0167 - Ich stand im anderen Lager
sollten ihn sofort verhören«, schlug Phil vor. »Er ist in einem Zustand, in dem er reden wird.«
Ich rief den Polizeiarzt herbei, der noch mit den Toten beschäftigt war.
»Sehen Sie sich den Mann an, Doc, und stellen Sie fest, ob er vernehmungsfähig ist.«
Der Arzt beschäftigte sich kurz mit dem Gangster, ließ sich seine Tasche bringen, wusch ihm die Kratzer aus und klebte Pflaster darüber.
Dann schob er ihm zwei Tabletten zwischen die Zähne und kam zu uns zurück.
»Er ist vernehmungsfähig.«
»Können wir gehen?«, fragte Trawn.
»Nein.« Ich winkte einen Sergeant herbei. »Behalten Sie die Leute im Auge. Ich brauche sie noch!«
***
Jim Bowler wurde in den Vernehmungswagen der Mordkommission gebracht. Der Techniker schaltete das Tonbandgerät ein. Bowlers Vernehmung konnte beginnen.
Ich verzichtete darauf, Einzelheiten über die Organisation aus ihm herauszuholen. Meine erste Frage lautete: »Wem galt der Überfall, Jim?«
»Roger«, antwortete er mit schwerer Zunge.
»Wer ist Roger?«
»Er war ein Gehilfe vom Chef, und er will dem Chef ein großes Geschäft wegschnappen.«
»Was für ein Geschäft?«
»Das weiß ich nicht, G-man. Es hat irgendetwas mit einer Ladung zu tun, die nach New York gebracht werden soll. Roger weiß, wann und wo die Ladung ankommt.«
»Okay, es ist also Roger, den ihr auf der Abschussliste habt.«
»G-man, ich habe nicht geschossen«, jammerte er. »Ich saß doch nur am Steuer. Slide hatte die Maschinenpistole, und als er eine Kugel bekam, nahm Howard das Ding. Ich habe es nicht angefasst, und ich hätte mich sofort ergeben, aber Howard zwang mich…«
»Das ist jetzt nicht interessant«, unterbrach ich ihn. »Der Überfall in der Delancey Street galt also auch Roger.«
»Ja, aber daran war ich nicht beteiligt.«
»Das weiß ich, aber warum verwechselt ihr mich dauernd mit Roger. Wisst ihr nicht, wie er aussieht?«
»Nein«, antwortete er. »Ich weiß nicht, wie er aussieht. Ich habe ihn nie gesehen. Nur der Chef kennt ihn. Voor hat ihn, glaube ich, auch gekannt. Und Fred Tousten kennt ihn auch.«
»Wer saß außer Welton in dem zweiten Wagen noch?«
»Fred Tousten.«
Ich erinnere mich. Tousten war jener magere, hässliche Bursche, der in der Christopher-Schule zusammen mit den anderen, von denen nun drei nicht mehr lebten, am Ring gesessen hatte.
»Okay, dann saßen in dem Mercury zwei Leute, die diesen geheimnisvollen Roger kannten. Warum dann hat Slide trotzdem geschossen?«
»Slide sollte schießen, wenn Welton durch ein Aufblenden der Scheinwerfer ein Zeichen gab. Welton gab das Zeichen.«
»Hm, dann hat also selbst der Chef mich mit Roger verwechselt. Dann müsste ich ja Roger erstaunlich ähnlich sehen.«
Bowler riss die Aügen auf und starrte mich an.
»Was ist?«, fragte ich.
»Welton ist nicht der Chef«, gestand er zögernd.
Die Erregung trieb mich vom Stuhl.
»Und wer ist der Chef?«, schrie ich ihn an.
»Der Mann, dem der Altwarenladen unter der Sportschule gehört.«
»Die Ramschbude in der Christopher Street, die immer geschlossen ist?«
Bowler nickte.
»Los, beschreibe den Burschen!«
»Ich kenne ihn nicht«, sagte er hilflos. »Nur die alten Gang-Mitglieder kennen ihn: Welton, Tousten, Hel Voor und natürlich Roger. Seitdem Roger sich selbstständig gemacht hat, hat sich der Chef nicht mehr blicken lassen.«
Ich schlug dem Techniker auf die Schulter.
»Ich brauche eine Verbindung mit dem Streifenwagen der Überwachungsgruppe Ted Sonn. Stellen Sie sie her. Schnell!«
Es dauerte einige Minuten, bevor ich Berry Hoog an der Strippe hatte. Die Verbindung war so schlecht, dass wir beide schreien mussten.
»Berry, hat sich irgendetwas ereignet?«
»Nein, die Situation ist unverändert. In der Sport-Schule brennt Licht, aber niemand hat das Haus betreten und niemand hat es verlassen. Ted Sonn muss noch oben sein.«
»Ist jemand in den Altwarenladen gegangen?«
»Nein, aber ein Mann hat ihn verlassen. Etwa zehn Minuten, nachdem Sonn die Christopher-Schule betreten hat.«
Ich zerknirschte einen Fluch zwischen den Zähnen. »Berry, dring sofort in die Räume der Box-Schule ein. Wenn du Sonn noch lebendig vorfindest, nimm ihn sofort in Haft. Rufe mich über Sprechfunk an.«
Rund zehn Minuten vergingen. Wir schwiegen. Phil hatte Jim Bowler eine Zigarette gegeben. Der Gangster rauchte in hastigen Zügen. Dann flackerte das Licht an der Rufanlage. Der Techniker meldete sich und gab mir den Hörer weiter. Ich konnte die Stimme am
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