0162 - Londons Pflaster ist heiß
von Scotland Yard erledigen, und immer noch war ich schließlich ein Mann, der unter Mordverdacht stand.
Ich schob mich aus meiner Deckung heraus in Richtung auf den Arbeitstisch. Ich wusste, dass dort eine Stehlampe stand, und ich dachte, ich könnte den Schalter betätigen und dabei in der Deckung des Arbeitstisches bleiben.
Glads hörte die Geräusche, die ich verursachte.
»Was machst du?«, schrie er nervös.
Ich würdigte ihn keiner Antwort.
»Ich schieße sofort«, brüllte er, »wenn du einen Trick versuchst.«
Ich ertastete die Stehlampe, zog sie näher zu dem Arbeitstisch und war gerade dabei, den Schalter zu betätigen, als Slim Glads bewies, dass er immerhin durch die harte Schule des amerikanischen Gangstertums gegangen war.
Die Tür zum Flur flog auf. Ein Strahl trüber Helligkeit fiel in das Atelier. Der Schatten eines Mannes huschte durch das Licht.
Ich sprang auf, um dem Mann nachzustürzen. Die Gestalt erreichte den Flur. Glas klirrte. Die einzige Lampe, die den Flur erhellte, zerbarst. Die Schwärze fiel wieder in den Raum.
Wahrscheinlich hätte ich Glads, der die Treppe herunterpolterte wie eine Straßenwalze ohne Bremsen, dennoch erreicht, wenn ich nicht vor der Tür, also noch im Atelier, mit einem Mann zusammengeprallt wäre, der es Glads nachtun wollte.
Wir fielen zu Boden, und dann fielen wir übereinander her. Der Mann war kleiner und leichter als ich, aber er war geschmeidig wie ein Aal. Ich versuchte, ihn zu fassen, aber immer wieder glitt er mir aus den Händen, sodass ich ihn nie so zu packen bekam, dass ich ihn hätte niederdrücken können.
Ich kämpfte noch mit dem Kerl, als plötzlich das Licht aufflammte, jetzt aber die Deckenbeleuchtung. Im ersten Augenblick blendete mich das Licht. Mein Gegner reagierte blitzschnell. Er wand sich aus meinem Griff. Ein Fußtritt traf meine Brust. Ich fiel aus der Knielage auf den Rücken. Der Mann stürzte sich auf meine rechte Hand, in der ich immer noch die Pistole hielt. Er packte das Gelenk, tauchte unter meinem Arm weg, veränderte die Fußstellung, und ich befand mich plötzlich in sehr unangenehmer Lage und kapierte, dass der Bursche es auf meine Pistole abgesehen hatte, und dass er eine Menge von Jiu-Jitsu verstand.
***
Es dauerte nur zwei oder drei Sekunden, bis ich wieder klar war, und die Situation überblickte.
Brights Atelier sah wüst aus. Seine gesamte Fotoeinrichtung lag mehr oder weniger zertrümmert herum. Alle Schubladen waren herausgezogen und ihr Inhalt im Raum verstreut.
Der gute, alte Lester lehnte an der Rückwand, wo sich der zweite Lichtschalter befand. Er hatte den Schalter gedreht, und jetzt rutschte er langsam, aber unaufhaltsam an der Wand herunter. In seinen blonden Haaren schimmerten ein paar hässliche rötliche Blutflecke, sein Mund war geschwollen, und ich fragte mich, ob Lester auch jetzt noch seine sämtlichen Zähne besaß, um die er so besorgt war.
Der Mann, den mein Pistolenschlag getroffen hatte, war Sandy Wells. Er lag neben der Tür. Ich musste ihn ins Gesicht getroffen haben; denn über seine Stirn zog sich vom Haaransatz bis zur Nasenwurzel eine klaffende Platzwunde Die Schmerzen schienen ihn in eine Ohnmacht geworfen zu haben, denn er lag reglos und gab keinen Laut mehr von sich.
Da Glads getürmt war, musste der dritte Mann, der hinter mir an meinem Handgelenk drehte, Chu-Wong sein, und das erklärte auch seine vorzüglichen Kenntnisse des Jiu-Jitsu, denn diese Art, einen Gegner zu erledigen, ist bekanntlich eine asiatische Spezialität.
Immerhin war Chu-Wong nahe daran, mir das Schultergelenk auszukugeln, das Handgelenk zu brechen und meine Pistole in seinen Besitz zu bringen, und das alles gewissermaßen mit einer Hand.
In den Besitz der Pistole durfte er auf keinen Fall kommen, aber wenn ich sie festhielt, war sie ihm so gut wie sicher.
Nur aus den Fingern heraus schleuderte ich die Waffe fort. Sie flog nicht sehr weit, aber immerhin weit genug, dass ich hoffen konnte, Chu-Wong zu erwischen, falls er versuchen sollte, die Kanone aufzuheben.
Er war nicht dumm genug, darauf hereinzufallen. Er betätigte sich weiterhin an meinem Arm, und die Verbeugung nach vorn, zu der mich die Hebelwirkung zwang, wurde immer tiefer.
Jiu-Jitsu wird auch die »sanfte Kunst«, genannt. Man muss nachgeben können, wenn man gewinnen will. Ich gab nach und verbeugte mich tiefer, als es der Druck erforderte. Die Beine hatte ich gegrätscht und eine Hand hatte ich noch frei.
Durch die Beine hindurch
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