0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
Gefahr. Der unheimliche Würger konnte überall erscheinen und blitzschnell zuschlagen, ohne daß wir uns vorbereitet hatten. Mit Waffen waren wir eingedeckt. Ich hatte sogar mein Schwert aus dem Schrank geholt, denn wenn ich auf Desteros Würgehand traf, wollte ich gewappnet sein.
»Ruf doch mal, bei Bill an«, sagte Suko.
Den Gedanken hatte ich auch gehabt, nahm den Hörer auf und wählte die Nummer.
Sheila hob sofort ab.
»John hier«, sagte ich. »Ist Bill inzwischen da?«
»Nein, John.« Ihre Stimme flatterte.
Ich biß mir auf die Lippe. Verdammt, das paßte mir gar nicht in den Kram.
»John? Du sagst nichts.«
»Ich denke nur nach.« Dabei versuchte ich, meiner Stimme einen möglichst beruhigenden Klang zu geben, was mir allerdings sehr schwerfiel.
»Wann hat Bill angerufen?«
»Das war so nach 23 Uhr.« Sheila holte tief Luft. »Er hatte dann noch von der Fulham Road aus telefoniert und mich beruhigt. Er wollte 15 Minuten nach dem Anruf bei mir sein. Bisher ist er nicht eingetroffen.«
Was sollten wir tun? Ich mußte mich innerhalb von Sekunden entscheiden und tat es.
»Wir kommen zu dir, Sheila!«
»Danke.«
Fast wütend warf ich den Hörer auf die Gabel. Suko stand schon an der Tür. Er hatte das Schwert gepackt und hielt es hoch.
Ich nickte. »Und ob wir es mitnehmen«, sagte ich und rannte aus der Wohnung.
Wieder waren meine Berechnungen falsch. Ich hatte angenommen, daß sich dieser Wozny zuerst auf mich stürzen würde, aber er machte es wesentlich geschickter, attackierte erst meine Freunde, hetzte mich umher, um dann zustoßen zu können.
Eine wirklich hinterhältige und raffinierte Taktik.
Der Bentley stand in der Garage. Mit quietschenden Pneus jagte ich die Anfahrt hoch.
Wieder wurde es ein Wettlauf mit der Zeit…
***
Bill spürte den Schlag bis in alle Knochen, als er auf den Wagen prallte. Zudem knallte er noch mit dem Kinn auf das Blech, so daß seine Zähne aufeinanderschlugen.
Aber er gab nicht auf.
Bill Conolly wußte genau, daß es für ihn tödlich sein konnte, wenn er jetzt nur eine Sekunde länger auf der Motorhaube liegenblieb. Deshalb rollte er sich zur Seite, nach rechts weg, so daß er von der Motorhaube kippte und auf den nassen Asphalt fiel.
Es war sein Glück, daß er so reagiert hatte, denn der nächste Hieb verfehlte ihn. Und auch die Hand packte nicht zu schnell zu. Die Finger schlossen sich zwar, griffen jedoch ins Leere.
Bill rollte ein paarmal um die eigene Achse. Krampfhaft hielt er dabei die Beretta fest, die einzige Waffe, die ihm zur Verfügung stand.
Bill schoß.
Zweimal drückte er ab. Leider befand er sich zu sehr in der Bewegung, so daß beide Kugeln fehlten und in einen Baumstamm hieben.
Wozny duckte sich.
Darm setzte er zu einem gewaltigen Sprung an.
Bill sah den Schatten, warf sich auf den Rücken, winkelte die Beine an und schnellte sie wieder vor.
Erwin Wozny schaffte es nicht, seine Flugrichtung zu ändern. Voll bekam er die Sohlen in den Leib, gurgelte auf, wurde zurückgestoßen und knallte zu Boden.
Bill sprang auf.
Bisher hatten die Schüsse noch keinen alarmiert. Wenn sie gehört worden waren, hielt man sie vielleicht für Fehlzündungen, und so mußte der Reporter allein kämpfen.
Er huschte auf die andere Seite zu, die jetzt näher lag. Bill wollte hinter einem Baumstamm Deckung suchen. Er hätte es fast geschafft, doch die Hand war schneller.
Die Finger hatten sich zur Faust geballt und hieben wuchtig in Bills Rücken. Der Reporter wurde nach vorn geschleudert und krachte gegen den Stamm. Mit dem Gesicht streifte er die Rinde und spürte den heißen Schmerz.
Er warf sich herum.
Zu spät.
Der Reporter schaffte es nicht mehr, hinter den Stemm zu gelangen, die Hand war da —und griff zu.
Sie wuchtete gegen Bills Kehle, dessen Kopf zurückprellte und abermals mit dem Baumstamm Bekanntschaft machte. Diesmal war es der hintere Teil, und vor Bills Augen leuchteten Sterne auf. Er wurde allerdings nicht bewußtlos, sondern bekam klar und deutlich mit, was mit ihm geschehen sollte.
Die Hand wollte ihn erwürgen! Hart drückte sie seine Kehle zu, und Bill, der versuchte, Luft zu bekommen, hatte das Gefühl, als gäbe es überhaupt keinen Sauerstoff mehr. Er würgte nur noch und gurgelte auf. Hinter der frei in der Luft schwebenden Mörderhand sah er Erwin Wozny.
Der Ausbrecher stand dort und lachte. Er sah aus wie ein teuflischer Joker, so sehr freute er sich.
Aber Bill gab nicht auf. Er kämpfte, obwohl er keine Luft mehr
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