0171 - Die Hexe vom Hyde Park
ebenfalls im Hause.
Als Bingham eintraf und seine Anschuldigungen stellte, wollte der Vater des Mädchens seine Tochter verteidigen. Er wurde getötet. Die Mutter ebenfalls. Elizabeth konnte fliehen. Der Sage nach soll Larissa geschrien haben »Bleib doch da«, aber Betty floh. Teils aus Angst, aber sie wollte auch Hilfe holen. Ihr Mann besaß Einfluss. Als er mit einigen Männern an dem Ort des Geschehens eintraf, da war es bereits zu spät.
Man hatte mit Larissa die Hexenprobe gemacht. Sie war gestorben. Da drehten die Männer durch. Sie töteten die beiden Henker, doch Bingham konnte in dem allgemeinen Durcheinander entkommen und war auch nicht wieder aufzufinden. Irgendwann in der folgenden Nacht hatte Betty einen Traum. Ihre Schwester erschien an der Seite der beiden Henker und sprach von einer furchtbaren Rache, die auch Elizabeth treffen sollte.
Soweit die Geschichte. Ich schaute Lady Sarah an, während ich das Buch zuklappte.
»Fällt Ihnen etwas auf?« fragte mich die alte Dame.
»Ja und wie. Der Name Perkinson.«
»Ist kein weiter Weg bis zu Perkins«, meinte die Horror-Oma und nickte bedeutungsvoll.
Der Meinung war ich auch. Es war dann doch kein Zufall, dass es Glenda getroffen hatte. Sie musste eine Nachfahrin dieser Elizabeth Perkinson sein, die damals von ihrer Schwester mit glühendem Haß verfolgt wurde, weil sie ihr nicht helfen wollte.
Und nun rächte sie sich.
War Larissa wirklich eine Hexe gewesen oder hatte man sie erst dazu gemacht? Diese Frage musste ich beantworten, und die Antwort würde ich wohl nur im Hyde Park finden.
Dann war da dieser Hexenjäger Bingham. Nicht nur Glenda war verschwunden, sondern auch ein Mann, einer dieser Redner. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass, auch seine Person mit der Vergangenheit verknüpft war. Wahrscheinlich war sein Ahnherr dieser Hexenjäger Bingham gewesen.
»Denken Sie an den Bingham?« fragte mich die Horror-Oma.
»Ja.«
»Ich auch. Vielleicht finden wir über ihn eine Spur.«
»Wie haben Sie sich das vorgestellt?«
»Nun, mein Junge, wir wissen immerhin den Namen. Oder sind uns fast sicher. Da könnten wir doch…«
Es war zwar nicht höflich, aber ich tat es trotzdem und unterbrach Mrs. Goldwyn. »Wissen Sie eigentlich, wie viele Binghams hier in London herumlaufen?«
Da senkte die Horror-Oma den Kopf. »Sorry, John, daran habe ich nicht gedacht. Das unterscheidet eben den Amateur vom Profi.«
Ich lachte. »Es wäre aber eine Möglichkeit gewesen, die allerdings Zeit gekostet hätte.«
»Natürlich. Und Zeit haben wir nicht.« Sie schaute mich an. »Was machen wir jetzt?«
Ich stellte das Buch wieder ins Regal. »Die Lösung läßt sich an sich nur im Hyde Park finden.«
»Was gibt Ihnen die Sicherheit?« Ich hob die Schultern. »Gefühl, Intuition, nennen Sie es, wie Sie wollen.«
»Möglich. Nur frage ich mich, wo Miß Perkins und dieser Bingham, falls er so heißt, stecken könnten?«
»Darüber denke ich auch die ganze Zeit nach.«
»In einer anderen Dimension?«
»Möglich. Oder in der Vergangenheit.«
»Was im Prinzip das gleiche wäre.«
»Dann müßten wir die Vergangenheit zur Gegenwart werden lassen«, folgerte die Horror-Oma sehr richtig.
»Schaffen Sie das mal.«
»Vielleicht das Kreuz.«
Ich schüttelte den Kopf. »Es wird den Austausch eher stoppen, glaube ich.«
»Vertrauen wir auf das Glück.«
Ich lachte und schlug vor, erst einmal den Speicher zu verlassen, denn hier war es wirklich zu warm. Unten im Haus herrschten direkt angenehme Temperaturen. Ich spürte einen mörderischen Durst und bat Lady Sarah um einen Schluck Wasser.
»Wasser gebe ich Ihnen nicht, doch ich habe einen wunderbar kalten, mit Zitrone angereicherten Tee, der Ihnen sicherlich hervorragend schmecken wird.«
Er war wirklich gut. Als ich ihn in langsamen Schlucken trank, sagte Lady Sarah: »Es ist doch klar, dass ich mit Ihnen fahre, John. Oder haben Sie etwas dagegen?«
Eigentlich ja. Das traute ich mich nicht, ihr zu sagen. Sie wäre sonst allein nachgekommen. »Natürlich nicht, Mrs. Goldwyn. Was sollte ich denn dagegen haben?«
Da lachte sie und erwiderte: »Schlecht lügen können Sie gut, mein Junge…«
***
Bingham hatte recht behalten.
Über ihnen standen die beiden Henker, und sie boten ein Abziehbild des Schreckens.
Dadurch dass Glenda und Bingham mehr lagen als saßen, kamen ihnen die Gestalten noch makabrer und größer vor. Sie hatten beide kahlgeschorene Köpfe, über deren Schädelplatten sich blutrote,
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