0162 - Die Menschenfalle
einen markerschütternden Schrei aus und ging in die Knie. Ich versetzte ihm einen Tritt. Er fiel gegen die nachfolgenden Opfer des Hexers.
Das verschaffte mir ein wenig Luft.
Ich konnte weiterlaufen.
Janes Füße hämmerten auf einer Wendeltreppe nach unten. Ich folgte ihr. »John!« rief sie mich. »Ich bin hier!«
»Du sollst dich nicht um mich kümmern!« gab ich keuchend zurück. »Ich komm schon zurecht!«
Ich erreichte die Wendeltreppe. Es fiel mir nicht gleich auf, denn es war düster. Aber dann bemerkte ich es. Und auch Jane Collins fiel es auf.
Die Wendeltreppe bestand aus Menschenknochen!
***
Jane wollte nicht mehr weiterlaufen, doch ich drängte sie, nicht stehenzubleiben. Die Knochen widerten sie an. Sie hielt sich daran nicht mehr fest. Zweimal stolperte sie, und wenn sie dabei nicht blitzschnell nach dem Handlauf aus Knochen gegriffen hätte, hätte sie sich bei einem Sturz erheblich verletzten können.
Auch mich widerte diese Wendeltreppe des Grauens an. Aber ich packte zu, ich hielt mich an den Knochen fest. Diesem verfluchten Hexer genügte es nicht, Menschen zu töten.
Er mußte auch noch ihre Gebeine zweckentfremden.
Ich haßte ihn deswegen.
Jane Collins erreichte das Ende der Treppe. Ich blickte nach oben.
Die Opfer des Hexers folgten uns nicht mehr. Hatten sie die Lust daran verloren? Oder hatten sie ihre Aufgabe erfüllt? Die Aufgabe, Jane und mich in die Hände des Hexers zu treiben!
Die Detektivin wartete auf mich, obwohl sie das nicht hätte tun sollen. »Weiter, Jane!« keuchte ich. »Noch sind wir nicht in Sicherheit!«
Vor uns lag ein dunkler Stollen. An seinem Ende war Licht zu sehen. Tageslicht. Darauf eilten wir zu. Atemlos erreichten wir einen großen lichtdurchfluteten Raum, und da sah ich Joan Duxbury wieder.
Sie saß auf dem Boden. Ihre Augen schwammen in Tränen. Sie schien sich selbst aufgegeben zu haben. Als sie mich erblickte, sprang sie auf, eilte mir entgegen und warf sich mir in die Arme.
Mir war das wegen Jane Collins ein wenig peinlich. Die Situation konnte leicht mißverstanden werden. Aber Joans Reaktion war verständlich. Sie hatte sich damit abgefunden, allein auf den Tod warten zu müssen, und plötzlich glaubte sie, mit meiner Hilfe noch eine Chance zu haben.
»John!« schluchzte sie. »Oh, John, es ist alles so furchtbar. Wo ist Professor Chandler?«
»Tot«, sagte ich leise. »Er ist leider tot.«
»Schrecklich.«
»Ja«, bestätigte ich mit rauher Stimme.
Plötzlich vernahm ich das gemeine Lachen des heimtückischen Hexers. Ganz nahe. Und mit einemmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Was hatte Jane Collins gesagt? Glenda Perkins habe ihr verraten, wohin ich mich begeben hatte. Das konnte nicht stimmen, denn meine Sekretärin hatte davon keine Ahnung. Also hatte Jane Collins nicht die Wahrheit gesagt.
Doch Jane hatte mich noch nie belogen.
Folglich war Jane nicht Jane!
Ich drehte mich wütend herum. Der Hexer hatte mich geleimt. Er hatte mich in der Gestalt von Jane Collins dorthin gelockt, wo er mich haben wollte. In diesem Verlies sollte sich Joan Duxburys und mein Schicksal erfüllen. Ich war Nash auf seinen hinterhältigen Trick hereingefallen. Ahnungslos war ich »Jane Collins« über die knöcherne Wendeltreppe gefolgt.
Suko und Bill Conolly befanden sich bestimmt nicht im Schattenhaus, das konnte ich mit Sicherheit annehmen.
Ich sah Jane.
Sie stand da und lachte mit der Stimme des Hexers. Mir lief es kalt über die Wirbelsäule. Das Mädchen begann sich zu verändern. Sein Gesicht wurde alt und häßlich, wurde zum Antlitz eines furchterregenden Alten.
Das war Nash!
Ein triumphierendes Leuchten war in seinen bösen Augen. Kein Wunder. Er hatte allen Grund, sich zu freuen. Bisher hatte alles so geklappt, wie er es gewollt hatte.
Es war ihm gelungen, zwei weitere Seelen an die Hölle weiterzureichen, und nun wollte er uns ans Leben gehen. Während er sich weiter veränderte, krallte sich Joan an mir fest.
Er kam nicht näher, sondern trat mehrere Schritte zurück. Ich wollte nicht auf seinen Angriff warten, sondern zuerst zuschlagen.
Aber Joan Duxbury behinderte mich.
Ich versuchte sie abzuschütteln, doch sie hielt sich nur noch fester abei mir an. Indessen verwandelte sich Oscar Nash in ein mordgieriges Krokodil. In dieser Gestalt hatte er viele Menschen getötet.
Nun sollten wir an der Reihe sein.
***
Aber nicht mit mir! dachte ich. Ich riß mich von Joan Duxbury los.
Es mußte sein. »John!« schrie sie
Weitere Kostenlose Bücher