0162 - Die Menschenfalle
den Arm. Ich drückte dagegen, aber ich war nicht stark genug.
Er richtete sich auf.
Es war sein Wille, daß ich das Kruzifix losließ, doch ich wehrte mich verbissen dagegen. Er verstärkte den Druck. Ich preßte die Kiefer zusammen. Chandler drohte mir den Arm zu brechen.
Ich hörte Geräusche hinter mir und blickte zurück. Die Knochenbande, mit der ich mich schon mal herumgeschlagen hatte, tauchte auf. Angeführt wurde sie von einem kopflosen Zombie – Nick Nagalesco. Weitere Untote schlurften hinter den Skeletten heran.
Es sah verdammt danach aus, als würde ich bald zu ihnen gehören.
***
Charles Chandler erreichte, was er wollte. Ich konnte seinem zwingenden Druck nicht mehr länger standhalten. Meine Finger öffneten sich, und das geweihte Silberkreuz fiel auf den Boden.
Der tote Professor stand auf.
Meine Situation war mehr als kritisch. Hinter mir hatte ich die Opfer des Hexers, und vor mir stand Chandler, der zum Befehlsempfänger der Hölle geworden war.
Er wollte mich erwürgen, wie er erwürgt worden war.
Mit beiden Händen wollte er nach meinem Hals schnappen. Dazu war es nötig, daß er meine schmerzende Rechte losließ. Kaum war das geschehen, da zuckte meine Hand sofort in die Jacke.
Ich riß die Beretta aus der Schulterhalfter.
Chandlers Finger drückten meine Kehle zu. Doch bevor er mich richtig in den Griff bekam, setzte ich ihm die Waffe ans stillstehende Herz und zog den Stecher durch.
Der Schuß wurde von unseren Körpern gedämpft.
Charles Chandler wurde von der geweihten Silberkugel zurückgestoßen. Seine Finger glitten von meinem Hals. Er brach zusammen.
Der Steinkopf trennte sich von seinem Rumpf, rollte polternd davon, knallte irgendwo gegen die Wand, und zerfiel zu Staub.
Der Professor war erlöst.
Ich kreiselte herum und erlöste mit meinem zweiten Schuß Nick Nagalesco. Der Kopflose fiel getroffen auf die Knie, kippte zur Seite und rührte sich nicht mehr.
Ich hob hastig mein Kreuz auf.
Blitzschnell überlegte ich. Als ich dieses Schattenhaus betreten hatte, hatten sich acht Kugeln in meiner Beretta befunden. Eine hatte ich auf die blutige Frau abgefeuert. Eine auf Chandler. Eine auf Nagalesco.
Standen mir also noch fünf Kugeln zur Verfügung.
Ich trug zwar noch ein Reservemagazin bei mir, aber meine Gegner würden mir bestimmt keine Zeit zum Wechseln lassen. Da sie weit mehr als fünf waren, sah meine Lage nach wie vor nicht rosig aus.
Die Knochenbande rückte näher.
Ich zielte auf den grinsenden Totenschädel eines Skeletts in der vordersten Reihe und drückte ab. Eine Feuerlanze stach aus dem Lauf meiner Pistole. Das geweihte Silber zertrümmerte den Totenkopf. Es sprengte ihn regelrecht. Nach allen Richtungen flogen Knochenstücke durch die Luft.
Das Skelett ging zu Boden.
Die andern trampelten darüber hinweg. Sie kannten nur ein Ziel: sie wollten mich haben. Wie viele es dabei von ihnen erwischte, war ihnen gleichgültig. Nur der Erfolg war ihnen wichtig.
Meine nächste Kugel streckte einen weiteren Knochenmann nieder.
Aber die Front war damit nicht zum Stehen zu bringen. Sie rückte weiter vor, und damit sich die Distanz nicht verringerte, wich ich Schritt um Schritt zurück.
Die Knochenmänner fächerten auseinander. Hinter ihnen waren die Zombies. Sie füllten die gesamte Breite des Ganges aus. Von irgendwoher dröhnte plötzlich das gemeine Gelächter des Hexers.
»Jetzt steckst du ganz schön in der Klemme, Sinclair!« spottete Nash.
»Verdammt, warum versteckst du dich hinter deinen Marionetten?« schrie ich zurück. »Warum trittst du mir nicht entgegen und mißt dich mit mir im Kampf?«
»Wir werden uns messen. Später, Sinclair.«
»Warum nicht gleich?«
»Weil die Zeit noch nicht reif ist.«
»Du meinst, ich bin noch nicht erschöpft genug. Du stellst dich erst zum Kampf, wenn deine Vasallen mich entkräftet haben.«
»Ich sehe keinen Grund, weshalb ich ein Risiko eingehen sollte. Ich weiß, daß du gefährlich bist.«
»Und ich weiß, daß du ein erbärmlicher Feigling bist!«
Der Hexer lachte wieder. »Gib dir keine Mühe, Sinclair! Du kannst mich nicht aus der Reserve locken! Wir werden einander gegenüberstehen, sobald ich es für richtig halte!«
Einer der Zombies drängte sich vor.
Diesen Leichtsinn büßte er mit seinem schwarzen Leben. Ich streckte ihn mit einer schnellen Kugel nieder. Er wälzte sich heulend auf dem Boden und lag gleich darauf still.
Sechs Kugeln hatte ich bereits aus der Waffe gejagt.
Ich mußte mit
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