Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
enganliegenden Anzug aus dünnem weichen Kunstfaserstoff. Jefferson Winter identifizierte sich mit Namen, Titel und Funktion. Dann der Militär-Octavian, ein gedrungener Albino, der selbst bei gefährlichsten Einsätzen seine blaue Zopf- Perücke nicht ablegen wollte.
    »General Charles Draken Yoshiro, leitender Kommandant der Community-Force und Mitglied des Octaviats«, sagte er mit seiner hohen Stimme, die den König hin und wieder zu einem spöttischen Schmunzeln veranlasste. General Yoshiros Vorfahren waren Japaner gewesen.
    Dann nannte der Mann auf dem Navi- gationssitz hinter King Roger Rang und Namen.
    Commander Curd Merylbone. Er befehligte den EWAT, den der König benutzte, wenn er von Zeit -zu Zeit den Bunker verließ. Die Community London besaß fünf Earth-Water-Air-Tanks der neuesten Generation.
    Dann die Stimmen der beiden Waffen- techniker aus dem mittleren Segment des EWATs. Auch sie mussten sich identifizieren.
    Abschließend meldeten sich die vier Infanteristen aus Segment 3.
    »Identifikation abgeschlossen.« Der E-Butler, der den Ausgang überwachte, benutzte eine Stimmanalyse, um die Individuen zu identifizieren, die das Haupttor passierten.
    Das Titanglastor hob sich. Ein Schwärm Raben flatterte über die Sichtkuppel und flog vor dem Tank aus der Schleuse. Der EWAT glitt ins Freie.
    »Ist dieser bleigraue Himmel nicht ein fürchterlicher Anblick?«, seufzte der König.
    »Ich hätte Euch den Anblick für heute gern erspart, Sire«, schnarrte General Charles Draken Yoshiro. Der Militär-Octavian hatte bis zuletzt versucht, den König von seiner persönlichen Teilnahme an dem Einsatz abzuhalten. Er fand es einfach lächerlich, dass ein Monarch seine Sicherheit für einen Mann gefährdete, von dem nicht sicher war, ob er der Community je von Nutzen sein würde. Von der halbnackten Wilden ganz zu schweigen.
    Stundenlang hatte das Octaviat getagt. Das achtköpfige Regierungsgremium hatte das Für und Wider einer militärischen Rettungsaktion erwogen. Wertvolle Zeit war verloren gegangen. Octavian Jefferson Winter hatte dem König schließlich die dringende Bitte des Octaviats und des Prime vorgetragen, von einer persönlichen Teilnahme abzusehen. Der König hatte abgelehnt und das Octaviat zähneknirschend nachgegeben. King Roger III. hatte Vetorecht gegenüber der Community- Regierung. Wenn es hart auf hart ging, wurde getan, was er anordnete. Meistens jedenfalls. Links zog ein mit niedrigen Sträuchern bewachsenes Feld vorbei, das allmählich in die Trümmerfelder ehemaliger Regierungsgebäude überging. Rechts sah man das schwarze Gemäuer eines Säulengangs, teilweise in Efeu eingesponnen, und dann die traurigen Überreste Big Bens. Danach tauchte die Themse auf der rechten Seite der Sichtkuppel auf. An ihrem Ufer ging es durch Ruinenhalden eine Zeitlang in Richtung Norden.
    Das gleichmäßige Sirren der Teflonketten drang von außen in die Kommandozentrale. Sie arbeiteten sich durch Gestrüpp, walzten Büsche und kleine Bäume nieder. Hin und wieder knirschte Gestein. Von fern war das beruhigende Summen des Reaktors zu hören.
    »Wenn die Community Hamburg den Mann wirklich für so wichtig hielte, hätte sie selbst Kontakt zu ihm aufgenommen«, schnarrte Yoshiro.
    »Sie haben seine Spur kurz vor Berlin verloren, General«, sagte der König. »Wie oft wollen Sie das noch hören?«
    »Bis ich es glaube, Sire.« Das Gesicht des Militär-Octavians färbte sich rot. Yoshiro war nicht nur ein Panzerkopf, sondern zu allem Überfluss auch noch ein Choleriker. »Auch die Nachrichten aus der Community Salisbury kommen mir, gelinde gesagt, märchenhaft vor - ein Mann, der mit einem Düsenjet in Köln landet…!« Er schnaubte verächtlich. »Einfach lächerlich!«
    »Sie haben einen verlässlichen V-Mann in Salisbury«, bemerkte Jefferson Winter.
    »Vermutlich Gabriels Bastard!« Der General reckte sein kurzes Kinn hoch, verschränkte die Arme auf dem Rücken und wippte nervös auf den Stiefelspitzen auf und ab.
    »Ich muss doch sehr bitten, General!« Die Stimme des Königs klang kühl und tadelnd.
    »Leonard Gabriel hat sich wie kaum ein anderer um die Sache der Communities verdient gemacht. Ohne ihn wären die Verträge zwischen Salisbury und London heute noch nicht unterschrieben!«
    »Er ist aus dem Octaviat geflogen, weil er sich mit einer Barbarin gepaart hat! Ein einmaliger Vorgang, dass ein Regierungsmitglied seine Berufung verliert!« Yoshiro war ein sturer Hund - wenn er sich einmal

Weitere Kostenlose Bücher