0167 - Kampf der schwarzen Engel
hatte sie ein Tuch geschlungen. Sie zog mich in einen zweiten Raum, wo auf einem kleinen Altar mehrere Kerzen brannten. Es roch nach Wachs und Weihwasser.
Ich sah auch die Öffnung im Boden.
»Da hinunter, Signore!«
Ich zögerte einen Augenblick, doch die Frau schüttelte heftig den Kopf und drängte mich an den Rand. »Bitte, Signore, machen Sie es. Wirklich.«
Hatte ich eine Wahl? Kaum. Ich nickte und suchte die Leiter, über die ich in die Tiefe gehen konnte.
»Sie müssen springen.«
Ich vertraute dem Wort der Frau und sprang in die Dunkelheit. Es war wirklich nicht sehr tief. Als ich aufkam und dabei nach vorn fiel, wurde es über mir bereits wieder dunkel. Die Frau hatte die Klappe auf die Öffnung gelegt.
Im Stockfinstern blieb ich auf dem kühlen, gestampften Lehmboden erst einmal sitzen. Nur äußerst schwach zeichneten sich die Umrisse der Falltür über mir ab.
Ich traute mir jedoch zu, sie mit einem Sprung zu erreichen.
Allmählich nur beruhigte sich mein Atem. Meine gute körperliche Verfassung hatte mich die letzten Minuten überstehen lassen. Und das war gut so.
Ich atmete normal weiter und hielt wenige Sekunden später die Luft wieder an.
Der andere in diesem dunklen Verlies tat es nicht. Deutlich vernahm ich seine Atemzüge.
Eine Gänsehaut rann über meinen Rücken. Da hockte ich in der Dunkelheit, dachte daran, allein zu sein und war es doch nicht. Ich hatte noch einen Begleiter.
»Hallo?« Meine Stimme klang leise.
Wieder das Atmen. Diesmal allerdings gemischt mit einem leisen widerlichen Kichern.
Der oder die Person schien nicht gerade zu meinem Freund zu gehören.
War ich vom Regen in die Traufe geraten?
Eine zischelnde Stimme. Ich konnte nicht verstehen, was die Person meinte.
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Vor mir in der Dunkelheit konnte jeder hocken. Ein Ghoul, ein Zombie, ein Mensch.
Ich wollte es wissen. Leider hatte ich die große Lampe im Wagen gelassen, so stand mir nur meine Bleistiftleuchte zur Verfügung, die ich jetzt hervorholte.
Ich streckte den Arm in die Richtung aus, wo ich das Geräusch vernommen hatte. Dann schaltete ich die Lampe ein.
Der Strahl bohrte sich durch die Dunkelheit, zerschnitt sie wie mit einem Messer – und traf.
Nein, es war kein Zombie, kein Ghoul, sondern ein Mensch.
Allerdings ein Irrer.
Und er hielt ein gewaltiges zweischneidiges Messer in seiner rechten Hand…
***
Vier Männer waren als Wachen zurückgeblieben. Sie hatten ihre Gewehre nicht aus den Händen gelegt, sondern sie gesenkt, so daß die Mündungen auf die am Boden liegenden Menschen wiesen.
Das waren Kara, Myxin und Suko.
Regungslos lagen sie auf der staubigen Erde, und die heiße Sonne brannte vom wolkenlosen Himmel auf ihre Rücken nieder. Sie waren nicht tot, nein, der Strahl hatte sie nur gelähmt und zu willenlosen Werkzeugen der schwarzen Engel gemacht. Denn diese drei gehörten ihnen allein, die anderen hatten sie nur zu bewachen oder sie den schwarzen Engeln zuzuführen.
Don Causio erschien wieder. Er schwitzte sehr stark und rieb mit einem Tuch über seinen fast kahlen Kopf, um der Transpiration Herr zu werden, was ihm jedoch nicht gelang. Er ging mit kleinen Schritten, sein Fett wabbelte hin und her, und sein ganzes Gesicht schien dabei in Bewegung zu sein.
Vor den Männern blieb er stehen und atmete kurzatmig. Er hatte sich umgezogen, trug keinen hellen Anzug mehr, sondern ein dunkles Gewand, das sehr weit geschnitten und auch luftdurchlässig war. Es wallte förmlich um seinen voluminösen Körper.
Die Blicke aus den kleinen, tückischen Augen des Mannes wieselten über die drei am Boden liegenden Menschen. Er schaute sie an, dann seine Männer und dann wieder auf die Regungslosen. Rot lief sein Gesicht an. »Wo ist der vierte? Der mit den blonden Haaren und mit dem ich gesprochen habe?«
»Sie jagen ihn noch.«
»Heißt das, er ist entkommen?«
»Ja, Don Causio. Er konnte dem Strahl des Kristallschwertes widerstehen!«
Causio wurde blaß. »Er konnte…?« Dann trat er mit dem Fuß auf. »Das gibt es nicht…«
»Aber wir haben es gesehen, Don Causio!«
»Wer ist stärker als die schwarzen Engel. Kaum jemand, erst recht kein Mensch. Wenn er wirklich den Strahlen getrotzt hat, ist dieser Blonde kein Mensch, sondern ein Dämon.«
»Vielleicht ein Zauberer«, meinte einer.
»Auch das.« Don Causio lächelte. »Ihr wißt genau, was ihr zu tun habt.«
Dabei deutete er mit zwei Finger auf die Regungslosen. »Packt sie und
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