0164 - Ich und das Todeskarussell
der Arbeit weitergehen?«
»Das entspricht unseren Absichten«, nickte Phil mit der Miene eines Lords.
Hold wühlte in den Papierbergen, die sich auf seinem Schreibtisch türmten.
»Da haben wir den Knaben, der die Fingerabdrücke an dem bewußten Auto hinterließ«, sagte er so nebenbei, als sei das gar nichts. »Sechsmal vorbestraft. Jedesmal wegen Beteiligung am Ban-' denverbrechen. Schwerer Junge, wird aber langsam alt. Sechsunvierzig. Für einen Gangster schon fast Greisenalter.« Er warf uns eine Karteikarte zu. Wir besahen uns die Bilder des Mannes und blickten in eines dieser leeren, stumpfen Gesichter der Männer, aus denen sich unsere Banden zusammensetzen.
»Ist sein derzeitiger Aufenthaltsort bekannt?«
Hold schüttelte den Kopf.
»Noch nicht. Aber ich habe schon ein paar meiner Leute beauftragt, in dieser Hinsicht etwas zu unternehmen. Drei Mann ziehen ein paar Erkundigungen bei gewissen Gewährsleuten ein, die wir in der Unterwelt haben. Andere klappern die einzelnen Reviere ab. Mal sehen, was dabei herauskommt. Feststeht nur, daß er Huckson gekannt haben muß.«
»Wieso?«
»Die beiden saßen vor drei Jahren in brüderlicher Eintracht in derselben Zuchthauszelle. Das habe ich mit zwei T elef ongesprächen herausgefunden. Ach ja, so ein Telefon ist doch eine nützliche Sache. Früher, bevor es diese Dinger gab, hätte ich erst jedes der beiden Zuchthäuser, die ich anrief, aufsuchen müssen. Wirklich, ohne Telefon könnte ich nicht mehr auskommen.« Ich grinste. Hold machte mir Spaß. Er redete allen möglichen Unsinn und flocht so ganz nebenher Dinge ein, die er mit viel Verstand herausgefunden hatte. Als wären seine Ermittlungen die Kleinigkeiten und die begleitenden Kommentare die Hauptsache.
»Wie wär’s, wenn wir uns jetzt mal auf den Weg zur Bella Donna machten?« fragte er, während er in seine Schuhe schlüpfte. »Ihr könnt mir ja unterwegs erzählen, was es bei euch gegeben hat.«
»Von mir aus. Dann müssen wir aber einen Dienstwagen von Ihnen benutzen, Hold. In den Jaguar passen nur zwei, wenn sie bequem sitzen wollen.«
»Wir haben ja genug Schlitten im Hof herumstehen«, brummte der Captain gleichmütig und fuhr in sein Jakkett.
Unterwegs erzählten wir ihm von unserer Begegnung mit Miß Percy. Hold lauschte aufmerksam und grinste dann.
»Es geht doch nichts über zwei richtige Spürnasen! Wirklich, das war keine schlechte Arbeit. Übrigens sind wir da. Aussteigen, meine Herrschaften! Prüfen Sie den Sitz Ihrer Krawatte, denn Sie besuchen eine Dame!«
Hold schien an diesem Tage seine alberne Ader zu haben, denn sogar im Fahrstuhl riß er noch ein paar kindische Witze. Bis uns die Spanierin in ihr Wohnzimmer führte. Da wurde auch er wieder ernst.
Wir unterhielten uns fast eine Stunde lang mit der Frau, ohne daß wir über Huckson etwas erfahren hätten, was uns nicht ohnehin schon bekannt gewesen wäre. Daß er intelligent war, hatten wir nie bezweifelt. Huckson konnte man auf dem ersten Blick als einen der wenigen Gangster erkennen, die ein gewisses Maß an Verstand mitbringen. Freilich fehlt ihnen an irgendeiner Ecke allen ein bißchen, vielleicht das entscheidende Quantum Intelligenz. Sonst wären sie keine Gangster geworden.
Zum Schluß griff Hold in seine Brieftasche und gab der Frau die Karteikarte des Sträflings, die wir uns schon angesehen hatten.
»Haben Sie diesen Mann je in der Begleitung Ihres Verlobten gesehen?«
»Nein, Niemals.«
»Sie haben diesen Mann nicht zufällig irgendwo überhaupt einmal gesehen?«
»Ich glaube nicht.«
»Was heißt, Sie glauben?«
»Können Sie sich an jedes Gesicht erinnern, daß Sie jemals in Ihrem Leben irgendwo gesehen haben? Vielleicht nur einmal auf der Straße, im Vorbeigehen?«
»Natürlich nicht. Ich verstehe. Entschuldigen Sie unsere Belästigung.«
»Was hat es denn mit diesem Mann auf sich?«
Hold zuckte die Achseln.
»Er gehörte zu den Leuten, die Vandooms Haus in Brand steckten. Zusammen mit Huckson, denn wir fanden seine Fingerabdrücke an einem der Wagen, denen sie das Benzin für ihre Brandstiftung stahlen.«
Wir verabschiedeten uns. Im Lift knurrte Hold:
»Die Zeit für diesen Besuch hätten wir nutzbringender verwenden können. Es ist ja überhaupt nichts dabei herausgekommen!«
»Man kann ja nicht immer Gold finden, wenn man nur mal nach einem bißchen Wasser gräbt«, tröstete Phil.
»Sie sollten mal an einem Fernseh-Quiz für Sprichwörterkenntnisse teilnehmen«, murrte Hold schlecht
Weitere Kostenlose Bücher