017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel
allein zu Haus . . .
das war Absicht...« Sie fing unendlich leise an zu reden. Es fiel ihr schwer.
Langsam drehte sie den Kopf herum, musterte den gutaussehenden jungen Mann an
ihrer Seite, zu dem man auf den ersten Blick Vertrauen haben musste. »Monique
Lecomme«, stellte sie sich vor.
»Vor zwei Tagen - da begann es -«
Sie wusste scheinbar nicht recht, wie sie beginnen sollte, fühlte sich jedoch
andererseits verpflichtet, ihrem Retter gegenüber eine Erklärung abzugeben.
»Emile - mein Verlobter. Vor zwei
Tagen hat - er sich irgendwie verändert. Ich wollte der Sache auf den Grund -
gehen, und da traf ich Maurice - Maurice Duval - seinen Bruder .« Als sie diesen Namen aussprach, zitterte sie. »Emile
sprach zu mir - davon. Er sagte mir - dass sein Bruder - zurückgekommen sei.
Das aber - war so absurd -, dass ich anfing - zu zweifeln. Ich konnte nicht
daran glauben . ..«
Larry Brent kniff die Augen
zusammen. Das war ein Widerspruch. Einmal sagte Monique, dass sie den Bruder
Emile Duvals gesehen hätte - dann wieder sagte sie, dass Emile Duval sie selbst
davon unterrichtet hätte. Warf sie zwei verschiedene Dinge durcheinander?
»... Sein Verhalten war so -
ungewöhnlich. Es war nur durch eines erklärbar: Emile musste den Verstand
verloren haben. Er warnte mich, zu ihm zu kommen. Ich versprach es ihm ...« Sie
machte zwischen den einzelnen Sätzen größere Pausen.
X-RAY-3 steuerte den Lotus auf die
dunkle Mauer zu, die das von der Straße abgelegene Gehöft umgab. Der Pfad
verbreiterte sich hier, wurde zu einem Weg, der ebenso breit war wie die
Toreinfahrt. Neben der schwarzen, verschlossenen Holztür befand sich eine
kleinere Tür.
Monique Lecomme fühlte sich noch
außerstande, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
»Neben dem Eingang - in dem Steinpfosten
befindet sich ein Loch. Darin liegt der Schlüssel, Monsieur ...« Larry fand ihn
genau an der entgegenen Stelle und öffnete damit die Tür. Er war Monique
Lecomme behilflich, ins Haus zu kommen. Sie ging schon allein, wenn
es ihr auch schwerfiel.
X-RAY-3 sah sich in dem düsteren
Innenhof um. Das Anwesen wirkte von außen größer, als es wirklich war. Es
bestand aus einem zweistöckigen Wohnhaus, einem Schuppen und einem Stall, in
dem jedoch keine Tiere mehr untergebracht waren. Er diente jetzt als Garage.
»Emilie und ich planten, eine
Ferienwohnung daraus zu machen. Ich sollte hinüberziehen - zu ihm - während
dies hier für Touristen sein sollte. Besser ausgebaut natürlich, mit den
entsprechenden sanitären Anlagen ...« Larry hatte manchmal Mühe, sie zu
verstehen. Ihre Stimme war nur ein Hauch.
Der Agent näherte sich der
Haustür. Sie war nicht verschlossen. Sofort wurde er misstrauisch.
»Ich denke - Sie sind allein zu
Haus ?« wunderte er sich.
Monique nickte und strich sich mit
einer schwachen Bewegung die verschwitzten Haare aus der Stirn. »Ich schließe
grundsätzlich nur - das Haupttor zu ... Kommen Sie bitte mit, Monsieur. Ich
werde uns noch - einen Kaffee kochen. Sie haben mir sehr geholfen .«
Larry gefiel das Verhalten dieser
jungen Frau nicht. Sie tat kopflos völlig unsinnige Dinge. Auch mit dem, was
sie erzählte, kam er nicht zurecht.
»Wie war das mit Emile und Maurice ?« wollte er wissen. »Wieso ist das alles so absurd, wie Sie
andeuteten? Und vor allen Dingen: was ist mit Ihnen passiert ?«
Sie standen unter dem Türeingang.
Monique ging zwei Schritte weiter in den düsteren Korridor hinein, tastete nach
dem Lichtschalter. »Wer war der Mann, der Ihnen gefolgt ist ?« Larry blieb hartnäckig. Die Konzentrationsfähigkeit der jungen Frau ließ sehr
zu wünschen übrig. Monique Lecomme lachte schrill. »Das ist es ja, wovor Emile
mich bewahren wollte! Mein Verfolger war - Maurice. Niemand hat damit
gerechnet, dass er jemals zurückkommen würde. Er hat vor über dreißig Jahren
seinen Hof verlassen - und er ist zurückgekommen - wie die Toten, die er in
seinem Hof untergebracht hat .«
●
Larry glaubte seinen Ohren nicht
trauen zu können, als er dies vernahm. Durch Zufall war er auf das vermutete
Versteck der lebenden Toten gestoßen. Monique Lecomme kannte es!
X-RAY-3 ging auf die junge
Französin zu. »Ich halte Sie nicht für verrückt, Monique«, sagte er ernst. »Ich
weiß, was hier geschehen ist. Ich bin nicht zufällig in dieser Gegend. Sie
sollten mir alles erzählen, Monique. Ich glaube, dass die Geschichte von Emile
und Maurice Duval der Schlüssel zur Lösung ist .«
»Ich weiß
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