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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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berührte eine Hand, die mich festhielt. Ein markerschütternder Schrei war die Folge.
    Mit einer zweiten Zombiehand stellte ich den Kontakt her. Sofort schnappten die bleichen Totenfinger auf und gaben mich frei. Ich konnte mich sofort besser bewegen, wischte mit dem Kruzifix über die Gesichter der Umstehenden und wandte mich dann Nick Nagalesco zu, der mit Schwung auf mich zukam.
    Ich hieb ihm das Kreuz seitlich an die Schläfe. Er starrte. Ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper, und plötzlich begann der harte Steinschädel zu rieseln. Wie Puderzucker fiel der feine Sand über Schultern, Rücken und Brust.
    Der Tote hatte keinen Kopf mehr. Aber ich hatte ihn damit nicht völlig vernichtet. Er blieb auf den Beinen. Ein kopfloses Wesen.
    Schrecklich anzusehen. Ich wollte ihm den Rest geben, aber eine Knochenfront aus drei Skeletten lenkte mich ab.
    Ich mußte mich ihr zuwenden.
    Eine Zombiefaust traf mich schmerzhaft und gemein. Mir wurde klar, daß ich keine Minute länger im Kreis dieser Gegend bleiben durfte. Irgendwann würde es ihm gelingen, mich niederzustrecken.
    Ich mußte raus aus diesem tödlichen Kreis.
    Wuchtig warf ich mich gegen die drei Knochenmänner. Ihre Skeletthände griffen nach mir. Ich duckte mich, rammte die Knochengestalten auseinander, gab es ihnen mit dem Kruzifix, brachte zwei von ihnen zu Fall und vernichtete den dritten mit einem einzigen Schlag. Der Längsbalken meines Kreuzes fuhr ihm in die schwarze Augenhöhle und zerstörte sein schwarzes Ich.
    Scheppernd und klappernd brach er zusammen.
    Noch war aber der Fluchtweg nicht frei.
    Zwei Untote wollten es wissen. Ich sichelte dem einen die Beine unter dem Körper weg, während ich den zweiten mit dem Kreuz verscheuchte. Er warf sich angstvoll zurück.
    Der Kreis war durchbrochen.
    Ich stürmte aus dem Zentrum, rannte mit langen Sätzen davon, aber so leicht gaben meine Gegner nicht auf. Sie blieben mir auf den Fersen. Ich hatte eine stampfende, polternde Meute hinter mir…
    ***
    Professor Chandler wagte nicht einmal mehr zu atmen. Fingerdick glänzte der Schweiß auf seinem Gesicht. Würden die beiden Steinmonster am Schrank vorbeigehen? Oder würden sie ihn hier drinnen entdecken? Seine blutigen Knöchel schmerzten. Aber wenn das alles blieb, konnte er froh sein.
    Er hatte sich eindeutig zuviel zugemutet, und seiner Meinung nach war auch John Sinclair mit der Aufgabe, die er ihm zugedacht hatte, überfordert. Deshalb beschloß Chandler, dieses Spukhaus zu verlassen, falls er dazu noch Gelegenheit bekam.
    Er hatte Nash unterschätzt. Der Hexer war fast ebenso schlimm wie der Teufel. Nashs Kraft war so beeindruckend, daß es vernünftiger war, ihn in Ruhe zu lassen und das Feld zu räumen.
    Aber würde Nash dies zulassen?
    War jemals ein Mensch, der in dieses Schattenhaus geraten war, lebend wieder herausgekommen? Tom Levant? Der war nicht weit gekommen. Nick Nagalesco? Ja, der Verwalter war hier mehrmals ein und aus gegangen, ohne daß Nash sich auf ihn gestürzt hatte.
    Aber dafür hatte der Hexer bestimmt seinen Grund gehabt.
    Du wirst es schaffen! redete sich der Parapsychologe ein. Du wirst es schon irgendwie schaffen!
    Die schweren Schritte der Steinwesen näherten sich dem Schrank, in dem sich Chandler versteckt hatte. Sein Herz klopfte so laut gegen die Rippen, daß er befürchtete, die Schläge könnten ihn verraten.
    Eine Gänsehaut kroch ihm über den Rücken, als die beiden Figuren plötzlich stehenblieben. Sie gingen nicht weiter. Charles Chandler faßte sich unwillkürlich an den Hals.
    Was nun?
    Hatten sie ihn entdeckt? Hatten sie ihn aufgespürt? Vermochten sie ihre Opfer auf irgendeine Weise zu orten? Gab es überhaupt eine Möglichkeit, sich im Haus des Hexers zu verbergen?
    Geht weiter! dachte Chandler aufgeregt. Verdammt noch mal, so geht doch endlich weiter!
    Er hörte ein Knirschen – so, wie wenn Stein an Stein gerieben würde, und dann wurde blitzartig die Tür des Schranks aufgerissen.
    Das Ende! schoß es dem Parapsychologen durch den Kopf. Das ist das Ende! Er wußte plötzlich, daß aus einer Flucht nichts mehr werden würde. Er war verloren. Er konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Er würde – wie schon so viele seiner Kollegen – ein Opfer seines Berufs werden.
    Doch noch einmal flackerte das Flämmchen seines Lebenswillens auf. Er schnellte hoch und sprang aus dem Schrank.
    Joan Duxburys Ebenbild wollte ihn ergreifen. Er rammte dem steinernen Mädchen die Schranktür gegen den Körper.

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