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0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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ruhig: »Nicht schuldig!«
    Sofort bildete sich eine Gasse zum Schafott. Die Menschen wichen vor den beiden zurück.
    Ein Weib keifte: »Die gehören dazu. Das ist der Beizebub mit seinem Flittchen.«
    Zamorra blickte gar nicht in diese Richtung. Er ließ den Pseudorichter nicht aus den Augen.
    Der Mann wurde unruhig. Es gefiel ihm nicht, daß sich die Dinge so entwickelten.
    »Die Mehrheit stimmt für schuldig«, sagte er lahm. »Das Urteil muß also vollstreckt werden.« Er gab den vier Männern einen Wink. Sie zwangen den Kopf des jungen Withe auf einen Holzklotz. Wie hingezaubert hatte einer plötzlich eine Axt in den Fäusten. Er hob sie hoch.
    »Halt!« donnerte die Stimme von Zamorra. Gemeinsam mit Nicole schritt er näher. »Ich sagte: halt!«
    Der Mann mit der Richterperücke lachte heiser. »Hört, hört, der Fremde hat auch etwas zu sagen. Was sollen wir denn mit ihm machen?«
    »Schuldig!« riefen einige.
    Zamorra kam immer näher.
    »Das ist Mord, und jeder von euch wird sich dafür verantworten müssen. Dafür werde ich sorgen.«
    Drei Männer vertraten Zamorra den Weg. Sie waren groß und breitschultrig.
    Der mit dem Beil rief vom Schafott herunter: »Ja, soll ich jetzt oder nicht? Mir tun schon die Arme weh vom Hochhalten.«
    Kein Mensch achtete auf ihn.
    »Stehenbleiben!« knurrte einer der Bauern. Zamorra dachte gar nicht daran. Er hatte nun schon mal in den sauren Apfel gebissen und wollte ihn jetzt ganz aufessen.
    Ungerührt ging er weiter. Seine linke Faust schnellte ansatzlos vor und landete am Kinn des Sprechers.
    »Uff!« machte der Kräftige und klappte zusammen.
    Ehe seine Kumpane begriffen, war Zamorra vorbei.
    Die Hand des einen flog an Nicoles Schulter. Er wollte Zamorras Lebensgefährtin festhalten.
    Nicht mit Nicole. Die wußte sich zu wehren. Eine kurze Kehrtwendung, die ihre gestraffte Hand erheblich beschleunigte. Die Handkante landete am Hals des Bulligen. Das verkraftete der nicht. Er verdrehte die Augen und sank zusammen.
    Der dritte Bauer hatte kein Interesse mehr, etwas gegen Zamorra und seine Sekretärin zu unternehmen. Er sicherte nach allen Seiten und zog sich einstweilen zurück.
    Die beiden erreichten das Schafott.
    »Weg mit der Axt!« befahl Zamorra mit schneidender Stimme.
    Der den Henker spielte, schickte dem Anführer einen hilflosen Blick.
    »Tot!« kreischte dieser.
    Zamorra war aufs Ganze gegangen. Mehr hatte er wirklich nicht tun können. Er hatte es riskiert, den ganzen Pöbel gegen sich aufzubringen, nur um James Withe zu retten.
    Und jetzt sollte er doch sterben.
    In diesem Augenblick krachte ein Schuß. Die Kugel pfiff dicht über die Köpfe der Versammelten hinweg. Alle blickten sich erschrocken um.
    Konstabler Mistral. Er saß noch auf seinem Fahrrad und fuchtelte mit einer altmodischen Pistole herum. Deshalb hatte es so lange gedauert. Die englische Polizei war normalerweise unbewaffnet, und wenn sich auf einer Dienststelle eine Waffe befand, dann diente sie nur dem äußersten Notfall und war unter Verschluß. Konstabler Mistral hatte eine Weile gebracht, bis er das Ding wieder gebrauchsfertig gemacht hatte.
    Er ließ sein Fahrrad ausrollen und stieg ab. Den klapprigen Drahtesel ließ er einfach zu Boden scheppern, während er auf die Lücke in der Zuschauermenge zuschritt.
    Gottlob, dachte Zamorra erleichtert.
    »Wer dem Jungen ein Härchen krümmt, den schieße ich eigenhändig über den Haufen«, drohte der Polizist.
    Er hatte die Lücke erreicht und ging weiter. Näher und näher kam er.
    Der mit der Richterperücke stieß einen schrillen Pfiff aus. Im nächsten Moment stürzten sich acht kräftige Burschen auf den Polizisten: Es war eine Kleinigkeit für sie, den Konstabler zu entwaffnen.
    Zamorra hatte genug gesehen. Er stand vor dem Schafott und flankte hinauf. Sein Ziel war es, dem Henker die Axt zu entreißen.
    Zu spät. Die schwere Axt sauste nieder. Der Hieb verfehlte sein Ziel nicht.
    Zamorra stockte in der Bewegung. Seine Augen weiteten sich. Ein scheußlicher Anblick, obwohl seltsamerweise kein Tropfen Blut floß.
    Die drei Burschen rissen den Enthaupteten hoch und zeigten ihn dem Pöbel. Jubelrufe, die Zamorra eisige Schauer über den Rücken jagten.
    Der Henker ließ seine Axt auf die Planken poltern und blickte sich beifallheischend um. Ja, man jubelte auch ihm zu.
    Der Pseudorichter wandte sich an Zamorra und seine Freundin.
    »Ich rate Ihnen, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Es hat nie einen James Withe gegeben, hören

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