0171 - Die Hexe vom Hyde Park
befand sich die Tür?
Glenda richtete sich auf und zuckte sofort zusammen, als sie mit dem Kopf gegen die Decke stieß. Sie bestand aus harten Holzbohlen, sogar Splitter waren vorhanden, die sich in ihrem Haar verfingen. Glenda bewegte sich auf Händen und Füßen in die von Bingham angezeigte Richtung. Zum erstenmal sah sie auch die Ritzen und Spalte in den Wänden, wo das Licht durchfiel. Als Licht konnte man es kaum bezeichnen, es war nur ein graues Dämmer, das kaum ausreichte, um das Verlies provisorisch zu erhellen.
Glenda fand die Tür. Sie war sehr niedrig und erinnerte sie mehr an eine Luke.
Das Mädchen fand sogar einen Türgriff. Es geschah aus reiner Routine, dass sie den Griff nach unten drückte. Deshalb war Glenda doppelt überrascht, als sie merkte, dass die Tür nicht verschlossen war.
Sie konnte sie aufziehen, wobei ihr das häßliche Kreischen und Knarren der rostigen Angeln schwer auf die Nerven fiel.
Glenda ließ die Tür spaltbreit offen und drehte sich dann zu Bingham um. »Kommen Sie, wir können verschwinden!«
»Nein, nein.«
»Machen Sie schon.«
Bingham wollte nicht. Glenda dachte auch nicht näher darüber nach, sondern öffnete die Tür weiter und schaute nach draußen.
Sie sah einen dunklen Pfad. Gegenüber stand ein Gebäude, mehr eine Ruine, dahinter schimmerte es dunkel und trotzdem seltsam hell und mit Reflexen. Das war Wasser.
Die junge Frau zögerte keinen Augenblick länger. Wenn Bingham die Chance nicht wahrnehmen wollte, dann bitte. Sie würde dieses ungastliche Verlies auf jeden Fall verlassen.
Glenda zog die Tür bis zum Anschlag auf, streckte ihren Kopf nach draußen und hörte das Geräusch.
Sehen konnte sie die Gefahr nicht, nur hören.
Ein Klatschen, ein wildes Hecheln, dann waren die Bestien schon heran.
Sie lösten sich aus dem Dunkel der Ruine und sprangen auf Glenda zu. Zwei gewaltige Schatten, die man als regelrechte Muskel- und Kraftpakete bezeichnen konnte. Mit zwei Sprüngen überwanden sie die Distanz, Glenda sah die gelben, schräggestellten Augen und dachte sofort an Bluthunde.
Das also waren die Bestien.
Sie zuckte zurück.
Im gleichen Augenblick spürte sie Binghams Hände um ihre Taille.
Der Mann riß sie nach hinten, weg von den menschenfressenden Bestien, die wild aufheulten, sich duckten, mit kräftigen Pfoten scharrten und ihre Köpfe durch die offene Tür steckten.
Glenda hörte das Knurren und Hecheln. Weit hingen die blaßroten Zungen aus den Mäulern. Zähne blitzten wie gefährliche Messer in den Rachen der beiden Bestien.
Trevor Bingham zog Glenda noch weiter zurück. Erst jetzt kam bei ihr die Reaktion. Plötzlich zitterte sie am gesamten Leib. Ihre Zähne klapperten vor Angst aufeinander, sie fror und schwitzte zur gleichen Zeit und schüttelte wild den Kopf.
Der Mund des Mannes befand sich dicht an ihrem linken Ohr. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, wir kommen gegen die nicht an. Die werden sie zerreißen. Sie sind auf den Menschen dressiert. Was das bedeutet, ahnen Sie ja.«
Glenda nickte stumm. Sie konnte nicht sprechen. Wie zugebunden war ihre Kehle.
Anscheinend hatten die Tiere den Befehl bekommen, nicht in das Verlies einzudringen, denn sie blieben dort, wo sie standen.
Sie beobachteten nur. Die gnadenlosen, gelben Augen waren auf Glenda gerichtet, und sie hatte auch das Gefühl, hier keine normalen Hunde vor sich zu haben.
Die sahen anders aus.
Flache Schnauzen, die zu gewaltigen Mäulern wurden, wenn die Tiere sie öffneten, ein Fell, das glatt war, und Glenda wurde unwillkürlich an die Wüstenpumas erinnert. Auch sie waren so geschmeidig und gefährlich, wenn man sie attackierte.
»Da haben Sie’s«, flüsterte Trevor Bingham. »Ich wollte es auch versuchen, die kamen sofort.«
Glenda nickte. Hastig zog sie ihre Beine an, weil eine der Bestien danach schnappte. Es gab ein klackendes Geräusch, als die Zähne des Tiers aufeinanderschlugen.
»Mit denen möchte ich keine nähere Bekanntschaft machen«, sagte Bingham.
Glenda schwieg. Sie rückte noch ein Stuck zurück und blieb hocken.
»Was machen wir?« fragte Bingham. »Nichts.«
Er lachte. »Das hätte ich auch sagen können. Aber wir müssen hier raus, bevor die Hexe kommt und uns umbringt.«
»Was macht Sie da so sicher?«
»Alles.«
»Noch hat sie es mir nicht gesagt. Ich weiß nicht, was sie alles vorhat.«
»Da gibt es doch nur eins, Miß. Die killen uns, die machen uns fertig. Wir haben keine Chance.« Bingham nickte heftig, seine Zähne
Weitere Kostenlose Bücher