0166 - Die Dämonenkatze
Telefon klingelte.
Mit allen möglichen Anrufern hatte ich gerechnet, aber mit Bill Conolly nicht.
»Hast du Sehnsucht?« fragte ich.
»Ja, und wie.«
Ich lachte. »Mal im Ernst, Bill, worum geht es?«
»Uns ist in der vergangenen Nacht etwas Seltsames passiert, John«, erzählte er, und ich hörte sehr aufmerksam zu, was er zu berichten hatte.
»Verstehst du das, John?« fragte er mich.
»Nein, noch nicht.«
»Wieso?«
»Da hatten wir unabhängig voneinander in der vergangenen Nacht beide ein Erlebnis mit Katzen. Auch ich habe mich damit herumschlagen müssen.« Ich berichtete dem Reporter von meinem Abenteuer.
Bill pfiff durch die Zähne. »Die ermorden den Katzenfänger und stellten Sheila ein Ultimatum. Verdammt, wenn das keine Parallelen aufweist.«
»Sehr richtig.«
»Das Ultimatum ist übrigens abgelaufen, John.«
»Hat sich was getan?«
»Nein.«
»Soll ich dir ein paar Beamte rausschicken, die euer Haus bewachen?«
Bill überlegte einen Moment, entschied sich aber dagegen. »Das ist wohl nicht nötig. Wenn die Katzen etwas wollen, dann kommen sie bestimmt in der Dunkelheit.«
»Wie du meinst. Ich sehe mich auf jeden Fall bei dieser Frau um, die das Cat House leitet.«
»Soll ich…«
Ich wußte, was Bill sagen wollte. Deshalb war ich strikt dagegen.
»Nein, du bleibst bei Sheila. Sicher ist sicher.«
»Und du berichtest mir, was es gegeben hat?«
»Klar.« Ich legte auf und drehte mich auf meinem Stuhl, weil Glenda aus dem Vorzimmer kam und einen Zettel in der rechten Hand schwenkte.
»Hier ist die Adresse.«
»Gute Arbeit«, lobte ich und nahm ihr den Zettel aus der Hand.
Sie hatte mir die Adresse aufgeschrieben.
Hosier Lane 5, so lautete die Anschrift.
Ich mußte erst einmal nachdenken, wo ich diese Straße fand, kam aber zu keinem Ergebnis.
»Wissen Sie wo?« fragte ich Glenda.
Sie schüttelte den Kopf.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als auf dem Stadtplan nachzuschauen. London ist riesig. Obwohl ich in dieser Stadt geboren bin, kannte ich doch nicht jede Straße und jeden Platz. Das war einfach zu viel.
Aber ich fand die Adresse.
Die Hosier Lane lag zwischen den großen Markthallen und dem General Post Office.
»Dann wissen wir ja Bescheid«, sagte ich.
»Soll ich mitfahren?« fragte Glenda.
»Nein, halten Sie mal die Stellung. Aber kennen Sie nicht jemand, der eine Katze hat?«
»Nein, warum?«
»Dann hätte ich mir einen besseren Eintritt verschaffen können.«
Ich winkte ab. »Wird auch so klappen. Und wenn Suko anruft, sagen Sie ihm, wo er mich finden kann.«
»Mach ich. Viel Glück.«
»Danke.« Ich schnappte mir mein Jackett und verschwand. Auf die Tierfreundin war ich wirklich gespannt.
***
Auch Bill Conolly legte den Hörer auf und ging zu Sheila. Er fand sie in der Küche, wo sie Geschirr in die Spülmaschine räumte.
»Und? Was hat John gesagt?«
»Er hatte auch eine Begegnung mit diesen Katzen.«
»Was?«
»Ja.« Bill erzählte, was er erfahren hatte.
Sheila wurde blaß. »Sag bloß, das ist Zufall, Bill.«
»Möglich. Auf jeden Fall wird John sich dahinterklemmen.«
»Und was sagt er zu dem Ultimatum, das man mir gestellt hat?«
»John glaubt ebensowenig daran wie ich. Das heißt, es kann nicht eingehalten werden, aber die fünf Stunden sind vorbei. Ich schätze, daß erst die Dunkelheit hereinbrechen wird, bevor die Katzen kommen.«
Sheila nickte.
Bill fuhr fort. »Bis dahin wissen wir sicherlich mehr. Auch John will sich umschauen und vor allen Dingen diesem Cat House einen Besuch abstatten.«
»Meinst du, daß es da einen Zusammenhang gibt?«
Der Reporter hob die Schultern. »Kann ich dir nicht sagen, aber man muß jeder Spur nachgehen. Ich bleibe auf jeden Fall hier, damit nichts schiefgehen kann.«
Wie fröstelnd zog Sheila Conolly die Schultern hoch. »Ich habe richtig Angst bekommen, Bill Ich traue mich nicht einmal, einen Blick in den Garten zu werfen, weil ich immer damit rechne, daß überall die Katzen hocken und angreifen wollen.«
Bill lachte. »Das ist etwas übertrieben.«
»Sicher, aber verständlich.«
»Da hast du recht.«
»Wo steckt eigentlich Johnny?« fragte Sheila.
»In seinem Zimmer.«
»Laß ihn nicht in den Garten.«
»Wo denkst du hin?« Bill stellte sich ans Fenster und schaute durch die Scheibe. Seine Blicke wanderten durch den Garten, er suchte die Katzen, sah sie jedoch nicht. Dieser unheimliche Besuch in der vergangenen Nacht schien ihm wie ein Alptraum vorzukommen. Nur war es leider kein Traum,
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