Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0160 - Der Spiegel des Grauens

Titel: 0160 - Der Spiegel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
er mit Hilfe seiner gewaltigen Körperkräfte die Tragschraube mehr dirigierte als die Schraube ihn. Joel hätte auch durchaus nichts dagegen gehabt, Harney das gebührende Maß an Bewunderung zu zollen. Aber Harney übertrieb die Dinge. Da Nino sich so unglücklich anstellte, glaubte er offenbar, jetzt sei die Zeit gekommen, sich bei Barbara ins rechte Licht zu setzen. Er glitt hinauf und hinunter, machte Kopfstände und schlug Räder. Er benahm sich wie ein Clown, und Joel faßte den Entschluß, ihn zurechtzuweisen, sobald sie in das unübersichtliche Gebiet der Hügel kamen. Ein Jahrmarkt der Eitelkeit, dachte Joel voller Grimm.
    Er war sicher, daß die Leute schließlich begreifen würden, worauf es hier auf Zannmalon wirklich ankam. Die Frage war nur, wieviel Unheil bis dahin geschehen sein mochte.
    Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, als es losging. Sie hatten den Fuß der Hügelkette erreicht und glitten auf den sanften Einschnitt zwischen zwei Hügeln zu. Da sah Joel die kleine Kolonne von Hornschrecken, die sich über die Flanke des einen Hügels schob.
    Die Tiere hatten es nicht besonders eilig. Sie sprangen nicht, wie es sonst die Art der Hornschrecken war, sondern krochen langsam über den Boden. Joel hatte den Eindruck, sie seien erschöpft. Aber er hatte keine Zeit, eine sorgfältigere Bobachtung anzustellen. Pitter Laurensen hatte die Tiere ebenfalls bemerkt und stieß einen schrillen Triumphschrei aus. „Das sind die ersten!" hörte Joel ihn brüllen. „Los, holen wir sie!" In der nächsten Sekunde drosselte er die Leistung seiner Tragschraube und sank auf den Boden hinunter. Einen Atemzug lang war Joel starr über soviel unverfrorene Selbständigkeit. Dann fing er an zu schreien. „Kommen Sie zurück, Sie Narr! Pitter! Sofort zurück!" Pitter hörte nicht. Mit all seiner wissenschaftlichen Begeisterung schoß er auf die Hornschrecken zu. Er wedelte mit den Armen und bewegte die Beine, als hätte er schon längst festen Boden unter den Füßen. Mit der rechten Hand griff er nach dem Kolben des Thermostrahlers, der aus dem Gürtel seiner Kombination hervorragte, und riß die Waffe heraus. Er war jetzt noch etwa zwanzig Meter von der vordersten Hornschrecke entfernt.
    Die Gruppe hatte angehalten. Ratlos scharten die Leute sich zusammen. Die surrenden Tragschrauben bildeten einen flirrenden Kreis. Joel fuhr mit Vehemenz mitten darunter. Seine Schraube schlug kreischend Joey Peters Gerät beiseite. Joey kehrte hastig zurück.
    „Wir bleiben alle hier!" schrie Joel. „Niemand rührt sich von der Stelle!"
    Keiner antwortete. Joel löste sich aus dem Gedränge. Nur ein paar Meter schwebte er zur Seite - um Pitter besser sehen zu können und trotzdem in wirksamer Nähe zu sein, wenn noch ein anderer auf die Idee kam, sich selbständig zu machen.
    Pitter hatte inzwischen das Feuer eröffnet. Wochenlang hatte man ihm beigebracht, daß Hornschrecken nur getötet werden konnten, wenn man sie mit einem scharfgebündelten Blasterstrahl in der unmittelbaren Umgebung der Einschnürung traf. Pitter hatte alles vergessen.
    Weit gefächert huschte der Strahl seiner Waffe über die Gruppe der Hornschrecken - und blieb völlig ohne Wirkung. Die Tiere richteten sich auf. Sie waren gewarnt, und wenn Pitter nicht innerhalb weniger Sekunden zur Vernunft kam, dann war er verloren.
    Er landete. Mit den Bewegungen, die die Beine schon in der Luft gemacht hatten, fing er den Ruck auf.
    Er glitt jedoch auf der Molkex-Masse aus. Strampelnd fiel er zu Boden und rutschte ein Stück weit. Das war seine Rettung. Die vorderste Hornschrecke hatte das ringsum von Zangen bewehrte Maul aufgerissen und einen scharfen Säurestrahl verspritzt, genau dorthin, wo Pitter zu Boden gekommen war. Ohne Schaden anzurichten, verspritzte die gelblich-grüne Flüssigkeit auf der Molkex -Schicht.
    Jemand stieß Joel an. Er fuhr herum. Karl Halbein schwebte neben ihm.
    „Sie können ihn nicht einfach vor die Hunde gehenlassen!" schrie er ihn an. „Er ist von Sinnen."
    „Eben!" brüllte Joel zurück. „Besser einer als zwei."
    Karl schüttelte den Kopf.
    „Da mache ich nicht mit", erklärte er energisch. „Ich gehe hinunter und helfe ihm."
    „Sie bleiben hier!" befahl Joel.
    So rasch, daß Joel es nicht mehr verhindern konnte, griff Karl zum Gürtelschloß und verlangsamte den Lauf der Tragschraube. Wie ein Stein sank er zu Boden und fing sich dicht über der glitzernden Molkex-Schicht in einer kühnen, eleganten Kurve.
    Joel

Weitere Kostenlose Bücher