017 - Frankensteins Verwandlung
Heston war klar, dass ihn eine Reihe von Prozessen erwarten würden. Er musste die ganze Angelegenheit mit seinen Anwälten besprechen.
Sie standen auf der Landepiste des Charleston Municipal Airport und sahen zu, wie das Monster in das Flugzeug geschoben wurde. Birgit atmete erleichtert auf.
»Lassen Sie das Ungeheuer nicht eine Sekunde aus den Augen, Dr. Bertolli.« sagte Howard Heston beschwörend. »Es hat schon genug Schandtaten begangen.«
»Sie können sich auf mich verlassen«, sagte der junge Arzt.
»Professor Dassin, Sie bleiben bei Dr. Bertolli«, sagte Heston und warf dem Wissenschaftler einen bösen Blick zu. »Ich setze mich später mit Ihnen in Verbindung.«
Dassin nickte und folgte Bertolli ins Flugzeug. Die Maschine startete, hob ab und nahm Kurs auf Chicago.
Dassin war vor Erschöpfung eingeschlafen, doch Dr. Nick Bertolli fand keinen Schlaf. Er saß neben dem bewusstlosen Monster und sah es immer wieder an. Die Kunsthaut faszinierte ihn. Sie war tatsächlich unverwundbar, wie er sich selbst überzeugen konnte.
Bedächtig zündete er sich eine Zigarette an. Ein leichtes Lächeln umspielte plötzlich seine Lippen. Er lehnte sich bequem zurück und sah dem Rauch nach. Dann schloss er die Augen und gab sich seinen Gedanken hin.
Es war noch dunkel, als sie auf dem O’Hare International landeten. Ein Sanitätswagen erwartete sie bereits. Das Monster wurde hinein verfrachtet. Bertolli stellte den Kragen seines Mantels auf. Ein beißender Wind fegte über den Flughafen.
»Steigen Sie ein!« sagte er zu Dassin.
Der Wagen brauste los.
»Wir fahren gleich in mein Sanatorium«, sagte Bertolli. »Ich lasse Ihnen ein Zimmer herrichten.«
»Und was machen wir mit ihm?« fragte Dassin und zeigte auf das schlafende Monster.
»Er bekommt ein Zimmer neben Ihnen.«
»Das habe ich nicht gemeint«, sagte Dassin ungeduldig. »Erkennen Sie denn nicht die Möglichkeiten, die wir da haben?«
Bertolli nickte. »Sie haben noch immer nicht genug von Ihrem Experiment, was?«
Dassin presste die Lippen zusammen. Sein Gesicht war grau, doch die Augen funkelten.
»Nein«, sagte er. »Ich will weitermachen. Dieses Geschöpf war nur der erste Schritt. Es wäre ewig schade, wenn ich nicht in dieser Richtung weitermachen könnte. Bei Heston bin ich erledigt, aber mit Ihnen …«
Bertolli fuhr sich übers Kinn.
»Sprechen wir später darüber«, sagte er. »Ich werde es mir überlegen.«
»Überlegen Sie es sich gut!« sagte Dassin.
Es war eine schweigsame Fahrt, bis der Wagen endlich im Hof des Privatsanatoriums in der Hubbard Street hielt. Dassin stieg verschlafen aus. Das Sanatorium war zweistöckig und musste ziemlich alt sein, war aber vollkommen renoviert worden. Der Wissenschaftler blickte sich kurz um und folgte dann Bertolli, der einige Befehle erteilte. Sie brachten das Monster in ein kleines Zimmer im ersten Stock im rechten Trakt des Gebäudes. Dassin gab dem Monster noch eine Betäubungsspritze, dann legte er sich im Nebenzimmer nieder und ließ die Tür zum Monster offen. Bertolli ging noch nicht schlafen. Er hatte ein wichtiges Telefongespräch zu führen.
Dassin fühlte sich nach dem ausgiebigen Frühstück wie neugeboren. Er hatte kurz nach Ronald Garwin gesehen. Das Monster war noch immer betäubt. Mit Genuss spießte Dassin eine Scheibe Schinken auf und steckte sie in den Mund, als sich die Tür zu seinem Zimmer öffnete und Dr. Bertolli eintrat.
»Ausgeschlafen?« fragte Bertolli.
Dassin nickte und schluckte den Bissen hinunter.
»Ich fühle mich prächtig«, sagte er. »Setzen Sie sich doch!«
Bertolli zog sich einen Stuhl heran.
»Trinken Sie eine Tasse Kaffee mit mir?« fragte Dassin.
Der junge Arzt schüttelte den Kopf. »Danke. Ich habe schon gefrühstückt.«
»Haben Sie meinen Vorschlag in Erwägung gezogen?« erkundigte sich Dassin.
Bertolli nickte. »Ja, das habe ich getan.«
»Und wie ist Ihr Entschluss?« fragte Dassin und beugte sich neugierig vor.
Bertolli hob die Schultern. »Ich bin mir noch nicht ganz klar geworden.«
Dassin schenkte sich eine neue Tasse Kaffee ein. Seine Hand zitterte ein wenig. »Und wann werden Sie sich klar darüber sein?«
»Das hängt von verschiedenen Dingen ab«, sagte Bertolli und zündete sich eine Zigarette an.
»Und die sind?«
»Ich will noch einige Informationen von Ihnen.«
»Die kann ich Ihnen geben. Fragen Sie!«
»Ich will die Zusammensetzung der Kunsthaut wissen.«
Dassin grinste. »Die verrate ich nicht.«
»Wie kann ich mit
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