0168 - Satansparty
!« rief der Constabler. Doktor Melbert trat rasch an ein Sprechgerät und betätigte eine Taste.
»Melbert hier. Sperren Sie Lift drei. Ja, sofort. Es handelt sich um einen Notfall.«
Sein Blick traf die Augen Zamorras. »Sie ist auf diesem Stockwerk gefangen.«
»Dann hinterher, aber schnell.«
Der Korridor war leer und verlassen, und die drei Männer hielten abrupt inne und sahen sich konsterniert an.
»Verdammt, wo ist sie?«
Zamorra setzte zu einer Erwiderung an, als aus einem der an den Gang angrenzenden Räume ein verhaltenes Scheppern drang.
»Aha«, murmelte der Enddreißiger, riß die entsprechende Tür auf und war mit einem Riesensatz in dem im Halbdunkel liegenden Raum. Er prallte auf den Boden und rollte sich im gleichen Augenblick herum. Er wußte jetzt, daß er vorsichtig sein mußte, ungeheuer vorsichtig sogar. Nicole war in ihrem jetzigen Zustand eine wirklich ernstzunehmende Gefahr. Er fühlte ihre Nähe, fühlte die Kälte in ihren Gedanken und…
»Nicht!« brüllte er und sprang wieder auf.
Nicole warf ihr schwarzes Haar zurück. Sie hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, in der linken Hand ein messerscharfes Skalpell. Langsam trat Zamorra auf sie zu, sich bemühend, keine hastige Bewegung durchzuführen. Nicole war zu allem fähig.
Ein weiterer Schritt, noch einer.
Nicole stand völlig regungslos, starrte ihn an, als hätte sie ihn nie zuvor in ihrem Leben gesehen Und dann, mit einer kaum sichtbaren Bewegung, führte sie die Schneide des Skalpells an ihre eigene Kehle.
Zamorra stockte der Atem. Er war noch viel zu weit entfernt, als daß er hätte rettend eingreifen können. Es gab nur noch eine einzige Möglichkeit, die Aussicht auf Erfolg bot.
Der Meister des Übersinnlichen konzentrierte sich, obwohl ihm das mehr als schwerfiel. Er wußte, daß er nicht einen Sekundenbruchteil zögern durfte, entsann sich der alten Formeln, formulierte einen Bann.
Nicole stieß einen spitzen, kaum noch menschlichen Schrei aus, als eine nicht sichtbare Kraft an dem Skalpell zu zerren begann. Sie nahm ihre rechte Hand zu Hilfe, versuchte, das Skalpell wieder zu sich heranzuziehen, vergeblich. Die Macht der weißen Magie, diesmal nicht verstärkt durch das magische Amulett Merlins, erwies sich als stärker. Als wäre das Skalpell plötzlich glühendheiß geworden, ließ Nicole es los. Zamorra hatte genau auf diesen Augenblick gewartet, sprang nach vorn und versetzte ihr einen wohlabgewogenen Schlag. Ihr Blick flackerte, dann sank sie bewußtlos in sich zusammen. Zamorra keuchte und lehnte sich erschöpft gegen die Wand.
»Dem Himmel sei Dank«, brachte Doktor Melbert hervor. »Mein Gott, ich verstehe nicht, wie… Sie hat das Innere eines zerstörten, aber noch unter Strom stehenden Gerätes berührt und einen elektrischen Schlag bekommen. Ich versichere Ihnen, sie war klinisch tot!«
»Sie vergessen ihre magische Begabung«, entgegnete Zamorra schwer atmend. »Als sie den elektrischen Schlag bekam, hat ihr Unterbewußtsein in einem einstudierten Reflex reagiert, ihren Geist in einen scheintodähnlichen Zustand versetzt. So hat sie überleben können. Ihr Überlebenswille war in dem Augenblick höchster Gefahr doch noch stärker als der Wahnsinn.«
»Wir… wir haben alles versucht«, brachte der Arzt fassungslos hervor. »Wirklich alles. Aber kein Medikament hat angesprochen, nicht ein einziges. Wir…«
»Sie sind machtlos«, stöhnte Zamorra und sah vor sich das schreckliche Bild einer grünschuppigen Gestalt.
»Sie sind solange machtlos, wie der Dämon nicht vernichtet ist«, erklärte er. Die Schwäche in ihm nahm rapide zu, und er hatte plötzlich Mühe, sein Gleichgewicht zu wahren.
»Nicole war einige Stunden von diesem Dämon besessen. Das hat eine Verbindung hervorgebracht, die auch jetzt noch besteht, da Mahat sie verlassen hat. Hinzu kommt der unsagbare Schreck, den sie erlitten haben muß.«
Zamorra berührte die jetzt bewußtlose Nicole vorsichtig an den Wangen. Sie waren heiß, obwohl jede Farbe aus ihnen gewichen war. Als er wieder in die Höhe kam, nahm der Schwindel rasch zu.
»Sie wird erst dann wieder gesund werden, wenn Mahat vernichtet ist. Solange der Teuflische existiert, wird sie weiterhin versuchen, sich das Leben zu nehmen. Und irgendwann wird ihr das auch gelingen.«
»Wir werden das verhindern«, versprach der Arzt. »Jetzt kennen wir die Gefahr. Wir werden sie sicher unterbringen, das verspreche ich.«
»Gut«, brachte der Meister des Übersinnlichen
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