Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
Vom Netzwerk:
immer wieder ein. Neutral konnte er auch nicht bleiben. James White mußte sich endlich entscheiden, ehe es für ihn zu spät war. Am liebsten wäre er auf und davon, doch das war ihm nicht möglich. Er glaubte es der Wirtin, obwohl er es bisher noch nicht versucht hatte.
    Zamorra wird mich umbringen und seine Beschwörungen machen, denn ohne mich ist die Gefahr des Henkers beseitigt. Wenn es nicht so wäre, hätte mir die Wirtin mehr über den Fluch erzählt. Ich bin quasi die Schlüsselfigur in diesem Fall, das Medium des Bösen. Allein deshalb schon kann ich mich Zamorra nicht freiwillig zur Verfügung stellen. Ich muß gegen ihn sein. Aber was kann ich überhaupt tun?
    Er konnte soviel nachdenken wie er wollte und doch kam er zu- keinem rechten Schluß.
    Verzweifelt warf er sich auf die Seite und stierte zur Wand. Warum nur war er in dieses verdammte Städtchen gekommen? Es wäre ihm alles erspart geblieben.
    Lydia, im Grunde genommen bist du selber schuld. Hättest du mich nicht sitzengelassen…
    Das war der Augenblick, in dem die Geräusche begannen. Er kannte sie zur Genüge. Zehnmal hatte er sie gehört, vom Grauen geschüttelt. Bisher waren sie auch noch nur in der Dämmerung entstanden, und jetzt war bereits Nacht.
    Die Geräusche waren etwas anders als sonst. James Withe merkte es sofort. Atemlos lag er da und lauschte.
    Plötzlich der gellende Schrei: »Jim!«
    Senkrecht ging er im Bett hoch. Er hatte die Stimme deutlich erkannt: Lydia Manshold.
    »Jim, Hilfe! Die Henkersknechte…« Ihre Stimme wurde erstickt.
    James Withe warf sich gegen die Wand, als könnte er sie mit seinem Körper zum Einsturz bringen. Er trommelte mit beiden Fäusten dagegen, bis sie blutig waren.
    »Lydia!«
    Es war unmöglich, weil er genau wußte, daß dies hier die Außenwand war und es auf der anderen Seite nur noch den Giebel gab. Und doch hatte er Lydias Verzweiflungsschrei gehört. Da wußte er, daß er dieses Mädchen noch liebte. Trotz allem, was er die letzte Zeit für sie empfunden hatte.
    »Lydia!« Er brüllte es aus Leibeskräften und trommelte wieder gegen die Wand. Von drüben war nichts mehr zu hören.
    Schluchzend brach James Withe über dem Bett zusammen.
    »Lydia!« Es war nur noch ein Wimmern. Sein Leben hätte er für dieses Mädchen gegeben, und jetzt war sie durch ihn dem Tode preisgegeben.
    Ein Gedanke entstand in seinem Innern, wuchs rasend schnell heran: Ich muß ihr helfen!
    Sofort sprang er vom Bett und rannte zur Tür. Als er sie aufriß, keuchte gerade die dicke Wirtin die Treppe herauf. Ihr Gesicht war kreidebleich.
    »Mr. Withe.« Sie schnappte nach Luft wie ein Karpfen auf dem Trockenen. »Sie haben geschrien?«
    »Lydia! Haben Sie Lydia gesehen?«
    James Withe war wie von Sinnen. Er stürzte zur Treppe, wollte hinunter. Aber an der Wirtin kam er so leicht nicht vorbei.
    »He, Moment, Ihre Freundin ist nicht hier.«
    »Ich - ich habe sie schreien hören. Die Henkersknechte haben sie abgeholt.«
    »Aber das ist doch unmöglich. Das Zimmer gibt es schon nicht mehr, seit…«
    Er hielt inne und starrte sie an.
    »Seit wann?«
    »Na, seit über hundert Jahren halt. Das Haus wurde neu aufgebaut. Nur den anderen Teil hat man weggelassen. Jetzt haben wir dort die Hofeinfahrt. Sie führt genau am Giebel vorbei.«
    »Wieso wurde das Haus neu aufgebaut? Was ist damals hier geschehen?«
    Ihre Miene wurde abweisend.
    »Gehen Sie nach unten, Mr. Withe, und überzeugen Sie sich. Vielleicht geben Sie dann endlich Ruhe.«
    Er zwängte sich an ihr vorbei, lief die Treppe hinunter und durchquerte die Schenke. Mit einem Ruck riß er die Tür auf. Die Wirtin hatte wieder aufgeschlossen. Um diese Zeit waren ohnedies keine Gäste mehr zu erwarten. Die meisten betrieben Landwirtschaft und waren gewöhnt, früh aufzustehen. Also legten sie sich auch zeitig ins Bett.
    James eilte aus dem Haus und lief an der Fassade entlang bis zur Ecke. Natürlich war alles so wie gewohnt. Der Giebel war glatt verputzt. Dort oben gab es kein Zimmer mehr. Über einhundert Jahre war es her, seit… Ja, was war mit dem Haus damals geschehen? Voller Ingrimm ballte James Withe die Hände und wandte sich dem Eingang wieder zu.
    Da stutzte er. Neben dem Eingang stand ein Wagen, den er erst jetzt bemerkte. Er kannte das Fahrzeug zur Genüge. Sogar das Kennzeichen. Er las es und hatte letzte Gewißheit.
    »Lydia: also doch!«
    Er betrat die Schankstube. »Sie ist hier. Draußen steht der Beweis.«
    Die Wirtin erreichte gerade wieder das

Weitere Kostenlose Bücher