0163 - Der Zombie-Bus
weiblichen Zombie und riß ihn um.
Das Wesen streckte beide Arme aus, schrie, und mit den Fingern krallte es sich an den am nächsten stehenden Artgenossen fest. Beide fielen zu Boden.
Zusammen mit mir.
Wieder schoß der Vampir.
Diesmal jaulte die Kugel nur knapp über meinen Scheitel hinweg und hämmerte gegen die Wand, wo sie deformiert wurde.
Sofort wurde ich wieder aktiv, hieb meine Hände in die Haare des weiblichen Vampirzombies und riß ihn über mich.
Eine gute Deckung, wie ich bald schon feststellen konnte, denn die dritte Kugel traf mich nicht, sondern die Untote auf mir. Ich hörte den Einschlag in der Körpermitte. Doch das Geschoß tat dem Wesen nichts, es war nicht geweiht und bestand auch nicht aus Silber.
Ricardo Ray schien in eine leichte Panik zu geraten. »Aus dem Weg!« brüllte er und ging selbst zur Seite, um sich freies Schußfeld zu beschaffen.
Die Kreaturen reagierten jedoch nicht so, wie er es gern gehabt hätte. Sie waren ziemlich durcheinander und liefen ›kopflos‹ herum.
Ich nutzte die Gelegenheit und schleuderte das auf mir liegende untote Wesen von mir.
Genau auf Ray zu.
Der konnte nicht mehr ausweichen. Der weibliche Vampirzombie prallte mit dem Rücken gegen ihn. Ich konnte der Untoten ins Gesicht sehen. Es war eine Grimasse. Sie hatte den Mund geöffnet, die Zähne stachen spitz hervor. Unter dem Hals befand sich eine Wunde, aus der kein Tropfen Blut floß. Dort war sie von der Kugel ihres Meisters getroffen worden.
Aus dem Liegen federte ich hoch.
Ein Untoter griff nach mir. Ich spürte seine Hand auf der rechten Schulter, drehte mich und schüttelte die Finger ab. Mit dem Ellbogen stieß ich ihn zurück, hatte freie Bahn und nutzte sie, weil Ray immer noch mit der Untoten beschäftigt war, die sich wie eine Ertrinkende an ihm festklammerte.
Ich nahm mir nicht die Zeit, erst noch die Beretta zu suchen, sondern jagte den Gang hinein. Weiter vorn schützte mich die Dunkelheit. Wenn ich mich zudem dicht an der Wand hielt, würde ich ein noch schlechteres Ziel abgeben.
Wieder schoß Ray.
Seine dritte Kugel zwitscherte ebenfalls vorbei.
Geduckt und in langen Sätzen sprintete ich weiter und erreichte die Tür, die zum Labor führte. Leider besaß sie von innen keinen Schlüssel. Wuchtig hämmerte ich sie zu und lief an den langen Labortischen vorbei auf den Fahrstuhl zu.
Doch die Verfolger waren verdammt schnell.
»Da ist er!« brüllte Ricardo Ray. Ich duckte mich. Er schoß.
Dicht über den Tisch flog die Kugel, sie zertrümmerte eine Flasche mit Salzsäure. Das Zeug floß aus und breitete sich als Lache auf den Fliesen aus.
Sofort begann die Säure zu qualmen, und der ätzende Geruch traf meine Nase.
Ich bewegte mich zur Seite und schielte über einen Labortisch hinweg in Richtung Tür.
Die Zombies drängten nach. Sie hatten den Befehl ihres Anführers gehört und wollten ihm sofort Folge leisten. Ihr Opfer sollte und durfte nicht entwischen.
Ich mußte mir Platz und Zeit verschaffen, denn ich brauchte die Sekunden, um die Fahrstuhltür zu öffnen. In meiner Nähe standen noch mehrere Säureflaschen.
Die kamen mir wie gerufen.
Ich schnappte mir die erste Flasche, löste den Stöpsel und schleuderte sie dann auf die Zombies zu. Im hohen Bogen flog die Flasche durch die Luft, wobei aus der Öffnung die Säure wie eine Fontäne strömte. Als die Flasche dem ersten Zombie gegen die Brust schlug, befand sich schon die zweite unterwegs.
Sofort warf ich die dritte hinterher. In ihr befand sich Lauge. Sie zersplitterte ebenfalls. Säure und Lauge trafen zusammen und bildeten sofort einen Nebel, der den Vampirzombies die Sicht auf mich versperrte.
Ricardo Ray schoß wieder. Dicht unter der Decke erfolgte der Einschlag, er störte mich nicht.
Ich hatte mich klein gemacht und robbte zum Fahrstuhl. Noch auf dem Boden hockend hob ich die Hand, umfaßte den Griff und zog die Tür der Kabine auf.
Dann huschte ich hinein.
Die Tür schwang zu, nachdem ich noch einmal heftig gezogen hatte. Rasch drückte ich auf den drittuntersten Knopf.
Erdgeschoß.
Der Lift ruckte an, schoß mich in die Höhe, und ich atmete auf, als ich ihn verlassen konnte.
Ich betrat die leere Halle. Dort blieb ich stehen und atmete erst einmal tief durch. Mit dieser höllischen Überraschung im Hause des Chemikers hätte ich wirklich nicht gerechnet. Dieser Mann war besessen. Er hatte sich vom Keim des Fariacschen Blutes infizieren lassen und war selbst zu einem Vampir geworden.
Fünf
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