017 - Frankensteins Verwandlung
Aber da war ein Zusammenhang, da war doch …
Verzweifelt dachte er nach.
Das Mädchen begann zu weinen. Die Frau zog es an sich.
»Du kommst – mit mir mit«, sagte Garwin stockend. »Ich nehme dich mit.«
Rasch stapfte er auf das Bett zu.
Das kleine Mädchen klammerte sich ängstlich an die Mutter.
Garwin packte die Frau am rechten Arm und riss sie hoch.
»Lassen Sie mir meine Tochter!« flehte sie.
Doch Garwin hörte nicht auf sie. Er griff nach dem Mädchen, das ängstlich heulte.
»Du tust mir weh!« jammerte die Kleine.
Garwin lockerte seinen Griff. Mit einer sanften Bewegung, die man ihm gar nicht zugetraut hätte, löste er das Mädchen von seiner Mutter.
»Lassen Sie mir Gwendolyn!« bettelte die Frau.
Das Monster zog das Mädchen an sich und drückte es gegen die Brust, Ohne auf die Proteste der Frau zu achten, ging es auf den Gang hinaus. Ein Matrose sah es und rannte sofort die Stufen hinauf.
Vor der Tür blieb Garwin stehen. Wieder versuchte er nachzudenken. Er hatte einen Plan gehabt, deshalb hatte er ja auch das kleine Mädchen an sich genommen. Doch sosehr er auch nachdachte, es fiel ihm nicht ein, was er wollte.
Der Erste Offizier und der Steuermann hatten sich mit einigen Matrosen auf dem Achterdeck versammelt.
»Was sollen wir jetzt noch unternehmen?« fragte Myers bitter. »Wir müssen uns etwas einfallen lassen, sonst zertrümmert uns das Monster das ganze Schiff. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als geschlossen auf das Ungeheuer loszugehen und zu versuchen, es über die Reling ins Meer zu werfen. Ob uns das gelingen wird, ist natürlich höchst zweifelhaft.«
»Es bleibt uns aber keine andere Wahl«, sagte der Steuermann. »Ich schlage vor …«
Ein Matrose kam auf sie zu gerannt und blieb schwer atmend stehen.
»Das Monster ist im Oberdeck«, sagte er schnaufend. »Es hat ein kleines Mädchen bei sich. Vielleicht sechs Jahre alt.«
»Das hat uns noch gefehlt«, sagte Myers. »Wahrscheinlich wird es das Mädchen als Geisel benutzen.«
»Das ist anzunehmen«, stimmte der Steuermann ihm zu.
Das Monster ging am Zahlmeisterbüro vorbei und betrat den riesigen Speisesaal. Kein Mensch war zu sehen.
Das Mädchen hatte zu weinen aufgehört und verhielt sich ganz still.
Garwin stapfte zwischen den Tischreihen hindurch. Er fühlte sich ziemlich schwach. Seine Kunsthaut hatte zwar Blut bekommen, aber davon allein konnte er nicht leben. Er brauchte auch ganz normale Nahrung, und die hatte er seit längerer Zeit nicht mehr bekommen.
Er gelangte schließlich in die großzügig ausgestattete Kombüse und setzte das Mädchen auf einen Tisch.
»Du bleibst sitzen«, sagte er.
Die Kleine wagte kaum zu atmen.
Garwin riss einen Kühlschrank auf. Doch ehe er noch etwas herausnehmen konnte, hörte er Schritte. Er packte das Mädchen und riss die Tür zur Anrichte auf.
Der Erste Offizier, der Steuermann und etwa fünfzehn Matrosen erschienen. Sie trugen Netze, Taue und lange Stangen bei sich.
Garwin versuchte zu sprechen, doch er hatte große Mühe damit.
»Keinen Schritt weiter!« sagte er und hielt das Mädchen hoch. »Sonst breche ich der Kleinen das Genick.«
»Geben Sie es auf!« sagte Myers. »Sie können uns nicht mehr entkommen. Wir sind zu viele. Wir nehmen Sie gefangen.«
Garwin fauchte wütend und wiederholte: »Ich breche dem Mädchen das Genick.«
Myers überlegte kurz. Er durfte das Leben des Mädchens nicht gefährden. Außerdem musste die versprochene Hilfe bald eintreffen.
»Was wollen Sie?« fragte Myers das Monster.
»Ich will Birgit Jensen«, sagte Garwin.
»Lassen Sie das Mädchen holen!« wandte sich Myers an den Steuermann.
»Und verlassen Sie sofort den Raum«, sagte das Monster. »Sofort!«
Myers befahl den Rückzug.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Steuermann Birgit Jensen gefunden hatte. In kurzen Worten erzählte er ihr von den Vorfällen und von dem kleinen Mädchen, das Garwin als Geisel bei sich hatte. Birgit erklärte sich spontan bereit, mit dem Monster zu sprechen.
»Gut, dass Sie gekommen sind«, sagte der Erste Offizier und sah das Mädchen an.
Birgit war totenbleich.
»Wo ist er?« fragte sie.
Myers zeigte auf die Tür zur Anrichte. »Er hat sich in der Küche verschanzt und ein kleines Mädchen bei sich. Er verlangt nach Ihnen.«
Birgit nickte.
»Was soll ich tun?« fragte sie.
»Reden Sie mit dem Ungeheuer! Vielleicht gibt es seinen Widerstand auf.«
»Ich werde es versuchen«, sagte das
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