0166 - Die Dämonenkatze
vor. Zu allem Überfluß hatte die Frau sie rot lackiert, wie auch ihre Zehennägel, die aus den Sandalen schauten.
Diese Frau war mir nicht sympathisch. Genau wie mich die Umgebung überhaupt nicht ansprach.
Dieses Haus mitten in London war wirklich eine eigene Welt für sich.
Drei Schritte vor mir blieb sie stehen. Sofort lösten sich vier Katzen von ihren Plätzen und huschten lautlos auf sie zu, um ihre Herrin einzurahmen.
Sie schauten mich ebenso an wie Rosy Welch.
»Guten Tag«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. »Ihr Sohn wird Ihnen sicherlich gesagt haben, wer ich bin.«
»Ja, ein Polizist.« Ihre Stimme klang dünn, ich mußte mich anstrengen, um etwas zu verstehen.
»Richtig, ich bin Polizist. Und zwar komme ich von Scotland Yard. Wären Sie in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten, Mrs. Welch.«
»Das kommt auf die Fragen an.«
»Sie sind so, daß sie Ihre Person betreffen. Das hoffe ich wenigstens.«
»Fangen Sie an.«
»Sie haben von dem gräßlichen Mord gehört, der in der vergangenen Nacht passiert ist?«
»Welcher Mord?«
Ich hatte gewußt, daß sie so reagieren würde. »Dann sagt Ihnen der Name Leon Poole nichts?«
»Nein.«
»Er war Katzenfänger.«
Jetzt lächelte die Frau und drehte ihre langen Finger ineinander.
»Wenn er wirklich das war, was Sie gesagt haben, dann gönne ich ihm den Tod. Ich freue mich, daß er gestorben ist. Diese Menschen haben kein Recht zu leben.«
»Das ist ein Irrtum. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Ebenso wie er ein Recht auf Arbeit hat.«
»Sie müssen diesen Staat verteidigen, ich denke anders darüber. Das habe ich auch in meiner Sendung der Öffentlichkeit bekanntgegeben.« Sie räusperte sich. »Sonst noch etwas?«
»Ja, ich stehe erst am Anfang.«
»Meine Zeit ist begrenzt.«
»Ich kann Sie auch vorladen lassen, wenn Ihnen das lieber ist, Mrs. Welch.«
»Spielen Sie sich hier nicht so auf«, erwiderte sie. »Das ist mein Haus.«
»Und der Mann in der vergangenen Nacht ist durch einen Angriff der Katzen zu Tode gekommen.«
»Er hat seine gerechte Strafe bekommen.«
»Sie haben ihn zerrissen und seine Augen ausgekratzt«, hielt ich dagegen.
»Das ist typisch für Katzen.«
Dieses Weib war nicht zu packen, deshalb schoß ich ein härteres Geschütz ab. »Ich habe Sie und Ihre Katzen in Verdacht, daß Sie nicht ganz unschuldig an diesem Verbrechen sind.«
»Verbrechen? Höchstens eine Bestrafung.«
»Wenn Sie meinen.«
»Nein, Herr Polizist, ich war hier bei meinen Lieblingen und habe an meinem Buch weitergeschrieben. Ich schreibe nämlich über Katzen, müssen Sie wissen.«
»Haben Sie Zeugen?«
»Meinen Sohn.«
»Andere nicht.«
»Nein, mein Mann existiert für mich nicht mehr. Er ist verschwunden. Bei Nacht und Nebel.«
Den Mann konnte ich verdammt gut verstehen. Ich wäre auch bei solch einer Frau nicht geblieben.
»Woher wollen Sie eigentlich wissen, daß es Katzen waren, die diesen Mann bestraft haben?«
»Das ist wissenschaftlich festgestellt worden.«
»Aha.«
»Zudem bin ich in das Haus gekommen, als der Mann starb. Und ich habe noch drei Katzen dort gesehen.«
»Dann hätten Sie die Tiere doch festnehmen können«, hielt mir die Frau spöttisch entgegen.
»Sie verschwanden zu schnell.«
»Ihr Pech. Ich für meinen Teil habe mit dieser Bestrafung nichts zu tun.«
»Gut, ich nehme es zur Kenntnis.«
»Aber sie glauben mir nicht.«
»Das ist eine andere Sache.«
»Haben Sie sonst noch Fragen, die ich Ihnen nicht beantworten kann?«
Der Hohn kannte kaum noch Grenzen. »Ja, ich möchte Sie noch etwas fragen. Wer ist Yita?«
Die Frau sagte nichts. Nur ihre Augen wurden um eine Idee schmaler. »Sie kennen Sie?«
»Ich habe sie gesehen, vielmehr ihr Abbild.«
»Yita hat mit dem Mord nichts zu tun!« behauptete Rosy Welch.
»Das glaube ich nicht.«
»Es steht Ihnen frei.«
»Dann sagen Sie mir, wer Yita ist.« Ich schoß einen Schuß ins Blaue ab. »Ist sie vielleicht ein Dämon?«
Schweigen, aber an den Augen der Frau erkannte ich, daß ich ins Schwarze getroffen hatte. Dieses Katzenabbild mußte irgend etwas mit den Mächten der Finsternis zu tun haben, daran ging kein Weg vorbei, und dessen war ich mir auch sicher.
»Ich halte das Gespräch für beendet«, erklärte mir die Frau, die sich so gern mit Katzen umgab. »Sie haben mir schon genug meiner kostbaren Zeit gestohlen. Gehen Sie jetzt.«
»Natürlich.« Ich lächelte. »Nur läßt es sich wohl nicht vermeiden, daß ich Sie und
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