0167 - Kampf der schwarzen Engel
Kirche oder zum Pfarrhaus zu beschreiben.
»Sie wollen dort hin?«
»Ja.«
»Das ist Ihr Tod.«
»Ich habe Ihnen bereits einmal von meiner Aufgabe berichtet. Ich werde davon nicht abgehen. Zudem befinde ich mich noch auf der Suche nach drei Freunden, die in dieser Stadt gefangen gehalten werden. Ich muß alles wagen.«
Die Frau verstand mich. »Vielleicht ist es besser, wenn Sie gehen. Und vielleicht haben Sie Glück.« Dann beschrieb sie mir den kürzesten Weg zur Kirche.
Ich hörte aufmerksam zu. Zum Glück brauchte ich nicht über den Platz zu laufen, sondern konnte mich durch die sehr engen Gassen bewegen. Ich hoffte nur, daß der Pfarrer mehr über die schwarzen Engel und deren Herkunft wußte.
Vielleicht konnte er mir dann helfen, sie zu vernichten und ihr grausames Erbe zerstören.
»Der Herr möge Ihnen Schutz und Beistand geben«, sagte die Frau zum Abschied. »Ich werde für Sie beten.«
Das sollte sie.
***
Es gab in Nareno einen großen und einen kleinen Brunnen. Der größere lag im Zentrum, ungefähr dort, wo sich auch der Marktplatz befand. Da wollte ich nicht hin, denn an diesem Ort hätte man mich zu leicht entdecken können.
Der kleinere Brunnen war für mich so etwas wie ein Fixpunkt. Von der Stelle aus hatte ich es nicht mehr weit bis zu meinem Ziel. Lange wollte ich mich bei dem Pfarrer nicht aufhalten, denn ich wußte auch meine Freunde in Gefahr. Sie befanden sich in den Händen eines gefährlichen Mannes, und den schwarzen Engeln würde es Spaß bereiten, sie zu töten.
Noch immer war das kleine Dorf ein einziger Backofen. Obwohl die Sonne ein wenig weitergewandert war, brannte sie nach wie vor vom wolkenlosen Himmel. In den Gassen tanzte die heiße Luft. Mir brach augenblicklich der Schweiß aus allen Poren, jede Bewegung erforderte eine doppelte Anstrengung.
Wenn ich ein paar Meter gelaufen war, suchte ich jeweils in Hauseingängen Deckung und schaute nach, ob die Luft rein war. Bis jetzt hatte ich Glück gehabt, kein weiterer Verfolger war mir in die Quere gekommen. Unangefochten konnte ich die enge Gasse hinunterlaufen, die mich zum ersten Etappenziel, dem kleinen Brunnen, brachte.
Schon bald sah ich ihn. Er stand auf einem kleinen Platz, war aus Stein gebaut worden, rund, und auf der Oberfläche des Wassers schwammen Blätter und Holzstückchen.
Der Brunnen befand sich an einer Gassenkreuzung. Nicht einmal spielende Kinder hielten sich dort auf, einsam und verlassen stand der Brunnen in der Sonnenglut.
Ich passierte ihn.
Von mir aus gesehen mußte ich die linke Gasse nehmen. Sie führte an die Rückseite der Kirche, wo auch das kleine Pfarrhaus lag. Rasch lief ich den Weg, erreichte die tiefste Stelle des Dorfes und orientierte mich nach rechts, wo ein Zypressenbaum stand. Von ihm hatte die Frau ebenfalls gesprochen. Ich mußte an dem Baum vorbei und sah links von mir eine mannshohe weiße Mauer, die aus unterschiedlich großen Steinen gebaut worden war. Sie umgab den kleinen Friedhof des Dorfes, der sich direkt an das Pfarrgelände anschloß.
Ich wunderte mich, daß mir keiner der Männer über den Weg gelaufen war.
Die Häscher hatten sich seltsamerweise sehr zurückgehalten. Sie führten irgend etwas im Schilde, denn daß sie aufgegeben hatten, daran wollte und konnte ich nicht glauben.
Ich ließ auch den Friedhof hinter mir und sah dann die kleine Kirche aufragen. Auch sie war aus weißen Steinen erbaut, besaß einen viereckigen Turm, der oben mit einigen Fenstern versehen war. Durch eines konnte ich die Glocke sehen. Die Tür zur Kirche stand offen.
Das wunderte mich ein wenig, denn der Vorplatz war frei. Es kam niemand, um den Gottesdienst zu besuchen. Voll trafen die Sonnenstrahlen die kleinen, hellen Steine auf dem Platz, mit denen er bedeckt war.
Es blieb mir keine andere Möglichkeit. Bevor ich das neben der Kirche stehende Pfarrhaus in Augenschein nahm, wollte ich erst im Gotteshaus nachschauen, ob ich den Pfarrer nicht dort fand.
Ich löste mich aus meiner Deckung und lief hastig über den Platz. Mit einem Sprung überwand ich die Eingangsschwelle und tauchte in das kühle Kirchenschiff.
Die Kirche war ziemlich klein. Deutlich hoben sich auf dem hellen Boden die dunkelbraunen Bänke ab. Sie waren leer. Niemand saß dort und betete.
Ich wagte mich ein paar Schritte vor und blieb neben einer Säule stehen. Von dieser Stelle aus besaß ich einen guten Blick auf den Altar.
Ich erschrak.
In Geschichtsbüchern hatte ich Bilder von zerstörten Altären
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