0166 - Die Dämonenkatze
in diesem fremden, schrecklichen Haus finden?
Die Trägerinnen stoppten.
Sheila verkrampfte sich, als sie kurzerhand fallen gelassen wurde. Ein heftiger Schmerz zuckte durch ihren Körper, und der Aufprall löste in ihrem malträtierten Kopf kleine Explosionen aus.
Für wenige Sekunden trat sie wieder ab. Als sie dann klar denken und auch sehen konnte, waren die vier Frauen zurückgetreten. Die Anführerin stand dicht vor Yitas offenem Rachen, die Trägerinnen hielten sich bei den Lampen auf, und die letzte Frau stand hinter Sheilas Kopf.
Sie lauerten…
Sekunden vergingen. Eine Zeitspanne, die zwar kurz war, Sheila aber dennoch sehr lang vorkam. Bis die Anführerin – und das mußte Rosy Welch sein – zwischen die Falten ihres Kleides griff und eine Papierrolle hervorholte.
Sie faltete sie auseinander.
Wie im Mittelalter, dachte Sheila, als man den zum Tode Verurteilten das Urteil noch einmal vorlas.
Rosy Welch begann. »Du, Sheila Conolly, bist ausersehen, als erste in einer langen Reihe von Menschen zu sterben, die den Tod zahlreicher Katzen auf dem Gewissen haben. Es hat lange gedauert, wir haben geforscht und gearbeitet, bis es uns endlich gelang, Verbindung mit Yita aufzunehmen. Sie ist die Göttin der Katzen, ein Dämon, der aus einer Dimension mit ansehen mußte, wie seine Artgenossen gequält, gedemütigt und getötet wurden. Man fing sie ein, ließ sie verhungern oder unternahm Versuche mit ihnen. Mir ist es nun gelungen, einen Schlußstrich unter dieses grausame Werk zu setzen. Ich habe Yita beschworen, und ihr Geist ist aus den fernen Dimensionen zurückgekehrt, wobei er mich und mein Wirken beflügelt hat. Es wird kein sinnloses Töten der Tiere mehr geben, die Katzen schlagen zurück. Mit ihnen mache ich den Anfang. Hunde und andere Tiere werden folgen. Kein Vogel wird mehr in seinem Käfig sitzen, kein Hund mehr im Zwinger elendig verrecken. Die Zeiten sind allemal vorbei. Und wir fangen mit denen an, die sich für diese Taten zu verantworten haben. Du zählst dazu, Sheila Conolly. Und du hast die Chance eines Ultimatums nicht genutzt, deshalb wirst du sterben. Als erste, als ein abschreckendes Beispiel, damit auch die anderen sehen, was ihnen noch alles bevorsteht.«
Rosy Welch ließ die Rolle sinken und schaute Sheila Conolly ins Gesicht. Man hatte Bills Frau nicht gefesselt, sie hätte auch so keine Chance gehabt, zu entkommen. Und Sheila, die man direkt angesprochen hatte, wollte auch eine Antwort geben.
»Ich habe keine Katzen getötet«, erwiderte sie mit schwacher Stimme. »Es stimmt, daß Tierversuche auch in meinem ererbten Betrieb stattgefunden haben, aber muß das nicht sein? Jede Forschung kostet ihren Preis. Um Menschenleben zu retten, müssen die Präparate doch ausprobiert werden.«
»Und Tiere sind dafür gut genug?« höhnte die Welch.
»Sagen Sie mir eine andere Möglichkeit, und ich werde Anweisung geben, von den Versuchen Abstand zu nehmen.«
»Ja, ich weiß sie. Nehmt Menschen, ihr verdammten Hyänen. Mit Menschen könnt ihr die Versuche durchführen!«
»Nein.«
Rosy Welch lachte auf. »Da habt ihr Angst, wie? Das glaube ich, an Menschen traut ihr euch nicht heran. Aber an wehrlose Tiere. Es gibt genügend Menschen, die den Tod verdient haben. Schwerverbrecher, Mörder, Killer, aber keine Tiere. Sie sind unschuldig. Sie tun nichts, wenn man sie nicht angreift und sie in Ruhe läßt. Lange genug haben wir das gewissenlose und schändliche Treiben mit ansehen müssen, aber jetzt ist Schluß. Wo Worte nicht helfen, da müssen eben Taten folgen!«
Rosy Welch sprach so überzeugend und deutlich, daß Sheila bewußt wurde, nichts mehr unternehmen zu können. Diese Frau ließ sich nicht umstimmen – die nicht.
»Und Sie wollen wirklich alle Menschen töten?« fragte Sheila mit erstickt klingender Stimme.
»Nein, alle nicht. Obwohl die meisten es verdient hätten. Wir nehmen uns nur die Tierquäler vor und machen mit Ihnen das gleiche, was sie den Tieren angetan haben. Sie werden sterben, und mit dir, Sheila Conolly, machen wir den Anfang. Leon Poole zähle ich nicht, er war nur das kleine ausführende Organ, aber du hast die Macht, die Tierversuche zu stoppen. Du stehst dahinter, du kannst noch etwas ändern, aber du hast es nicht getan. Deshalb wirst du sterben. Wir können auch keine Rücksicht auf deine Familie nehmen, denn auch Katzen und Hunde haben Junge. Die Tiertöter haben sie kurzerhand abgeschlachtet, verhungern lassen oder haben sie zertreten, als würden
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