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0160 - Der Sammler

0160 - Der Sammler

Titel: 0160 - Der Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stein bestand, doch leicht glitt er weiter.
    Links von mir lag die Beretta, zwischen Bentley und Straßengraben.
    Die mußte ich haben.
    Ich hechtete auf meine Waffe zu, als der Kerl nach mir trat. Er hätte mich sicherlich getroffen, doch ich war zu schnell, so streifte sein Tritt nur die Stoßstange des Wagens und schüttelte das Gefährt regelrecht durch.
    Ich prallte auf den Asphalt. Die rechte Hand schmerzte noch immer, die Finger bekam ich nicht gekrümmt und konnte die Beretta aus diesem Grunde mit der Rechten nicht fassen.
    Ich nahm die linke Hand.
    Dabei mußte ich mich zur Seite wälzen, das wiederum kostete Zeit, und bevor ich die Waffe an mich nehmen konnte, trat der andere sie blitzschnell weg.
    Ich griff ins Leere.
    Jetzt hatte er mich.
    Ich hörte sein düsteres Lachen, sah die Bewegung, und dann holte er irgend etwas hinter seinem Rücken hervor, das sofort anfing zu summen.
    Meine Augen wurden groß, als ich den Gegenstand erkannte.
    Es war eine Säge!
    Plötzlich bildete sich in meinem Magen ein dicker Klumpen, während der andere dumpf und dröhnend lachte.
    Dann vernahm ich das Surren. Ein Sonnenstrahl fiel auf das längliche Sägeblatt.
    Es blitzte auf.
    Der andere ließ sich vor mir auf die Knie fallen. Rauh drangen die nächsten Worte aus seinem Mund.
    »Deinen Kopf!« flüsterte er. »Ich will deinen Kopf…«
    ***
    Der tote Ty Garret lag aufgebahrt im Schauhaus. Dean Summer hatte ihn dorthin schaffen lassen. Sie besaßen keine Kühlkammer mit Schubläden, wie in den großen Städten, sondern nur einen kleinen Raum, der kalt war und gleichzeitig als Sezierraum diente.
    Das kleine Schauhaus lag neben der Polizeistation. Es war praktisch ein Anbau, und die Beamten konnten ihn durch eine Verbindungstür betreten.
    »Jetzt brauche ich erst einen Whisky«, sagte Dean Summer.
    »Sie auch einen, Doc?«
    Der Arzt nickte.
    Summer schenkte ein. Er ging großzügig mit dem Alkohol um, auch wenn er sonst einen Tropfen im Dienst ablehnte, aber jetzt brauchte er einfach einen Schluck, anders konnte er den Horror nicht verdauen, den er hinter sich hatte.
    Die beiden Männer hoben die Gläser und prosteten sich zu. Und beide verzogen die Gesichter, als sie die leeren Gefäße wieder absetzten.
    »Haben Sie eine Erklärung, Doc?« fragte Summer.
    »Nein.«
    »Und die Sache mit der Medusa?«
    Der Arzt strich über sein schütteres Braunhaar. »Wenn ich ja selbst kein Wissenschaftler wäre, dann würde ich nach Betrachtung der Leiche sägen, da ist etwas dran. Aber ich habe Medizin studiert, ich bin zwar kein Naturwissenschaftler, doch ich denke so. Ich kann das nicht glauben, verstehst du?«
    Dean Summer nickte.
    »Gib mir noch einen Schluck«, verlangte der Doc.
    Summer schenkte ihm ein Glas ein. Der Arzt war ziemlich durcheinander, ein Weltbild war zerstört worden. Lebende Steinmenschen, wo gab es denn so etwas?
    Er leerte das Glas.
    »Und was wollen Sie mit der Leiche machen, Doc?« erkundigte sich Summer.
    »Nichts«, erwiderte der Arzt und stellte sein Glas auf den Tisch.
    »Was?«
    »Nein, ich warte auf die Spezialisten vom Yard.« Er grinste.
    »Das sind doch immer die Alleskönner.«
    »Ja, so kommen sie sich vor.«
    »Das Haus dieser angeblichen Medusa steht doch noch, oder?« erkundigte sich der Arzt.
    »Klar.«
    »Wollen Sie hin?«
    Der grauhaarige Dean Summer schüttelte entsetzt den Kopf.
    »Ich bin doch nicht lebensmüde. Nein, Doc, ich gehe da nicht hin. Keinen Fuß setze ich über die Schwelle.«
    Der Doc runzelte die Stirn. »Glauben Sie wirklich an den Fluch der Medusa?«
    »Ja.«
    »Aber wie kommt das?«
    »Wieso?«
    »Ich meine, eine Medusa entsteht nicht so aus dem Handgelenk. Da gibt es doch eine Vorgeschichte. Diese griechische Sage, zum Beispiel.«
    »Ich kenne mich nicht so aus«, erwiderte Dean Summer. »Ich weiß nur aus der Schule, daß derjenige, der die Medusa anschaut, zu Stein wird.«
    »Und das ist früher geschehen?« erkundigte sich der Arzt, der erst seit zwanzig Jahren in diesem Ort lebte. Seine Vorfahren stammten aus Ipswich.
    »So ist es.«
    »Hat es damals auch Steinmenschen gegeben?«
    Dean Summer nickte.
    »Und wie ist es ausgegangen?«
    »Man hat diese Medusa eingemauert. Irgend jemand hat sich einen Spiegel genommen und ist in das Haus gegangen.«
    »Wer war das?«
    »Ein gewisser Dobbs.«
    »Was wurde über ihn bekannt, als er zurückkam?«
    »Nichts, mein Lieber«, erwiderte Dean Summer. »Er ist nämlich nicht zurückgekommen.«
    Jetzt wurde der Arzt blaß.

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