017 - Blick in die Vergangenheit
Gestrüpp. Die Lords hatten ihr die Hände auf den Rücken gefesselt und ein Seil um den Hals gelegt. Sie zitterte am ganzen Körper. Simplord Bäika und Littlord Juudsch standen hinter ihr.
Langsam streckte Milla den Arm aus. Er deutete auf das Mädchen, das ihn angespuckt hatte. »Weg mit deada…« Und dann brüllte er auf einmal los: »Wegschaffe, wegmache wegmache…!« Seine Männer rissen die junge Frau hoch und zerrten sie in die Büsche. Matt sah, wie einer von ihnen ein Messer zog und ihr das Lederkleid aufschlitzte. Zorn überkam ihn. Er wollte den Männer hinterher .stürmen, doch bevor er den ersten Schritt gemacht hatte, fuhr der Biglord herum und blitzte ihn an.
Hat der Bursche Augen im Hinterkopf?, dachte Matt.
»Dassis deinewoom!«, zischte Milla und deutete auf Aruula. »Dassis unse woom!« Er zeigte auf den Busch, hinter dem die Kerle mit der Frau verschwunden waren. »Du machs middeina wasse-wills, wimache mitunsa waswiwolle…so isse Gesetz…«
Gequälte Schrei drangen aus dem dichten Buschwerk. Eine Gänsehaut zog sich über Matts Rücken. Selbst wenn er es gewollt hätte - er konnte der Stimme seiner Vernunft nicht gehorchen: Er stürmte los.
Als hätte Milla geahnt, an welcher Seite Matt an ihm vorbei wollte, stellte er sich ihm in den Weg. Matt griff in die Beintasche seines Pilotenanzuges, um seine Beretta zu ziehen.
Doch ehe er sich versah, hing Simplord Bäika an seinem rechten Arm. Sie können Gedanken lesen, schoss es Matt durch den Kopf. Die verdammten Kerle können Gedanken lesen…!
Aus den Augenwinkeln sah er, wie Aruula mit einer blitzschnellen Bewegung über ihre Schulter griff und ihr Schwert aus der Scheide zog - um es dann langsam sinken zu lassen. Über die zweite gefangene Frau im Gestrüpp wanderte Matts Blick zu Littlord Juudsch - ein Pfeil lag auf der gespannten Sehne seines Bogens. Er zielte auf Aruula. Sie reagieren schneller als du denken kannst…
»Wawum mischedichein?!«, brüllte Milla.
»Isseblöde! Owguudoo stinkewut ich!« Zwei der Lords brachen mit aufgepflanzten Speeren aus dem Gebüsch. Sie hoben die Waffen mit beiden Fäusten über die Schultern und kamen langsam auf Matt zu. »Hea midde woom!«, brüllte Milla.
Seine Männer zerrten die junge Frau aus dem Gebüsch. Sie war vollkommen nackt. Ein Stoß, und ihr entkräfteter Körper stürzte vor Milla ins Gestrüpp. Noch klammerte Bäika sich an Matts Arm fest, noch immer zielte Juudsch auf Aruula, und die beiden Speerträger standen nur zwei Schritte vor Matthew und bedrohten ihn mit den Spießen.
»Wennse dia so wichtich is, machema Tausch.« Milla zog ein Messer, ging vor der stöhnenden Frau in die Hocke, packte ihr Haar und bog ihren Kopf in den Nacken zurück.
»Gibse mia de Ding, wasse umme Hals twägst, und de Ding in deine Tasch, kwiegste Lebe vonne woom.«
Er drückte das Messer an die Kehle der Frau. Ohnmächtige Wut tobte in Matt. Und gleichzeitig packte ihn das kalte Entsetzen. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass der barbarische Graubart die Frau töten würde, wenn er ihm nicht Feldstecher und Beretta überließ. Simplord Bäika versuchte schon Matts Hand mit der umklammerten Waffe aus der Ta- sche zu ziehen. Ein Gedankenkarussell rotierte unter Matts Schädeldecke. Was, wenn diese unberechenbaren Bestien als nächstes über Aruula und ihn herfielen?
Er zögerte einen Augenblick zu lang. Milla zog die Klinge durch. Der Schmerzensschrei der Frau ging in einem gurgelnden Röcheln unter, ihr Körper fiel leblos ins Gestrüpp.
»Du verdammtes Schwein!«, brüllte Matt. Er wollte sich auf ihn stürzen.
Die Speerträger versperrten ihm den Weg.
Bäikas Hände schlossen sich wie Schraubstöcke um Matts Unterarme. Milla packte die zweite Frau an den Haaren. Schon saß die blutige Klinge an ihrer Kehle. »Hea midde Dinga!«, brüllte er.
»Ist gut, ist gut«, krächzte Matt. Sein Atem flog. Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, einen klaren Gedanken zu fassen. Da er annahm, dass die Lords telepathisch begabt waren, versuchte er an Kapitulation zu denken, sich vorzustellen, wie er Fernglas und Beretta kampflos ablieferte. »Nimm erst das Messer von ihrem Hals.« Er zog den Riemen des Feldstechers über seinen Kopf.
Bäikas Griff um seinen Unterarm lockerte sich, Milla ließ die Klinge sinken, triumphierendes Feixen auf seinem bärtigen Hepatitisgesicht.
»Hier.« Matt hielt den Speerträgern den Feldstecher hin. Das Gerät baumelte am schmalen Riemen. Die Männer zögerten und
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