017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel
schon andeutete, eine
Fortsetzung finden .« Man hörte der Stimme des Russen
an, dass er mit dem Verlauf der Dinge nicht zufrieden war.
» ... Es klappt nicht immer alles
so, wie man sich das wünscht«, bemerkte X-RAY-3. »Auch wir sind nur Menschen .«
»Dennoch hoffe ich weiterzukommen.
Es sieht so aus, als ob sich der Obergauner zur deutschen Grenze abgesetzt hat.
Ich sitze hier im Revier und warte zunächst einmal ab, was von den Grenzbeamten
für Nachrichten einlaufen. Bis jetzt jedenfalls scheint der Kapuzenmann sich in
Luft aufgelöst zu haben. Er hat in der Tat die Chance, unbemerkt aus dem Land
zu verschwinden, weil niemand ihn kennt - oder zu kennen vorgibt .«
»Dann werden wir uns wohl die
nächste Zeit nicht mehr sehen«, sagte Larry Brent. »Marschieren wir getrennt -
bis der große Chef oder der Zufall uns wieder zusammenführen. Dabei habe ich
mich schon so auf unsere Feier im Moulin Rouge gefreut. Fürs kommende
Wochenende hatte ich dort einen Tisch bestellt. Das müssen wir absagen .«
»Oho«, entgegnete der Russe am anderen
Ende der Strippe. »Davon habe ich gar nichts gewusst. Hast du das telefonisch
erledigt ?«
»Nein, Susette hat das getan. Die
kleine, schwarze, grazile, kirschäugige Schönheit - aus der ersten Reihe
links.«
»Ah, die Tänzerin, die langbeinige
. . .«
»Genau, Towarischtsch, dieses
Attribut hatte ich noch vergessen .«
»Dabei dachte ich, du wolltest
solide werden .«
»Ich habe Susette zu einem Drink
eingeladen. Das ist alles .«
»Dobro«, meinte der Russe. »Wenn
du es sagst, dann wird es stimmen .«
Der Russe beendete das Gespräch,
indem er mit zwei Worten kennzeichnend die Situation umriss, in die er geraten
war: »Bolschoje swinstwo !« Und dem konnte Larry Brent
nur zustimmen. Das Ganze war in der Tat eine einzige große Schweinerei.
Er legte den Telefonhörer zurück
und klappte das Armaturenbrett zu. Ein tiefer Atemzug hob und senkte die Brust
des PSA-Agenten. Er zog den Lotus langsam in die enge Kurve. Gleich dahinter
dehnte sich eine schmale Lichtung aus, neben der sich ein dunkler Weg
entlangschlängelte. Hinter den Baumreihen, die den Rand der Lichtung
begrenzten, waren die Umrisse eines alten, abgelegenen Gehöftes zu erkennen.
Wie die ganze Zeit schon, so warf
Larry Brent auch hier einen Blick hinüber. Alles lag in tiefer Dunkelheit. Die
Menschen schliefen.
Auf der anderen Seite der Straße
wogten zwischen den dunklen Stämmen dünne Nebelschleier.
Es war eine Doppelkurve, die vor
dem Agenten lag. Kaum war Larry aus der Linkskurve heraus, musste er den Wagen
nach rechts ziehen.
Und
da sah er es.
Eine Bewegung zwischen den Bäumen.
Etwas Weißes. Und er erblickte die andere Gestalt. Eine junge Frau, abgehetzt,
am Ende ihrer Kraft, taumelte vor der weißen Gestalt her, die nach ihr griff.
Die Fliehende geriet in den
grellen Scheinwerferkegel des Lotus! Geblendet schlug sie die Hände vor das
Gesicht. Larry trat sofort auf die Bremse. Der langsam rollende Wagen stand auf
der Stelle.
Die Frau im Scheinwerferlicht
stolperte über den Straßenrand und schlug zu Boden, noch ehe der Amerikaner aus
dem Wagen war.
Während X-RAY-3 auf die keuchende,
schwer atmend am Boden liegende junge Frau zueilte, riss er die Laserwaffe aus
der Halfter. Die helle Gestalt stand sekundenlang wie angewurzelt zwischen den
Bäumen. Als Brent wie ein Schatten auftauchte, wich der andere zurück. Es war
ein hochgewachsener Mann, mit langen, affenartigen Armen, die wie leblos an
seiner Seite herunterhingen, als er langsam, Schritt für Schritt in das Dunkel
zurückwich, mit fiebernden Augen den Fremden anstarrend, der da unverhofft
aufgetaucht war.
Flink und gewandt tauchte der
Hagere mit dem bleichen, blutleeren Gesicht im Gewirr der Bäume unter.
Larry kümmerte sich um die am Boden
Liegende. Als er sie berührte, kam ein gellender Aufschrei über ihre Lippen.
Abwehrend streckte sie die Hände nach Larry aus und versuchte ihn
zurückzudrängen.
»Ich will Ihnen nur helfen«, sagte
X-RAY-3 leise. Seine Stimme klang ruhig. Diese junge Frau musste Furchtbares
durchgemacht haben. Ihr Gesicht war verzerrt, ihr ganzer Körper auf Abwehr
eingestellt. In ihren Augen flackerte ein wildes, fiebriges Licht. Und es
schien, als würde sie noch gar nicht richtig erkennen, wer sich da eigentlich
über sie beugte.
»Maurice - weg - Maurice . .. « stammelte sie und schlug nach Larry. Erst als er weiter
auf sie einredete schien ihr zum Bewusstsein zu kommen, dass sie vor
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