0168 - Satansparty
Amerikaner antwortete nicht. Er stand unter einem schweren Schock, gehörte in ein Krankenhaus, in dem er behandelt werden konnte. Aber eine überaus wichtige Information mußte Zamorra unbedingt haben: Eine Beschreibung dessen, der Bannister mit einem Fluch belegt hatte. Er war sicher, daß Mahat auch hier in einer menschlichen Hülle aufgetaucht war. Wenn es Zamorra gelang, diese Hülle zu identifizieren, dann hatte er eine Spur des Dämonen, dann wußte er, wo er den Finstermann zu suchen hatte.
»Aus dem werden Sie kein Wort herausbekommen«, prophezeite der Constabler. »Ein Schock. Er nimmt Sie gar nicht wahr.«
Genau das befürchtete der Meister des übersinnlichen ebenfalls.
»Gut«, sagte er langsam und überlegte fieberhaft. Es gab noch eine andere, vielleicht sogar viel wirksamere Möglichkeit, an die gewünschte Information zu gelangen. Allerdings würde ihn das Kraft kosten, Kraft, die er dringend im Kampf gegen Mahat selbst benötigte. Wenn er allerdings nicht wußte, wo sich Mahat befand, dann waren alle weiteren Überlegungen sinnlos.
»Rufen Sie einen Krankenwagen«, sagte er an die Adresse des Inspektors gerichtet. »Und wundern Sie sich nicht, wenn ich gleich erstarre und kein Wort mehr von mir gebe.«
Zögernd tastete er zu seinem Amulett, konzentrierte sich und berührte die Hieroglyphen in einer bestimmten Reihenfolge. Im gleichen Augenblick spürte er, wie sein Geist aus der körperlichen Hülle tropfte. Wild durcheinanderwogende Farben hüllten ihn ein, und er hatte das Gefühl, er stürze durch die Ewigkeit selbst.
Die Farben lösten sich bald auf, und dann hatte Zamorra den Eindruck, als schwebe er als unsichtbarer Geist über einem ansprechend eingerichteten Zimmer.
Die Vergangenheit, dachte der Professor. Das war die einzige Möglichkeit. Merlins Stern hatte ihn in die Vergangenheit getragen, einige Stunden nur.
Zamorra wurde Zeuge, wie Bannister seinen Revolver auf einen Mann abfeuerte, der dem Professor den Rücken zuwandte Das Gesicht, dachte er. Ich muß einen Blick in das Gesicht werfen.
Das Projektil durchdrang den Mann, zerfetzte eine Vase, richtete aber sonst keinen Schaden an. Das war der letzte Beweis. Der, der jetzt die Schultern Bannisters umklammerte, war niemand anderes als Mahat, in einer menschlichen Hülle.
Zamorra konzentrierte sich, als er spürte, daß ihn der Sog der weißmagischen Kraft des Amuletts wieder in die Gegenwart zurückzerren wollte.
Noch nicht! rief er. Noch nicht. Gleich…
Und in diesem Augenblick drehte sich der Mann, in dem Mahat wohnte, um. Zamorra blickte in ein entstelltes Gesicht, sah den Triumph in den Zügen, und im gleichen Augenblick war auch der Name dieses Mannes in seinem Bewußtsein: Edward McKinley.
Das genügte. Es reichte aus, um der Spur zu folgen, den Dämonen zu einem neuen Kampf zu stellen.
Zamorra gab dem Sog nach, erwachte einen Sekundenbruchteil später wieder in seinem Körper, schlug die Augen auf - und starrte in das besorgte Gesicht des Inspektors.
»Endlich«, kam es über die Lippen des Polizisten. »Wir dachten schon…«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie brauchten sich keine Sorgen zu…«
Der Meister des Übersinnlichen unterbrach sich selbst, als er die Veränderung bemerkte. Wo vorher Sonnenschein gewesen war, war jetzt finstere Nacht. Nach seinem Empfinden zu urteilen, waren nur wenige Minuten vergangen, seit er in die Vergangenheit gereist war.
Aber das war ein Irrtum.
Stunden mußten vergangen sein, Zeit, die er nicht wiederaufholen konnte, Zeit, die bedeutend sein konnte. Denn er ahnte, daß diese Nacht entscheidend war…
***
Nacht. Finstere, mondlose Nacht.
Zamorra fühlte sich in erschreckender Weise an seine noch nicht lange zurückliegende Konfrontation mit Mahat erinnert, als er von einem anderen Mann Besitz ergriffen hatte. Er sah noch die Züge der toten Ann-Su, die Auseinandersetzung, die er verloren hatte. Das durfte sich auf keinen Fall wiederholen.
Die Straßen, durch die der Wagen raste, waren leer. Zu dieser vorgerückten Stunde waren in diesem Stadtteil Londons nur noch sehr wenige Menschen unterwegs.
»Glauben Sie, daß wir noch rechtzeitig kommen?« fragte der Inspektor.
Zamorra zuckte nur mit den Achseln und preßte die Lippen aufeinander. Er wußte es nicht, konnte es nicht wissen.
Zu ihrer Rechten erkannten sie auf einem Hügel eine Villa, die von außen angestrahlt wurde. Zamorra trat auf die Bremse, riß das Steuer herum. Der Wagen schleuderte kurz und donnerte dann
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