Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
noch nie ein Mädchen gegeben, bei dem Nagalesco nicht erreicht hatte, was er wollte. Die vielen Erfolge machten in verständlicherweise selbstsicher, und er war zuversichtlich, daß er auch bei Joan Duxbury ans Ziel kommen würde. Er hatte einer Frau viel zu bieten. Trotz seiner Jugend hatte er schon reichlich Erfahrung gesammelt, und Joan würde bestimmt auf ihre Kosten kommen.
    »Ein Krokodil«, knurrte er und schüttelte den Kopf. »Aus der Wand. Lächerlich.«
    Ein seltsames Gefühl schlich sich in seinen Magen. Erst war es nur ein leichtes Unwohlsein. Dann aber ging es weiter mit Magendrücken und wellenartigen Magenkrämpfen.
    Auf einer Kommode stand eine Scotchflasche, zwölf Gläser daneben. Er öffnete die Flasche, goß eines der Gläser halb voll und trank. Der Schnaps verschaffte ihm sofort Erleichterung.
    Aber nur für wenige Augenblicke. Dann kamen die Schmerzen wieder. Er trank noch einmal dasselbe Quantum. Wieder wurde ihm kurz besser. Aber die Schmerzen blieben nicht weg.
    »Verdammt!« keuchte Nagalesco. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    Die Schmerzen nahmen zu. Hätte er die Hähnchenkeule nicht essen sollen? War das köstliche Zeug auf der Tafel tatsächlich vergiftet?
    Er drehte sich um. Im selben Moment weiteten sich seine Augen.
    Angewidert starrte er auf die Tafel. »Großer Gott!« stöhnte er. Fauliger Geruch stieg ihm in die Nase. Die leckeren Speisen waren allesamt verdorben. Über die Silbertabletts liefen häßliche Ratten, während sich auf dem Essen Würmer und Ungeziefer bewegten.
    Ein schrecklicher Ekel würgte Nick Nagalesco. Er wurde grün im Gesicht, wandte sich von der Tafel ab und rannte zur Tür. Er glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Sobald er die Tür erreichte, wollte er sie aufreißen, doch sie schien zu klemmen, oder hatte Joan Duxbury sie abgeschlossen? Er wollte mit den Fäusten gegen das Holz hämmern.
    Da vernahm er hinter sich ein gemeines Gelächter. Es riß ihn herum, und er sah einen alten Mann. Eine Ausgeburt der Häßlichkeit mit schlohweißem Haar. Es hieß, daß Oscar Nash die Menschen schon mit seinem Aussehen allein zu Tode erschrecken konnte.
    Also mußte das Nash, der Hexer, sein!
    »Verdammt, wer sind Sie?« fragte Nagalesco, obwohl er es zu wissen glaubte. »Was haben Sie in diesem Haus zu suchen?«
    »Ich gehöre hierher«, sagte der häßliche Alte. »Dies ist mein Haus. Ich habe es erbaut.«
    Glühende Schmerzen tobten in Nagalescos Magen. Er preßte die Hände darauf. »Was ist mit dem Essen?«
    »Es ist verdorben«, sagte Nash höhnisch. »Aber Sie in Ihrer Gier haben es nicht bemerkt.«
    »Es hat verlockend und genießbar ausgesehen.«
    »Tollkirschen sehen auch verlockend und genießbar aus. Oder der Fliegenpilz…«
    »Was wird mit mir geschehen?« stöhnte Nagalesco.
    »Du wirst sterben!« sagte der Hexer kalt. »So wie die drei andern, die das Geheimnis meines Hauses erforschen wollen! Aber du wirst nicht durch diese verdorbenen Speisen dein Leben verlieren, sondern durch mich!«
    Die Schmerzen ebbten ab. Nagalesco ging es wieder besser. Er wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von seiner Stirn. Neue Hoffnung schöpfend, suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Da, wo Nash stand, begann die Luft zu flimmern und zu knistern.
    Der Alte war nicht mehr genau zu erkennen. Seine Konturen verschwammen. Nagalesco hatte den Eindruck, der Hexer würde sich auf den Boden legen, und als sich die Luft wieder beruhigte, sah der Verwalter, was aus Nash geworden war.
    Ein widerliches, blutrünstiges Krokodil!
    ***
    Von diesem Moment an war Nick Nagalesco bekehrt. Er war bereit, alles zu glauben, was man über dieses Schreckenshaus erzählte. Er wäre auch bereit gewesen, Professor Chandler gegenüber Abbitte zu leisten. Aber würde er dazu noch Gelegenheit haben?
    Er dachte an Tom Levant, das bisher letzte Ofer des Hexers. War der Mann auch von diesem Krokodil angefallen worden? Das geschuppte Monster kroch langsam auf den Verwalter zu.
    Nagalescos Blutdruck schnellte nach oben. Entsetzt starrte er auf das gefährliche Reptil, das mit seinen kräftigen kurzen Beinen über den Boden kroch. Ein mordgieriges Funkeln war in den geschlitzten Augen der Bestie.
    Nagalesco wich zurück. Er ergriff einen der schweren Stühle, packte ihn mit beiden Händen und stellte sich dem Untier. Fauchend klappte das Krokodil sein riesiges Maul auf.
    Nagalesco nahm all seinen Mut zusammen. Er stieß zu. Schnapp!
    Die harten Zähne bissen ein Stuhlbein glatt durch. Als

Weitere Kostenlose Bücher