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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Ungeduldig drängten sich die anderen um ihn, während er die Baumkronen durch den Feldstecher betrachtete und dabei schier aus dem Häuschen geriet.
    Matt ließ ihnen ihren Spaß und pflückte noch ein paar Riesenbrombeeren für Aruula.
    Danach ließ er sich seinen Feldstecher zurückgeben.
    »Ich bin nicht allein. Ich gehe zu unserem Lager und hole meine Gefährtin.«
    Hartnäckig bestanden die Lords darauf, ihn zu begleiten.
    Sie überquerten gemeinsam die alte Autobahntrasse und stiegen den Hang hinauf. Biglord Milla redete ununterbrochen. Matt erfuhr, dass etwa tausend Lords im Gebiet der einstigen britischen Metropole lebten. Die Lords schienen in vier Stämmen organisiert zu sein, die von je einem Grandlord regiert wurden. Milla sprach auffällig respektvoll von diesen Häuptlingen - Gwanloads nannte er sie. Beiläufig erwähnte er auch Frauen und Kinder. Einige tausend. Die Frauen nannte Milla wooms, die Kinder sheilds.
    Matt verstand längst nicht alles, was der Waldschrat ihm erzählte. Doch ihm dämmerte, dass unter diesen Barbaren nur Männer ab einem bestimmten Alter das Recht hatten, sich
    »Lord« zu nennen.
    Kurz bevor sie das Lager erreichten, gebot Matt seinen Begleitern Einhalt. Es würde besser sein, wenn er allein Aruula weckte. »Wartet hier. Ich rufe euch, wenn ihr kommen könnt.«
    Er ließ die Lords zurück. Durch die Büsche arbeitete er sich zu dem gut getarnten Lager vor. Aruula schlief tatsächlich noch. Matt beugte sich über .sie. »Wach auf! Wir haben Besuch.« Er legte die Beeren neben sie.
    »Besuch?« Aruula fuhr hoch. »Was für Besuch?«
    »Eigenartige Burschen. Sie gehören zu Stämmen, die in der Gegend von London leben. Nennen sich Lords und wollen uns zu den Bunkermenschen führen.«
    Matt stand auf und rief die Männer. Dabei fiel sein Blick auf das Dach des Unterschlupfes. Für Sekunden stockte ihm der Atem: Ein schwarzer Vogel von mindestens vierzig Zentimetern Höhe hockte dort. Ein gewaltiger Rabe. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, beäugte ihn das Tier.
    Hinter Matt raschelte das Laub. Die Lords brachen durchs Gebüsch. Augenblicklich erhob sich wütendes Geschrei. »Kolkkolkkolk…!« Milla vor allem brüllte stakkatoartig. Der Rabe schwang sich in die Luft. »Kolkkolkkolk…«
    Littlord Juudsch tauchte neben Matt auf. Den Bogen schon in der Faust, spannte er einen Pfeil ein. Der schwarze Vogel flatterte in die Ahornkrone und verschwand im dichtbelaubten Geäst. Der Pfeil verfehlte ihn nur knapp.
    »Kraahkraa«, kam es von oben. »Sstinksstiefel, Sstinksstiefel, kraah…«
    Biglord Milla schlug Littlord Juudsch mit der flachen Hand in den Nacken. »Aasch! Bässe ziele!« Dann an Matt gewandt: »Sinn Scheißviechä sinnit!«.
    »Gefährlich?«
    »Yeamän! Vollef ählich, Scheiß-viechä!« Aruula schob sich aus dem Unterschlupf.
    Kauend und die Riesenbeeren in der Rechten, musterte sie die Fremden. Die Lords bedachten sie nur mit flüchtigen Blicken.
    »Das sind die Lords von Landän«, erklärte Matthew seiner Gefährtin. »Und das ist Aruula.«
    Zwei der Männer nickten kurz. Die anderen reagierten überhaupt nicht. Milla brummte nur:
    »Lange Name fünne woom.« Matt konnte die Bemerkung nicht recht einordnen und antwortete nicht. Aruula band sich die Scheide mit ihrem Langschwert auf den Rücken. Aus hellwachen Augen belauerte sie dabei die struppigen Gestalten. Keine Spur mehr von Erschöpfung. Matt registrierte es erleichtert. Der Schlaf hatte ihr gut getan.
    Sie brachen auf. Im Gänsemarsch ging es den Hügel hinunter. Simplord Bäika, ein kleiner drahtiger Bursche mit krummen Beinen, übernahm die Spitze. Hinter ihm Biglord Milla, dann Matt und Aruula vor den anderen Lords. Statt der Otowajii zu folgen, überquerte Bäika die alte Trasse und drang auf der anderen Seite in den dichten Wald ein.
    »Ihr nehmt nicht die Otowajii?«, fragte Matt erstaunt.
    Milla drehte sich nach ihm um. »Otowajii? Dumeins Motowäi. Yeamän -wemmanäme. Müsse vohä nochäbbes inne Wald elädige…«
    Schweigend marschierten sie durchs Unterholz. Nicht lange, zehn, fünfzehn Minuten vielleicht. Matt entdeckte einige mächtige Eichen inmitten der Ahornbäume. Achtzig, neunzig Meter hohe Baumgiganten. In ihrer Umgebung standen die anderen Bäume lichter. Fast nur Sträucher und Farne wucherten in einem Radius von vielleicht vierzig Schritten um die Eichen. Als würden die Ahombäume re- spektvoll Abstand von ihnen halten.
    Durch das teilweise mannshohe Gebüsch arbeiteten sie sich an

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