0163 - Das zweite Imperium
sich hörte er Ras Tschubais erstickten Ausruf, aber er drehte sich nicht um. Er sah selbst, warum Tschubai so erschrocken war. In der Zentrale stand jemand, ,den Rücken zu ihnen. Er stand unbeweglich und breitbeinig da, den Blick auf die toten Bildschirme gerichtet und die beiden Arme leicht angewinkelt.
Die eine Hand lag auf dem Kontrolltisch, die andere hielt ein seltsam geformtes Instrument. Oder war es eine Waffe?
Bekleidet war der Fremde, dessen Gesicht man nicht sehen konnte, mit einer Art silberfarbigen Kombination. Um die Hüften zog sich ein breiter Allzweckgürtel mit - einer Unmenge von Instrumenten und Skalen. In einem Halfter ruhte eine Energiewaffe. Der Griff war aus Metall. Das Instrument in der Hand des Fremden war also keine Waffe.
Gucky räusperte sich und hielt den Strahler schußbereit.
Der Fremde rührte sich nicht.
Tschubai trat ebenfalls ein und machte einen Schritt seitwärts, um volle Schußfreiheit zu bekommen, ohne Gucky dabei zu gefährden. Er konnte von der Seite her das Gesicht des Fremden sehen. Er ließ seine Waffe sinken. „Es ist ein Roboter", hauchte er.
Gucky warf ihm einen schnellen Blick zu, dann trat er vor und zog blitzschnell die Pistole aus dem Halfter des Fremden. Er betrachtete sie einen Augenblick, ehe er sie hinter seinen eigenen Gürtel schob.
Die starren Linsenaugen des Roboters blickten bewegungslos auf einen der Bildschirme. Sie verrieten kein Leben mehr. Die Energien, die ihn antrieben, mußten erschöpft sein. Vielleicht stand der Roboter schon seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden hier in der Zentrale des Schiffes, das im freien Fall durch die Galaxis trieb. Und der Rest der Besatzung? Vielleicht war ja nur der Steuermann ein Roboter gewesen ...
Gucky trat herum und untersuchte den Roboter.
Die Menschenähnlichkeit war verblüffend und konnte niemals reiner Zufall sein. Das Gesicht, dem Erschaffer nachgebildet, zeigte klare, männliche Züge von einer erstaunlichen Lebendigkeit.
Es hätte genausogut einem Terraner wie auch einem Arkoniden gehören können. Hinter den schmalen Lippen schimmerten weiße Zähne. Die Brauen über den Augen waren dunkel und dicht. Die Haare begannen erst hoch in der Stirn; sie waren ebenfalls dunkel und etwas kraus.
Die Bekleidung bestand aus Metallfaser. Ihr Alter konnte daher nicht bestimmt werden, wenigstens nicht ohne Zerfallanalyse.
Gucky verstaute seine Energiewaffe und begann, den Robot eingehender zu untersuchen. Er fand die Rückenplatte und öffnete sie. Eine kurze Überprüfung ergab, daß der Energiespeicher restlos leer war. Der Aufbau des Roboters wies Ähnlichkeiten mit den arkonidischen Robotern auf. Aber das konnte Zufall sein.
Intelligente Rassen kamen früher oder später, manchmal auch auf Umwegen, zu den gleichen Erkenntnissen. Alle dachten logisch, und Logik führte zu den gleichen Erfolgen. Die Bauart des Roboters ließ daher noch keine endgültigen Schlüsse zu.
Außerdem gab es doch erhebliche Unterschiede. Gucky war davon überzeugt, daß dieser Robot weder von Terranern noch von Arkoniden konstruiert worden war. Auch nicht von jemand sonst, den er kannte. Es war im Grunde genommen eine neuartige Konstruktion, trotz der vertrauten Einzelheiten im positronischen Sektor. „Darf es eigentlich überhaupt nicht geben", faßte er zusammen. „Unbekannt, wenn du mich fragst."
„Woher mag das Schiff kommen?"
„Es ist steuerlos. Wenn wir also den Kurs zurückverfolgen, dürften wir mit einiger Sicherheit auf das Heimatsystem stoßen.
Fragt sich nur, wie lange der Kahn unterwegs ist. Ich schlage vor, wir untersuchen alles, damit wir vor Überraschungen sicher sind.
Wenn die Besatzung auch tot ist, so kann es doch noch Roboter geben, die Energie haben. Dieser hier ist erledigt. Auch der Reaktor arbeitet nicht mehr."
„Ich schlage vor, einer von uns bleibt in der Zentrale."
„Dann bleib' du hier. Ich sehe mir den Rest des Schiffes an. Bei Gefahr bin ich sofort zurück." Tschubai schüttelte den Kopf, „Hier ist alles ruhig und ziemlich sicher. Du bist Telepath, ich nicht. Es wäre also besser, wenn ich ginge, damit du jederzeit eingreifen kannst. Du kannst meine Gedanken lesen und jede Gefahr sofort erkennen." Widerwillig nickte Gucky.
„Also gut, dann gehst du. Aber denk' schnell, wenn was passiert."
„In solchen Fällen", versicherte der Afrikaner grinsend, „denke ich immer schnell."
Er trat hinaus auf den Korridor und begann mit der Durchsuchung des Schiffes. Die erste Kabine war
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