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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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trinken wollte.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Ob ich wollte oder nicht, meine Gedanken kehrten automatisch immer wieder zu diesem Ereignis zurück, das mir Ben geschildert hatte.
    Nach einiger Zeit war mir klar, daß ich die ganze Nacht kein Auge zutun würde, bevor ich nicht alles versucht hätte, was man zur Lösung dieses Rätsels überhaupt versuchen könnte.
    Ich setzte mich wieder in meinen Jaguar und fuhr zurück. Noch einmal fuhr ich langsam an der Villa vorbei, die mir Ben gezeigt hatte.
    Im hochgelegenen Erdgeschoß waren zwar die Vorhänge geschlossen, aber man sah doch deutlich, daß hinter ihnen Licht brannte. Außerdem schlossen die Vorhänge an einem der Fenster nicht ganz.
    Es mußte möglich sein, wenn man auf den Sims trat, der etwa in Brusthöhe rings um das Haus zu verlaufen schien, einen Blick in das Innere des Zimmers zu werfen.
    Vielleicht vermochte mir schon dieser Blick alles zu erklären.
    Vielleicht konnte ich mit eigenen Augen eine Frau sehen, der zwar eine gewisse Ähnlichkeit mit Raila Sheers nicht abzusprechen war, die aber doch ganz eindeutig eine andere war.
    Ich war als G-man seit Jahren daran gewöhnt, mir Gesichter einzuprägen und Kleinigkeiten zu beachten. Ben hatte diese Übung nicht, konnte sie nicht haben. Wie leicht war es da möglich, daß er eben doch einer Ähnlichkeit zum Opfer gefallen war.
    Ich fuhr den Jaguar in die nächste Seitenstraße und schloß ihn ab. Wie ein Mann, der vor dem Schlafengehen noch einen kurzen Spaziergang unternimmt, bummelte ich um die Straßenecke zurück.
    Eines war klar: Ich durfte mich nicht ertappen lassen.
    Als G-man ist man strenger als andere Leute an die Gesetze gebunden. Und unsere Gesetze bestimmen, daß man selbst als Polizeibeamter ohne richterlichen Haussuchungsbefehl nichts auf einem fremden Grundstück zu suchen hat. Die wenigen Ausnahmen, die für diese Regel gelten, sind ebensogenau festgelegt wie die Regel selbst. Unsere Richter nehmen eine Verletzung dieser persönlichen Grundrechte sehr ernst, und sie tun gut daran.
    Ich bummelte also erst einmal langsam die Straße entlang und an dem Hause vorbei. Dabei musterte ich unauffällig die Örtlichkeit.
    Im Vorgarten, der etwa zehn Yards tief war, standen ein paar Büsche, drei oder vier Bäume, und links an der Grundstücksgrenze stand eine lange Hecke, die senkrecht zur Straße verlief.
    Menschen waren nicht zu sehen.
    Der Zugang zu der Villa wurde von drei Torpfeilem flankiert. Zwischen dem rechten und dem mittleren lag das breite Tor der Autoeinfahrt. Links davon gab es eine schmalere Gittertür für den Personendurchgang. Die schmalere Tür war geschlossen.
    Aber das breite Tor für die Autoeinfahrt stand weit offen.
    Ganz hinten konnte man im Schein der Straßenlaternen eine Garage erkennen, deren Tor ebenfalls sperrangelweit offenstand. Die Garage selbst war leer.
    Also mußte ein Auto unterwegs sein. Das machte die Angelegenheit für mich noch riskanter. Es konnte sein, daß der Wagen genau in dem Augenblick zurückkam, wo ich auf dem Sims stand und durch den Spalt im Vorhang ins Zimmer zu blicken versuchte.
    In diesem Falle hätte ich im Scheinwerferlicht des zurückkehrenden Autos gestanden. Aber ich hoffte, daß ich einen heranfahrenden Wagen hören würde, solange er noch auf der Straße war.
    Vom Fenster bis hinter einen der Büsche war kein weiter Weg.
    Während ich die Straße weiterging, überlegte ich mir mein Vorgehen. Ich war mit dem Gedanken schon so auf meinen Plan festgebissen, daß ich den Plan selbst nicht mehr überlegte. Es ging mir nur noch um die Art seiner Ausführung.
    Die Straßenlaterne warf den Schatten zweier dicht beieinander im Vorgarten stehender Bäume auf die Hauswand. Und zwar ziemlich genau auf die Wand unterhalb des Fensters, das für mich in Frage kam. Wenn ich mich eng an die Hauswand preßte, konnte man mich von der Straße her wahrscheinlich nicht vom Schatten der Bäume unterscheiden. Das war günstig für mich.
    Als ich in meinen Überlegungen soweit- gekommen war, machte ich kehrt und ging zurück. Knapp vor dem Tor der Villa hörte ich das Geräusch eines herankommenden Wagens.
    Ich blieb stehen und zündete mir eine Zigarette an.
    Dabei hielt ich die offenen Hände so vor das Gesicht, daß man garantiert nicht mehr als den Hut von meinem ganzen Kopf sehen konnte.
    Meine Vorsicht war überflüssig, denn der Wagen brauste vorüber, ohne auch nur die Geschwindigkeit herabzusetzen. Ich wartete, bis er weit genug entfernt war,

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