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017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

Titel: 017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Beleuchter.
Schauspieler und Statisten waren alle eingetroffen, und schienen nur auf ihren
Einsatz zu warten.
    Aber dieser Eindruck täuschte. Was
hier aussah wie die perfekte Maskerade und Kulisse eines Horror-Hintergrundes -
war eine alptraumartige Wirklichkeit. Der hagere Franzose, um dessen Körper der
schlechtsitzende Anzug schlotterte, war genauso echt wie die beiden Gefesselten
auf ihren Stühlen und die drei aus dem Grabe zurückgekehrten Toten, die alle
Spuren ihres Leichendaseins trugen.
    Der Zersetzungsprozess schien
offenbar fortgeschritten zu sein. Außer den typischen rotblauen Totenflecken waren
schon die Zeichen der Selbstzersetzung zu erkennen. Die Fäulnis an Armen und
Beinen war nicht zu übersehen. Graublaurötliche Verfärbungen an den Waden und
der typische Fäulnisgeruch wiesen daraufhin.
    »Bestie !« stieß Monique Lecomme hervor. Ihre Mundwinkel zuckten, sie wandte sich von dem
hageren Duval ab, als er auf sie zuging.
    Larry zerrte und riss an seinen
Fesseln. Es war eine einfache Kordel, aber sie war ziemlich fest angelegt
worden und schnitt ihm in die Armgelenke.
    »Der Grund für alles liegt weit
zurück .« Das bleiche Gesicht Maurice Duvals war der
jungen, abgekämpften Französin zugewandt. »Es gab damals einen furchtbaren
Streit im Hause. Und nur wegen des Testaments. Emile sollte alles erben - ich
sollte leer ausgehen. Ich war damals zweiundzwanzig. Normalerweise ist es so, dass
der älteste Sohn den Hof übernimmt. Aber bei uns war das anders. Ich habe mich
niemals mit meinem Vater verstanden, wir waren zu sehr verschieden. So erbte Emile,
der Achtzehnjährige, alles. - Ich verließ das Gut, heuerte auf einem
Kohlenschiff an und bereiste die ganze Welt .«
    Die Stimme Maurice Duvals hatte
ein eigenartiges Timbre. Sie klang rauchig und dumpf, ohne jegliche Höhen und
Tiefen, und beinahe konnte man den Eindruck gewinnen, dass irgend etwas mit
seinem Kehlkopf nicht stimmte.
    »Ich meldete mich nicht«, fuhr er
fort. »Und dann kam hier das Gerücht auf, dass ich aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht mehr am Leben wäre. Dreißig Jahre lang verschollen. - Emile
heiratete, er verriet es mir vorgestern Nacht, als ich unverhofft eintraf. Sein
Erstaunen - und sein Erschrecken waren groß, als ich plötzlich vor der Tür
stand und sagte, dass ich zurückgekommen sei. Er muss mich für einen Geist
gehalten haben. - Emile hatte vor fünfundzwanzig Jahren zum ersten Mal
geheiratet. Seine Frau starb bei der Geburt des ersten Kindes. - Und vor drei
Jahren verlobte er sich dann mit Ihnen. - Sie sind genau vierundzwanzig Jahre
jünger als er. Er scheint in den letzten Jahren ein alter Narr geworden zu sein .«
    Larry Brent bemühte sich, dem
Gespräch zu folgen. Er begriff manches nicht. Was musste sich drüben im Haus
des Duvals abgespielt haben? Monique Lecomme war Zeuge geworden, aber sie hatte
keine Zeit mehr gefunden, über all ihre Wahrnehmungen und Erlebnisse Bericht zu
erstatten.
    »Sie hatten wohl kaum Gelegenheit,
Emile während der letzten Stunden unmittelbar nach Ihrer Ankunft so genau
einzuschätzen«, machte Monique Lecomme sich bemerkbar. Sie rang sich mühsam
jedes Wort ab. »Emile war wie verhext, nachdem er mit Ihnen zusammengetroffen
war. - Er wollte vermeiden, dass ich nach drüben kam. Ich hätte ihm folgen
sollen .«
    Maurice Duval schüttelte den
knochigen, kaum behaarten Schädel. »Das hätte dennoch an Ihrem Schicksal nichts
geändert. Emile musste nicht sterben, weil ich ihn hasste. Das war nur ein
Grund von vielen. O ja, ich habe ihn gehasst. Ich habe ihn mehr gehasst, als
sich das ein Mensch vorstellen kann. Aber im Laufe der Jahre ging dieser Hass
verloren. Ich fühlte mich frei und ungebunden, ich hatte die Welt kennengelernt
- und ich hatte Orungu gefunden. Das veränderte mein Leben von Grund auf, denn
von nun an wusste ich, dass mir die Schwelle zum Jenseits offenstand, dass ich
reicher war als jeder andere Mensch. - Und dann kam die Sehnsucht,
hierherzukommen, den Befehlen zu gehorchen, denen ich folgen musste.«
    »Welche Befehle ?« schaltete sich Larry Brent ein. Unablässig hatte er in der Zwischenzeit an
seinen Fesseln gearbeitet. Es war ihm gelungen, den Zwischenraum ein wenig zu
vergrößern, so dass er die an die Stuhllehne gebundenen Hände schon ein bisschen
besser bewegen konnte. Niemand achtete auf ihn. Alle schienen sich hier
ziemlich sicher zu fühlen.
    Duval drehte dem PSA-Agenten den
knochigen Schädel zu. »Befehle, von denen Sie nichts verstehen«,

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