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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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mit der Entwicklung der Dinge keineswegs zufrieden, denn kein Kriminalist ist je mit halb gelösten Rätseln zufrieden, aber wir konnten auch nichts weiter zur Lösung dieser Fragen unternehmen, als was wir schon unternommen hatten.
    Zu einem Zeitpunkt, als sich das Schicksal gerade anschickte, die Lösung dieser Fragen voranzutreiben, versuchten wir uns damit abzufinden, daß diese Fragen wahrscheinlich niemals geklärt würden.
    ***
    Ein paar Wochen vergingen, und wir dachten schon längst nicht mehr an den Fall Ollegan mit seinen ungeklärten drei Fragen. Der Dienst hatte uns mit all seinen aufreibenden Pflichten wieder voll in Anspruch genommen.
    Mein Arm war vollkommen ausgeheilt, und übrigens war auch Ben Warren aus dem Krankenhaus entlassen worden.
    Wir hatten in diesen Wochen zwei Fälle zu bearbeiten, über die ich Ihnen bei einer anderen Gelegenheit berichten werde. Eines Abends aber gab es eine unerwartete Fortsetzung des Falles Ollegan.
    Und merkwürdigerweise fing auch diese Fortsetzung wieder mit Ben Warren an.
    Es war abends gegen zehn, und ich wollte mich gerade ausziehen, um ins Bett zu gehen, als es an meiner Wohnungstür klingelte.
    Erstaunt hörte ich auf, mir das Hemd aufzuknöpfen. Um diese Zeit Besuch für mich? Ich hatte in New York außer den Kollegen keine Freunde. Nur Phil, aber der war heute abend direkt vom Office aus mit einem Taxi nach Hause gefahren, weil er genau wie ich nach den Strapazen der letzten Wochen todmüde gewesen war. Wer also sollte es sonst sein?
    Ich angelte mir die Schulterhalfter, die ich schon abgeschnallt und über eine Stuhllehne gehängt hatte. Als G-man ist man in gewissen Kreisen nicht sonderlich beliebt, und man muß mit unerfreulichen Überraschungen zu jeder Tageszeit rechnen.
    Mit dem Revolver in der Hand näherte ich mich auf Zehenspitzen der Wohnungstür. Ich hatte nicht abgeschlossen, und diesen Umstand machte ich mir zunutze. Ich holte tief Luft, und dann riß ich die Tür mit einem Zug auf.
    Ben Warren stand da.
    Er wich erschrocken einen Schritt zurück, als ich wie ein Berserker die Tür aufriß.
    Ich ließ die Waffe sinken und sagte: »Hallo, Ben! Das ist aber eine Überraschung! Komm rein, mein Junge!«
    Ben trat zögernd über die Schwelle.
    Er hatte eine Mütze in der Hand und drehte sie verlegen.
    »Sie müssen schon entschuldigen, Mister Cotton«, sagte er. »Ich meine, daß ich Sie so spät störe, aber…«
    Er brach ab und suchte nach Worten. Ich klopfte ihm auf die Schulter und führte ihn in mein Wohnzimmer.
    »Aber das macht doch nichts, Ben. Und so spät ist es ja noch gar nicht. Ich wollte zwar gerade ins Bett gehen, denn diese vergangene Woche hat uns ziemlich viel Strapazen aufgebürdet, aber ich kann gern noch eine Stunde wach bleiben. Wann bist du denn aus dem Krankenhaus entlassen worden?«
    »Vorgestern, Mister Cotton.«
    »Und was macht die Wunde? Ist der Stich richtig verheilt? Alles wieder in Ordnung?«
    »Alles, Mister Cotton. Der Chefarzt hat gesagt, daß bestimmt nichts Zurückbleiben würde. Ich war natürlich in den ersten Tagen ein bißchen schwach auf den Beinen, aber jetzt geht es schon wieder ganz gut.«
    »Das freut mich, Ben. Meine Kollegen und ich - wir haben uns sehr viel Sorgen um dich gemacht. Besonders in der ersten Nacht. Nach der Operation stand es bei dir auf Messers Schneide, das weißt du vielleicht.«
    »Ja, mein Vater erzählte es mir, als ich wieder zu Hause war. Meine Eltern haben sich auch sehr gefreut, als ich entlassen wurde.«
    »Das kann ich mir denken. Ich habe in jener Nacht deinen Eltern Bescheid gegeben. Ich fand sie sehr nett.«
    Ben nickte: »Ja, das sind sie sicher. Besonders Daddy. Obgleich er mich nicht immer versteht…«
    Ich lachte: »Ben, das Problem hat es gegeben, seit es Menschen gibt. Ich finde, als intelligenter Mensch sollte man sich darüber im klaren sein, daß es zwischen den verschiedenen Generationen immer Dinge gibt, in denen die Meinungen auseinandergehen. Das sollte man nicht so wichtig nehmen.«
    Ben sah mich groß an: »So, wie Sie das sagen, Mister Cotton, so kann man das auch verstehen«, sagte er mit glänzenden Augen. »Ich glaube, ich werde mich in Zukunft mit Daddy noch viel besser vertragen. Mit Mammy auch, aber die hat sowieso nicht sehr viel Zeit für mich. Ich ja auch nicht für sie, weil ich sie doch nur störe.«
    »Ach, sie ist berufstätig?«
    »Nicht eigentlich, Mister Cotton. Sie schreibt einen Roman über ihre Kindheit. Einen sehr lustigen Roman. Sie

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