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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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seinem schwer beschädigten Steamer. Nicht einmal zweihundert Meter entfernt pflügte ein langes Ruderboot durch die Wogen.
    Es war mit mindestens fünfzehn Nord- männern besetzt. Die Zeit, die sie gebraucht hatten, um ihn in den Wellen zu entdecken und das Boot zu Wasser zu lassen, hatte ihm einen lebensrettenden Vorsprung verschafft.
    Rulfan stemmte sich hoch und schleppte seinen ausgepumpten Körper über den Kieselsteinstrand. Vor ihm stiegen schroffe Felswände an, mehr oder weniger steil. Er würde einen Weg nach oben finden müssen, wenn er den kriegerischen Männern nicht in die Hände fallen wollte. Rulfan wusste, dass sie keine Gefangenen machten. Jedenfalls keine männlichen.
    Kanonendonner brach sich an den Felswänden. Rulfan warf sich bäuchlings auf die Steine. Wulf sprang winselnd davon. Eine Kugel traf die Felswand, Gesteinssplitter wirbelten durch die Luft. Rulfan zog seinen Laserbeamer vom Rücken, warf sich herum und drückte den Knopf für die Zielstrahloptik. Noch bevor der feine Strahl das Ruderboot anvisierte, sprangen die ersten Nordmänner über Bord. Sie kannten inzwischen die Wirkung der Waffe. Aus diesem Grund waren sie ja auch hinter ihm her.
    Dann spuckte der dicke Lauf eine Energiekaskade aus. Flammen loderten aus dem Boot.
    Rulfan sprang auf und eilte an der Felswand entlang. Er fand einen kaminartigen Spalt, nicht besonders steil und mit vielen Felsvorsprüngen.
    Den Lupa jagte er zuerst hinein. So gut das Tier schwamm, so unbeholfen stellte es sich beim Klettern an. Rulfan musste ihn ständig mit seinem eigenen Körper Halt geben. Stückweise schob er den Lupa durch den Kamin hinauf. Immer wieder legte er eine Rast ein, um Atem zu schöpfen.
    Sie brauchten lange, bis sie endlich die Felskante erreichten. Rulfan nahm sich keine Zeit zu verschnaufen - er setzte sein Binocular an und spähte aufs Meer hinaus. Mit einem Flaschenzug zogen die Nordmänner eine große Holzkiste vom Oberdeck des Steamers an Bord ihres Dampfers. Sie hatten den Kristall gefun- den.
    Er versuchte Honnes zu entdecken. Und die beiden Gefährten, die im Maschinenraum gearbeitet hatten. Sie waren nirgends zu sehen.
    Wahrscheinlich tot. Genau wie Ulfis und Willer. Deren Tod hatte Rulfan mit eigenen Augen miterleben müssen.
    Er stand auf und lief mit seinem Lupa in das Gras- und Buschland hinein, das sich von der Küste aus bis zu den dichten Wäldern hin ausdehnte. Am Waldrand entzündete er mit dem Laserbeamer ein Feuer, um seine Sachen zu trocknen. Rulfan starrte ins Feuer und fragte sich, ob die Nordmänner eine der beiden Communities lokalisiert hatten. Und wenn ja, welche.
    Am Morgen schlüpfte er in sein steif- getrocknetes Lederzeug und brach auf. Nach Nordosten in den Wald hinein. Sein Kompass und sein ausgeprägter Orientierungssinn wiesen ihm die Richtung. Er musste so schnell wie möglich eine der beiden Communities erreichen. Salisbury lag viel zu weit im Südwesten. Sechs bis acht Tagesmärsche schätzte er. Also blieb nur London. Wenn er schnell genug war, konnte er in zwei Tagen da sein. Vielleicht schon in anderthalb.
    Am Mittag des nächsten Tages erreichte er das Flussdelta der Themse. Zwei große Kolks kreisten über ihm. Er folgte ihnen Richtung London…
    ***
    Der Bildschirm flackerte, aber das Gesicht war deutlich zu erkennen. Ein erschöpftes blasses Gesicht mit hohlen Wangen und dunklen Schatten unter den Augen. Das linke war blau und geschwollen, die Lippen aufgeplatzt.
    Durch die Daten an der Tür kannte Matt sein Alter - fünfunddreißig Jahre zur Zeit der Aufnahme. Er sprach langsam und schleppend.
    Seine Stimme klang monoton. Er machte ganz den Eindruck eines gebrochenen Mannes.
    »Mein Name ist Richard Jagger«, sagte der Mann auf dem kleinen Monitor, »ich bin Kunsthistoriker…«
    In der rechten oberen Ecke das Bildschirms sah man ein Datum und eine Uhrzeit-8.Februar2012, 16:39 Uhr. »Ich weiß nicht, welches Jahr man jetzt schreibt, da Sie diese Aufzeichnung abrufen. Wie viele Jahre zwischen Ihnen und der Katastrophe liegen…«
    Auch die Tonqualität war besser als Matt erwartet hatte. Die halbe Nacht hatte er gebraucht, um die Geräte auszupacken - den Medienplayer, den Monitor und den primitiven Generator - ihre Funktionsweise zu studieren und zu installieren.
    »…wir haben sie noch vor uns - in wenigen Minuten wird ›Christopher-Floyd‹ mit unserer guten alten Erde kollidieren. BBC meldete soeben, dass die auf den Kometen abgeschossenen Interkontinentalraketen keine

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