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0171 - Der Herr des roten Mohns

0171 - Der Herr des roten Mohns

Titel: 0171 - Der Herr des roten Mohns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herr des roten Mohns
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aus der Hand und erklärte Sommerset so schnell und so kurz wie möglich, was sich ereignet hatte. Ich hörte ihn seufzen, und dann versprach er, das Nötige zu veranlassen. Ich sollte umgehend zu ihm kommen und die zwei Mädel mitbringen. Das hatte ich sowieso vorgehabt.
    Inzwischen hatte sich auch die Pensionsmutter eingefunden. Sie stand wie die Göttin der Rache unter der Tür, besah sich die Bescherung, streckte den knochigen Zeigefinger dahin aus, wo sich unter dem verblichenen Chinesen eine Blutlache gebildet hatte und fragte vorwurfsvoll:
    »Und wer bezahlt mir die Teppichreinigung?«
    Ich beeilte mich ihr zu versichern, dass sie keinen Schaden haben würde. Ich war erstaunt, dass sie nichts Schriftliches von mir verlangte.
    Es vergingen zehn Minuten, dann kamen der Leichenwagen und zwei Detectives. Während sie die Sachlage begutachteten, kam auch Rotköpfchen wieder zur Besinnung. Er blinzelte, grunzte und schien nicht zu wissen, was gespielt wurde. Als ihm das endlich aufging, markierte er erneut den Ohnmächtigen, aber das half ihm nichts. Er wurde unsanft auf die Beine gestellt. Die Schnur wurde durch ein paar Handschellen ersetzt.
    Danach schwirrte die Ganze Gesellschaft ab. Ich versprach, so bald wie möglich mit den beiden Mädels nachzukommen. Glücklicherweise hatten sie noch nichts ausgepackt, und so ging es ziemlich schnell. Die Wirtin wollte von der vorausbezahlten Pension vorläufig nichts zurückgeben. Sie behielt den erklecklichen Rest als Pfand für die Reinigung des Teppichs. Die Frau war unbedingt tüchtig. Das musste ihr der Neid lassen.
    Sommerset war in großer Fahrt. Den toten Chinesen kannte er natürlich nicht. Aber ich umso besser. Dagegen war der Rotblonde ein steckbrieflich gesuchter Raubmörder. Diesen mussten wir selbstverständlich noch in die Zange nehmen.
    Wichtiger jedoch war mir die Sicherheit der beiden Mädchen, die, wie ich erst jetzt erfuhr, mit vollem Namen Hazel Hendriksen und Joice Hampton hießen. Ihre-Väter waren Engländer, die mit Chinesinnen verheiratet gewesen waren und ihre Frauen nach ein paar Jahren hatten sitzen lassen, um allein nach Old England heimzukehren. Die Mädchen hatten sich als Verkäuferinnen, Bardamen und Platzanweiserinnen in Kinos durchgeschlagen.
    »Was machen wir nun mit ihnen?« fragte ich den Inspektor. »Wir können sie ja nicht einfach herumlaufen lassen. Wenn Ihnen etwas zustößt, wären sie schuld.«
    Sommerset tat das, was er immer machte, wenn er keinen Rat mehr wusste. Er schenkte sich einen ein und war so in Gedanken versunken, dass er es sogar versäumte, uns einen anzubieten.
    Zum Schluss seufzte er tief und sagte:
    »Es gibt nur einen Platz, an dem die Girls unbedingt sicher sind, und das ist das Polizeigefängnis.«
    Hazel und Joice machten entsetzte Gesichter und wollten protestieren, aber Sommerset grinste entwaffnend.
    »Wir haben für solche Zwecke eine besonders komfortable Zelle. Sie können dort tun und lassen, was Sie wollen, so lange Sie sich nicht besaufen und Krach machen. Ich kann Sie nicht zwingen, aber ich rate Ihnen, einen Antrag auf Gewährung von Schutzhaft zu stellen. Allerdings kostet das eine Kleinigkeit.«
    »Schicken Sie uns die Rechnung«, sagte ich und kramte einen unserer Reisechecks, die in den letzten Tagen zusammengeschmolzen waren, hervor. »Lassen Sie die hundert Dollar kassieren und geben Sie sie den Damen, damit sie Bewegungsgeld haben.«
    »Bewegungsgeld ist ein feiner Ausdruck, vor allem, wenn man eingesperrt ist und sich nicht bewegen kann«, lachte Hazel. »Ich bin einverstanden, und Joice wird nichts anderes übrig bleiben, als mir beizupflichten. Wir wollen uns ja nicht den Hals abschneiden oder zuziehen lassen. Ich stelle nur die Bedingung, dass Sie, Mister Cotton, uns manchmal besuchen.« Damit war auch das zu meiner Beruhigung und zur Zufriedenheit aller Beteiligten erledigt.
    Die Mädchen schwirrten mit einer freundlich grinsenden Gefängnismatrone ab, um sich ihre neue Behausung anzusehen.
    Danach ließ Sommerset den rotblonden Gangster vorführen. Er hieß Jack Brown, war der Polizei allerdings unter drei anderen Namen bekannt. Er behauptete, es habe keinerlei Mordabsicht Vorgelegen. Er sei von dem Chinesen für fünfzig Dollar verpflichtet worden, den Frauen lediglich einen gehörigen Schrecken einzujagen, damit sie über eine gewisse Sache, von der er aber nichts wisse, den Mund hielten.
    Sommerset brüllte, tobte und drohte, aber der Bursche blieb ungerührt. Er bestand auf

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