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0171 - Die Hexe vom Hyde Park

0171 - Die Hexe vom Hyde Park

Titel: 0171 - Die Hexe vom Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erinnere. Ich habe sogar gerade an den Werwolf gedacht.«
    Da lachte sie. »Ich auch, mein Junge, ich auch.«
    »Und wo suchen wir?« Ich schaute mich um, denn auf dem Speicher stand nicht nur Gerümpel herum, hier hatte Lady Sarah sich auch Regale anbringen lassen, um all ihre Bücher zu verstauen. Zudem standen dort noch große Holzkisten, auf denen der Staub fast fingerdick lag. An die Kisten war lange Zeit niemand mehr herangegangen.
    Ihren Stock trug Lady Sarah bei sich. Sie hob ihn an, und die Spitze wies auf das Regal an der gegenüberliegenden Seite. »Dort müßte das Buch stehen.«
    »Sie sind aber nicht sicher?«
    »So gut wie.«
    »Okay, fangen wir an. Wissen Sie den Titel, Mrs. Goldwyn?«
    »Nein, das können mehrere sein.«
    Ich grinste. »Ist ja wie Weihnachten. Jedes Buch eine Überraschung.«
    »Ihnen fehlt die sittliche Reife, mein Junge.« Lady Sarah nickte bedächtig. »Man merkt, dass Sie noch sehr jung sind. Kommen Sie mal in meine Jahre, dann sehen Sie das anders. Los, Oberinspektor, ran an den Feind. Packen wir’s an!« Wie ein Feldwebel schritt sie los und stand bereits vor mir am Regal.
    Die Horror-Oma hatte heute wieder Dynamit im Leib, das war zu spüren.
    Vor dem Regal blieb sie stehen, nahm ihre Brille, die ebenfalls an einer Kette hing und klemmte sie sich auf die Nase. Dann schaute sie sich die Buchrücken an, wobei ihr Kopf von links nach rechts wanderte und sie ihre Lippen bewegte.
    »Ich glaube, da oben«, sagte sie.
    »Wo?«
    »Letzte Reihe.«
    Dabei musste ich mich schon recken, um an das Buch zu kommen.
    Es war ein alter Wälzer, ziemlich schwer und in Leder eingebunden.
    »Noch eine Hinterlassenschaft meines seligen ersten Mannes«, erklärte mir die Horror-Oma.
    Ich nahm das Buch, ging ein paar Schritte zur Seite und legte es auf einen kleinen Tisch. Zuerst einmal blies ich den Staub vom Einband und schlug es dann auf.
    History of London, so lautete der Titel. Natürlich war nicht die gesamte Historie der Riesenstadt darin verewigt, sondern nur ein kleiner Teil. Und der beschäftigte sich ausschließlich mit dem Hyde Park.
    Ich will Sie nicht lange mit Daten und Fakten langweilen, das interessierte mich auch nicht. Für mich war gewissermaßen nur der Anhang von Bedeutung. Da wurde in kurzen Kapiteln von Vorgängen berichtet, die sich innerhalb des Hyde Parks mal zugetragen hatten. Und zwar rätselhafte Vorgänge, die von zahlreichen Menschen in das Reich der Fabeln und Sagen verwiesen wurden.
    »Wie hieß die Hexe noch?« fragte Lady Sarah.
    »Larissa.«
    »Schauen Sie doch mal im Sachwortverzeichnis unter diesem Stichwort nach.«
    Lady Sarahs Idee war gut. Ich schlug das Verzeichnis auf und suchte den Buchstaben L.
    Die Horror-Oma schaute mir über die Schulter. »Ha!« rief sie, »da ist er ja.«
    Sie hatte recht. Dort stand der Name tatsächlich. Dahinter war die Seitenzahl angegeben, die wir aufzuschlagen hatten.
    »Siebzehnhundertvierunddreißig«, murmelte Sarah Goldwyn.
    »Machen Sie schnell, John.«
    »Ja, ja.« Ich schlug die Seite auf. Dort stand tatsächlich eine Geschichte mit der Überschrift DIE HEXE VOM HYDE PARK.
    »Das ist es ja«, jubelte die Horror-Oma.
    Gemeinsam begannen wir zu lesen. Ich fasse an dieser Stelle hier nur zusammen. Es ging im Prinzip um folgendes: Vor rund 250 Jahren war der Hyde Park nicht das, was er heute ist. Es gab zwar schon die Grünfläche, aber keine direkten Parkanlagen. Die Gewässer wie »The Serpentine« existierten schon. Und ganz in der Nähe hatten einige Häuser gestanden, von denen eins von der Familie Perkinson bewohnt war. Der Mann hatte eine Frau und zwei Töchter. Die eine hieß Elizabeth, die andere Larissa. Beide Mädchen sollen sehr hübsch gewesen sein, und es gab viele Männer, die sich um sie rissen.
    Elizabeth heiratete schließlich einen Kaufmann und zog mit ihm weg, seinen Namen allerdings nahm sie nicht an. Larissa blieb bei ihren Eltern wohnen. Ihr war kein Mann gut genug. Das merkten sich die Bewerber, und einer, der von ihr abgewiesen worden war, beschloß, sich fürchterlich zu rächen. Er beauftragte einen Hexenjäger namens Bingham und setzte außerdem das Gerücht in die Welt, dass Larissa kein normales Mädchen war, sondern eine Hexe. Der Hexenjäger hatte, nachdem er seinen Lohn bekam, nichts anderes zu tun, als zum Hyde Park zu reiten, um der Familie einen Besuch abzustatten. Zufällig war auch Elizabeth anwesend, als der Hexenjäger und zwei seiner Folterknechte eintrafen. Larissa befand sich

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