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0171 - Die Hexe vom Hyde Park

0171 - Die Hexe vom Hyde Park

Titel: 0171 - Die Hexe vom Hyde Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knirschten. Schweiß tropfte von seiner Stirn. Das Gesicht glänzte wie eine Speckschwarte.
    Glenda kam sich selbst wie ein Hund vor, der in der Hütte steckte. So gedemütigt, so schlecht behandelt, wie eine Gefangene eben. Eine Gefangene, die man irgendwann einmal abholte und dann vielleicht auch hinrichtete.
    »Da, jetzt verschwinden sie!« zischelte Bingham plötzlich.
    Er meinte die Bestien und hatte sogar recht. Die Tiere scharrten noch ein letztes Mal mit ihren Pfoten den Boden auf, schleuderten Dreck zurück und verzogen sich.
    »Endlich!« stöhnte der Mann auf.
    Glenda lachte. Sie musste einfach lachen, wobei sie es gar nicht wollte. Das war die Erleichterung, es noch einmal geschafft zu haben.
    »Wollen Sie es noch mal versuchen?« fragte Trevor Bingham.
    »Was?«
    »Den Ausbruch.«
    »Nein, da habe ich die Nase voll.«
    »Sehen Sie.« Bingham hockte sich nieder und schlug mit der flachen Hand auf den platt gewalzten Lehmboden, so dass es klatschte. »Sie hätten es gar nicht versuchen sollen.«
    »Das haben Sie schon einmal gesagt«, konterte Glenda. So langsam fiel ihr der Knabe auf den Geist.
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ich werde älter, leider. Aber das werden wir ja alle mal.« Er atmete tief und wollte noch etwas sagen, doch mehr als ein »Pssst« kam nicht über seine Lippen.
    Glenda drehte den Kopf. »Was ist?«
    »Hören Sie nicht die Schritte?«
    »Nein, wo?«
    Bingham streckte den rechten Zeigefinger in die Höhe und deutete zur Decke. »Dort habe ich die Schritte gehört. Wissen Sie was, Miß, jetzt holen sie uns.«
    »Die Hexe?«
    »Nein, die nicht. Das machen andere. Ich bin sicher, dass die Hexe nur zuschaut.« Er brachte seinen Mund wieder dicht an Glendas Ohr.
    »Die Henker«, wisperte er.
    Glenda schaute ihn an. Da gefiel ihr einiges nicht an dem Mann.
    Nichts was mit körperlichen Dingen zu tun hätte, nein, der Ausdruck im Gesicht war es, der sie störte.
    Bingham hatte eine ungeheure Angst. Deshalb redete er auch so viel. Und der Ausdruck in seinen Augen war irgendwie glänzend, die Pupillen schienen, so glaubte Glenda, leicht verdreht zu sein. Stand Bingham vielleicht dicht vor dem Wahnsinn?
    Das fehlte noch. Glenda hatte keine Lust, ihr Gefängnis mit einer Person zu teilen, die durchdrehte. Es kostete sie selbst schon ein Übermaß an Nerven, um überhaupt dem Druck standzuhalten. Sie waren von Feinden umgeben, wurden belauert, und jetzt fehlte es noch, wenn einer von ihnen durchdrehte.
    Glenda schluckte. Sie wusste auch nicht, was sie sagen sollte, denn jetzt kroch Bingham von ihr weg. Er streckte seine Hand aus und berührte die Decke. Flach lag der Handteller am Holz.
    »Da zittert etwas«, meldete er mit leiser Stimme.
    »Und was?«
    »Schritte, Miß. Ich höre Schritte. Ehrlich.« Er wandte den Kopf.
    Plötzlich flatterte er. »Sie holen uns. Die Henker kommen. Darauf haben sie gewartet.«
    »Reißen Sie sich zusammen!« fuhr Glenda den Mann an. Sie versuchte, sein Geschwätz zu verdrängen, wollte es einfach nicht wahrhaben. Aber Bingham hatte recht.
    Da waren Schritte.
    Und sie verstummten direkt über ihnen.
    Glenda hielt den Atem an, während Bingham vor sich hinbrabbelte, was nicht zu verstehen war.
    Über ihnen bewegte sich die Holzdecke. Etwas schnaubte und knirschte.
    Staub fiel nach unten, vermischt mit winzigen Sandkörnern. Das Knarren ging Glenda durch Mark und Bein. Im nächsten Moment fiel ein schwacher violett und rötlich schimmernder Lichtschein über sie und, ließ ihre Gesichter seltsam starr erscheinen.
    Glenda wagte kaum, den Blick zu heben. Als sie es doch tat, sah sie eine breite Öffnung.
    An der Decke hatte man eine Luke hochgezogen.
    Rechts und links der Öffnung standen sie.
    Die beiden Henker.
    Und sie hielten jeweils fertig geknüpfte Schlingen in den kräftigen Händen.
    Eine für Bingham eine für Glenda…
    ***
    Auf dem Speicher hatte ich mal einen Werwolf gejagt, der sich dort versteckt hielt. Ich erinnerte mich noch gut an das Abenteuer, das mich zum erstenmal mit der Horror-Oma zusammenführte. Es sah noch so aus wie früher, nur herrschte unter dem Dach eine schon pervers zu nennende Hitze.
    Ich bekam kaum Luft.
    Durch die schmalen, schrägen Fenster fiel nicht genügend Helligkeit, so dass Lady Sarah das Licht angeschaltet hatte. Auch sie war mit mir hochgestiegen, um mir beim Suchen des Buches zu helfen.
    »Erinnern Sie sich, mein Junge?«
    Ich wischte den Schweiß von der Stirn. Mein Handrücken glänzte dabei nass. »Und ob ich mich

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