0160 - Der Sammler
Moment, während der Geier auf das Kreuz starrte, als wäre es ein Ding von irgend einem anderen Stern.
»Bleiben Sie zurück«, warnte ich ihn und öffnete vorsichtig die Tür. Ich schaute durch den Spalt und sah ein leeres Zimmer. Keine einzige Schlange befand sich darin.
Der Geier sah an mir vorbei. »Was ist denn los, zum Henker?«
Ich deutete auf den Staub am Boden. »Hier könnte auch mal geputzt werden oder?«
Der Geier bekam fast einen Herzinfarkt. Er würgte Laute hervor, die schon nichts Menschliches mehr an sich hatten. Ich aber grinste und drehte mich um.
»Was wollten Sie von mir?«
»Telefon, unten!« keuchte er.
»Danke.« Ich ließ den Knaben stehen und ging dorthin, wo die Wache hockte.
Der Hörer lag neben dem Apparat. Der Wachhabende schaute mich aus großen Augen an. Es schien sich herumgesprochen zu haben, daß man mit mir nicht machen konnte, was man wollte.
Ich meldete mich.
»Sie scheinen sich ja mal wieder reizend benommen zu haben«, hörte ich die Stimme meines Chefs.
»Wieso?«
»Als ich anrief, beschwerte sich Mr. Malcolm bei mir.«
Malcolm war der Geier.
»Was hat er denn gesagt, Sir?«
»Darüber möchte ich schweigen. Aber Sie blamieren mal wieder Scotland Yard.«
»Wieso mal wieder? Ich war doch nicht scharf darauf, diesen komischen Lehrgang mitzumachen. Zudem lasse ich mich nicht gerne wie ein Halbaffe durch die Prärie schleifen.«
»Ihnen fehlt eben die Disziplin.«
»Und die sittliche Reife«,, sagte ich grinsend.
»Die kommt auch noch hinzu.«
Der alte Knabe war ganz schön in Form. Aber er kam zur Sache.
»Sie befinden sich doch in der Nähe von Tullham?«
»Genau, Sir.«
»Und aus Tullham haben wir einen seltsamen Anruf bekommen. Sie können sich mal darum kümmern.«
»Worum geht es, Sir?«
»Um eine Steinleiche ohne Kopf.«
»Aha«, sagte ich nur.
»Reicht Ihnen das nicht?«
»Doch, doch, für den Anfang.« Ich kratzte mich am Kopf. »Und wer, bitte schön, hat die Leiche gefunden?«
»Danach fragen Sie am besten den zuständigen Polizisten. Sinclair, ich erwarte dann Ihren Bericht.«
»Geht in Ordnung, Sir.« Ich legte auf.
Als ich mich umdrehte, stand der Geier in der Tür. Ich grinste ihn an. »Tut mir leid«, sagte ich, »aber meinen Einsatz muß ich abbrechen. Schade, hatte mich gerade daran gewöhnt. Und schlafen Sie wohl, Meister.«
Er reckte den Kopf vor, hob den rechten Arm, zusätzlich noch den Finger und drohte mir. »Irgendwann, Sinclair, wird Ihnen das große Maul noch vergehen.«
»Aber nicht durch Sie.« Ich ging an ihm vorbei und hörte ihn noch sagen: »Unverschämter Kerl.«
Der andere meinte: »Hat aber Courage.«
Daraufhin bekam er einen Anpfiff, der sich gewaschen hatte.
Ich ging die Treppe wieder hoch. Ein wenig mulmig war mir doch zumute, als ich mein Zimmer betrat.
Es war leer.
Jetzt schnappte ich mir die Beretta und nahm auch meinen Koffer. Mit dem Gepäckstück in der Hand lief ich nach unten und steuerte den Parkplatz an, wo auch der Bentley stand.
Die Sonne spiegelte sich auf dem Lack des Bentley. Ich stieg ein, startete und sah den nachgemachten James Bond, wie er angekeucht kam. Grinsend winkte ich ihm zu.
Die Augen quollen ihm fast aus den Höhlen, als er meinem Wagen nachschaute. Wahrscheinlich biß er sich gleich vor Wut in den Bauch. Sollte er, es war ja nicht meiner.
Ich passierte zwei Sperren, fuhr eine schmale Waldstraße entlang und erreichte eine Kreuzung.
Links ging es nach Tullham.
Zehn Meilen waren es bis zum Ziel. Der Fall beschäftigte mich schon längst. Und ich war sicher, daß mein makabrer Fund und das Auftauchen der Schlangen unmittelbar mit der Sache, die in Tullham passiert war, zu tun hatte…
***
Das Geschäft lag inmitten der City. Tullham besaß sogar eine Einkaufsstraße, und dort stach der große Laden jedem sofort ins Auge. Zwei Filialen befanden sich in den Nebenstraßen. Abe Holbrook besaß fast das Monopol.
So etwas ärgerte Melvin Nichols auch noch. Holbrook konnte praktisch die Preise diktieren.
Neben dem Laden befand sich eine Durchfahrt. Sie führte in den Hof, wo auch der Lagerschuppen stand. Er war etwas höher gebaut. Parallel zu seiner Vorderseite lief eine Rampe. Und im rechten Winkel dazu stand ein Bau, der als Reparaturhalle diente.
Dort arbeiteten zehn Angestellte. Sie kümmerten sich um defekte Fernseher, Stereoanlagen und was es sonst noch alles gab.
Der Polizist fuhr den Wagen mitten auf den Hof, hielt und stieg aus.
An den Fenstern der
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