0170 - Ich gegen die Riesen-Kraken
aus,«
»Dann mache ich mit, egal wie dick es kommt vorausgesetzt, du hast nichts dagegen.«
»Warum sollte ich? Wir kennen uns ja lange genug.«
Laute Stimmen hinter uns. Wir drehten uns um. »Ich bin von der Presse!« rief ein Mann, der so sympathisch aussah wie ein hungriges Krokodil. »Sie haben kein Recht, mich an der Ausübung meines Berufes zu hindern!«
Bill Conolly seufzte. »Der hat hier gerade noch gefehlt. Milford Raffin, die Schande der gesamten Branche.«
Ich kannte Raffin. Es gab auf der ganzen Welt niemanden außer seinem Hund, der ihn mochte. Er hatte ein hervorragendes Talent, sich Feinde zu schaffen. Seine Storys strotzten nur so von Unwahrheiten und Erfindungen. Er nahm sich niemals die Mühe, gewissenhaft zu recherchieren, ließ mit Riesenlettern Mutmaßungen drucken, die, er hinten mit einem Fragezeichen versah, damit man ihm rechtlich nicht an konnte, und hatte ständig irgendwelche Klagen am Hals. Seine Sensationsberichte drehten einem den Magen um. Er machte eiskalt aus einer Mücke einen Elefanten, bestach Menschen, kaufte falsche Augenzeugen, türkte Sensationsfotos.
Strahlend lächelnd kam er auf uns zu. »Ah, die erste Garnitur von Scotland Yard kümmert sich um diesen Fall«, sagte er zu mir.
»Oberinspektor John Sinclair, der Geisterjäger persönlich. Begrüße Sie.«
»Wie geht's dem Liebling der Nation?« fragte ich.
»Meinen Sie damit mich?«
»Mich kann ich damit wohl schlecht gemeint haben. Wie's mir geht, weiß ich.«
»Ich fühle mich großartig.«
»Das freut mich. Wie lange haben Sie noch bis zur Pensionierung?«
»Etwa so lange wie Sie«, gab Milford Raffin grinsend zurück.
»So lange noch?«
»Ja, Sie werden mich noch eine ganze Weile ertragen müssen.«
»Vorausgesetzt, Ihnen stößt nichts zu, was wir nicht hoffen wollen, nicht wahr?«
»Genau«, erwiderte Raffin. Er beachtete Bill Conolly, die Konkurrenz, überhaupt nicht. »Darf ich mal einen Blick auf den Toten werfen?«
»Ich kann Sie nicht daran hindern.« Raffin hatte starke Nerven. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, als er sich die Leiche ansah. Er kam wieder zu mir. »Was halten Sie davon?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Heißt das, Sie sind mal wieder ratlos? Darf ich das so formulieren?«
Meine Augen wurden schmal. »Sie sollten diesmal Ihr Gehirn benützen, wenn Sie Ihr Geschmiere vom Stapel lassen. Wenn ich in Ihrem Bericht auch nur eine einzige Unwahrheit lese, oder eine ehrenrührige Phrase, dann…«
Raffin grinste breit. »Was ist dann? Werden Sie mich vor den Kadi zitieren, Oberinspektor?«
»Vielleicht suche ich Sie zu Hause auf und rede mit Ihnen unter vier Augen ein bitterernstes Wort.«
»Ich hoffe doch stark für Sie, dass dies keine Drohung war, Oberinspektor.«
»Sie werden diesmal nur Tatsachen berichten, verstanden? Im andern Fall werde ich Mittel und Wege finden, Sie so fertigzumachen, dass nicht mal mehr ein Hund einen Knochen von Ihnen annimmt.«
Das berührte Raffin nicht. Er zuckte mit den Schultern und stakste davon. Suko ballte die Hände zu Fäusten. Riesige Hämmer waren, das.
»Ich bin zwar kein Raufbold«, sagte der Chinese, »aber diesem Bastard würde ich mit Vergnügen mal tüchtig aufs Maul schlagen.«
»Vielleicht ergibt sich noch mal die Gelegenheit«, sagte ich.
»Darüber würde ich mich maßlos freuen.«
Ich winkte den Polizeiarzt zu mir. »Ich habe Sie noch nicht nach Ihrer Meinung gefragt. Womit wurden diesem jungen Mann die schrecklichen Wunden zugefügt?«
Der Doktor massierte seine Nase. »Wenn die Verletzungen nicht so riesig wären, würde ich sagen…«
»Ja? Sprechen Sie es ruhig aus, Doc.«
»Ich habe ein wenig Ahnung von Kraken. Ein Hobby von mir. Manche dieser Tiere besitzen gezähnte Saugnäpfe, die eine Größe von zwanzig Zentimetern erreichen.«
»Eine Krake? Sie sind also der Meinung, dieser junge Mann wurde das Opfer eines Kraken?« fragte Bill Conolly erstaunt.
»Es klingt wahrscheinlich verrückt, aber wenn Oliver Owen, das Opfer, tatsächlich von einem Kraken getötet wurde, dann muss es sich um ein so großes Tier handeln, wie man es auf der ganzen Welt noch nie gesehen hat«, sagte der Polizeiarzt.
»Womit hat der Krake denn Owens Körper so schrecklich verwüstet?« fragte Bill.
»Mit seinem Maul, nehme ich an«, sagte der Arzt. »Er besitzt zwei spitze, chitinige Kiefer, die wie ein Papageienschnabel aussehen. Jedenfalls ist das bei normalen Kraken der Fall. Wie es sich bei diesem Monster verhält, weiß ich
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