - veränderte.«
    »Sie meinen - sie verlor den Verstand?« fragte X-RAY-3.
    »Sie wurde komisch. Das ist ein besserer Ausdruck dafür: Daß sie
sich veränderte, dafür sind ihre Sorgen verantwortlich zu machen. Gerade weil
sie jetzt so ist, vermute ich, daß der Collie, der so unverhofft auftauchte,
etwas mit ihrer merkwürdigen Art zu tun hat.«
    »Das heißt: Sie glauben ihr nicht, Edward?«
    »Ich habe den Hund bis zur Stunde noch nicht gesehen. Zweimal
schon während der vergangenen Tage hat uns Mrs. Wells informiert. Jedesmal wenn
wir kamen, war der Hund verschwunden. Erkundigungen in der Nachbarschaft haben
ergeben, daß in der betreffenden Gegend zwar hin und wieder ein Collie gesehen
wurde, ob er jedoch auf den Namen Bianca hört...«
    Larry Brent nickte kaum merklich. Der Chauffeur zog den Hillman
gerade in einer weiten Kurve um das Queen Victoria Memorial. Die riesige
goldene Statue hob sich schimmernd aus dem grauen, trüben Morgen. Im Hintergrund
hinter den starken Eisenzäunen war der Buckingham Palast zu erkennen. Auf dem Dach
wehte die königliche Fahne. Ein Zeichen dafür, daß die Queen zu Hause war.
    Über die Buckingham Palace Road ging es direkt nach Chelsea
hinein. Der Fahrer steuerte den Wagen mit Bravour in den starken Verkehr, der
um diese Zeit wie eine Welle aufkam. Noch hundert Meter bis zum Sloane Square,
und dann lag die gesamte Kingsroad wie aus einem Guß vor ihnen. Zu beiden
Seiten der Straße Banken und Cafes, Restaurants und die vielen hundert kleinen,
sich stark voneinander unterscheidenden Geschäfte. Bücherläden und Boutiquen,
Record Shops und Poster Shops, der Welt größter Antiquitätenladen, ein flacher
Bau, in dem junge Menschen wie auf dem Jahrmarkt einen kleinen Stand neben dem
anderen aufgebaut hatten und hier ihre Ware feilboten. Von der Krawattennadel,
deren Zierde ein echter, abgekochter Rattenkopf war, bis zu einem kostbaren
Gemälde konnte man hier alles bekommen. Es gab Schmuck und Edelsteine, alte
Kleidungsstücke, Skulpturen, wurmstichige Kommoden, Offiziersuniformen und uralte
Einrichtungsgegenstände, Porzellane und Kinderspielzeug aus dem sechzehnten
Jahrhundert.
    Dies alles erfuhr Larry, während der Hillman die scheinbar endlose
Straße hinabfuhr. Higgins schien das Thema von vorhin völlig vergessen zu
haben, und er kehrte den anderen Menschen in sich vor. Es bereitete ihm
offensichtlich Vergnügen, dem amerikanischen Besucher die Besonderheiten
Londons zu erklären.
    Larry war schon mehr als einmal in dieser Stadt, aber man lernte
sie nie genau kennen. London hatte viele Gesichter, und immer war es ein anderes.
    »Sie machen mich neugierig«, sagte Larry, während er einen Blick
zurückwarf. Von den hundert kleinen Läden war nur ein einziges Schaufenster und
eine schmale Tür zu sehen. Links neben dem Block befand sich ein torähnlicher
Eingang. Unter diesem Torbogen stellten ebenfalls junge Menschen ihre Waren
aus, die sie von privater Seite erhielten oder bei ihren Streifzügen auf dem
New Caledonian Market fanden. »Wenn ich Zeit habe, dann gucke ich mir den Laden
genauer an. Vielleicht finde ich was für meine Schwester.«
    »Garantiert.«
    Rund dreihundert Meter weiter bat Higgins den Chauffeur
anzuhalten. Zwischen einer Bank und mehreren kleinen Läden, die grellfarbig
gestrichen waren, stand ein dunkles, altes Wohnhaus. Ein Torbogen führte zu einem
düsteren, feuchten Hinterhof, in dem es nach Abfällen stank. Die Mülltonnen
quollen fast über, obwohl die Müllarbeiter Londons im Moment ihre guten Tage zu
haben schienen und einmal nicht streikten.
    »Warten Sie hier«, erklärte Higgins dem Fahrer. Gemeinsam mit
Larry durchquerte er den düsteren Hinterhof. Im Quadrat waren die anderen
Häuser darum herum gebaut. Links stand ein Block, der von einer Phosphorbombe
im letzten Krieg getroffen worden war. Außer den Grundmauern War nichts mehr zu
sehen. Leer starrten die Fensterhöhlen in den Hof. Wie tote, ausgebrannte
Augen.
    Genau neben diesem Trümmergrundstück lag ein handtuchschmales
Haus,

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