0166 - Die Dämonenkatze
hätte gern mit Mrs. Welch gesprochen.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Wenn Sie nicht angemeldet sind, hat es erst gar keinen Zweck.«
»Ich werde trotzdem mit ihr reden«, sagte ich und holte meinen Ausweis hervor. »Scotland Yard.«
Er zuckte zusammen.
»Und?«
»Ich werde fragen«, sagte er.
Bevor er sich umdrehen konnte, hielt ich ihn noch einmal zurück, weil ich seinen Namen wissen wollte.
»Ich bin Clive Welch.«
»Der Bruder?«
»Nein, der Sohn.« Damit war für ihn die Sache beendet. Er drehte sich um, öffnete die Tür und verschwand im Innern des Hauses.
Mit einem Knall drosch er die Tür wieder zu, damit ich keinen Blick in das Haus werfen konnte. Ich starrte auf die Tür.
Und die hatte auch ihre Besonderheit. Es war nicht das Holz, sondern der in der Mitte der Tür befindliche Katzenkopf fiel mir auf. Er war eingeschnitzt worden, ein Katzengesicht, das mir irgendwie bösartig vorkam.
Ich schritt näher heran und sah auch die Worte, die unter dem Kopf standen.
Wenn Yita erscheint, wird die Erde zu dem, was sie schon einmal war.
Ein Paradies für Tiere, und die Katzen werden die Herrschaft antreten.
Das war interessant. Ich dachte nach. Den Namen Yita hatte ich noch nie im Leben gehört. Wer nannte sich so? Eine Katze, vielleicht ein Katzendämon?
Letzteres konnte gut möglich sein, denn auch ich hatte von Tierdämonen gehört. Mir selbst waren sie sogar schon begegnet. Apep, die Höllenschlange, oder Chiimal, der Gigant von Atlantis. Und noch etwas fiel mir auf. Über dem Kopf der Katze hatte sich eine Schlange zusammengeringelt.
Die Katze und die Schlange.
Wie paßten sie zusammen?
Ich wollte mich überraschen lassen. Sicherheitshalber trat ich einen Schritt von der Tür zurück. Das war gut so, denn einen Augenblick später, rammte der Sohn dieser engagierten Katzenstreiterin sie auf. Fast hätte sie mich noch gestreift. Er grinste.
Wahrscheinlich hatte er bemerkt, wie knapp das gewesen war.
»Sie dürfen eintreten«, knurrte er.
»Wie gütig«, grinste ich.
»Wenn Sie von der Presse gewesen wären, hätten wir Sie rausgeschmissen.«
Ich blieb vor ihm stehen. »Haben Sie heute Ihren schlechten Tag, oder sind Sie immer so?«
Er senkte den Blick, und ich ging an ihm vorbei in das Innere des Hauses.
Meine Augen wurden groß, denn ich hatte eine völlig andere Welt betreten. Eine große Halle, wie ich sie nie hinter den Mauern vermutet hätte, nahm mich auf. Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, der Boden bestand aus großen quadratischen Steinplatten, die rötlich braun glänzten und in deren Zentrum sich jeweils der Kopf der Katze befand, den ich schon auf der Tür gesehen hatte.
Aber das war nicht alles.
Auch lebende Katzen zählte ich. Sie hockten auf Sitzkissen und in kleinen Sesseln. Sie hatten sich auf einer Kommode verteilt oder lagen einfach auf dem Boden.
Ich zählte schnell nach.
12 waren es.
Und jede Katze sah anders aus.
Einmal schillerte das Fell rötlich, dann sah ich pechschwarze Katzen, andere besaßen ein graues Fell, es gab auch fast weiße, und die Tiere starrten mich aus ihren schrägen Augen an, als wollten sie mich fressen.
Ich fühlte mich unbehaglich unter diesen Blicken. Irgendwie wirkten auch die Tiere nicht normal, sondern aggressiv, wie Raubtiere, die auf der Lauer liegen und zum Sprung bereit sind.
Über meinen Rücken rann ein Schauer. Es war wirklich kein Vergnügen, sich in dieser Halle zwischen all den Katzen aufzuhalten. Hinzu kam noch das schlechte Licht, mehr ein Dämmer, so daß die Augen noch klarer und heller wirkten.
Hinter mir schloß Clive Welch die Tür.
Von seiner Mutter sah ich nichts. Wo steckte Rosy Welch? Die Frage bekam ich bald beantwortet, denn mir gegenüber öffnete sich eine Doppeltür, und heraus trat sie.
Zum zweitenmal packte mich das Erstaunen.
Rosy Welch war schon eine Erscheinung. Sie hatte pechschwarzes kurzgeschnittenes Haar und ein glattes Gesicht, das mich selbst irgendwie an eine Katze erinnerte. Die Augen standen leicht schräg. Sie hatten auch keinen normalen Ausdruck, sondern schillerten grünlich, wie bei manchen Frauen mit roten Haaren. Bei Asmodina, der Teufelstocher, hatte ich so etwas gesehen.
Rosy Welch trug ein langes Kleid, das mich mehr an ein Gewand erinnerte. Der grüne Stoff war ziemlich dünn und in mehreren Bahnen gelegt worden, damit man nicht durchschauen konnte. Die Hände waren lang und die Finger sehr dünn. Die spitzen Nägel kamen mir dabei wie die Krallen einer Katze
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