0171 - Die Hexe vom Hyde Park
Brett und säbelte von unten die Stricke durch.
Sie rissen, fielen ab, und dann rutschte auch Glenda vom Brett und mir in die Arme.
Das Mädchen war völlig erledigt. Ich erkundigte mich, ob sie schwimmen konnte, aber sie hatte meine Frage überhaupt nicht gehört, so blieb mir nichts anderes übrig, als sie unterzuhaken und sie dem rettenden Ufer entgegenzuschleppen.
Ich lag dabei auf dem Rücken und hatte Glenda in den Schleppgriff genommen. Als ich merkte, dass es ihr besser ging, atmete ich auf. Sie machte nach einiger Zeit selbst Schwimmbewegungen, und schon bald konnte ich sie loslassen.
»John!« krächzte Glenda und musste husten, weil ihr Wasser in den Mund gedrungen war.
Ich drehte den Kopf. »Reden Sie jetzt nicht.«
»Doch, John, ich muß. Ich, ich bin nicht allein verschleppt worden. Am Ufer steht noch Sarah Goldwyn. Und sie ist mit der Hexe und zwei ihrer Henker allein…«
***
Das war eine verdammt unangenehme Überraschung. Für einen Augenblick hatte ich mich nicht unter Kontrolle, bekam Wasser in den Mund und musste husten.
»Wir müssen ihr helfen!« keuchte Glenda.
Innerhalb von zwei Sekunden hatte ich einen Plan gefaßt, allerdings musste Glenda dabei mitspielen.
»Können Sie allein zum Ufer schwimmen?«
»Ja.«
Ich schaute sie mir noch einmal an. Ihre Schwimmbewegungen waren zwar matter als normal, aber die kurze Strecke würde sie schaffen. »Und sehen Sie zu, dass Sie nicht genau dort auftauchen, wo sich die Hexe und die anderen aufhalten.«
»Nein, nein.«
Ich tauchte wieder. Unter Wasser glitt ich dem Ufer des Sees zu.
Hoffentlich hatte die Horror-Oma sich noch verteidigen können…
***
Es war ein Bild, das die Hexe faszinierte und Sarah Goldwyn abstieß.
Der gefräßige Riesenfisch schien mit seinem Opfer zu spielen, denn noch hatte er nicht zugebissen. Fast schien es, als wollte er den Zuschauern ein Schauspiel bieten.
Larissa lachte. »Da siehst du es!« fuhr sie Mrs. Goldwyn an. »Sie hat keine Chance.«
Sarah Goldwyn schwieg, während die Hexe weiterhin auf den See starrte und ein gemeines, gleichzeitig auch siegessicheres Lächeln ihre Lippen umspielte.
Die Horror-Oma blickte zu Boden. Sie hatte getan, was in ihren Kräften stand - zu wenig. Und sie faltete die Hände, es war das einzige, was sie jetzt noch machen konnte.
Ein Fluch schreckte sie aus ihrer Andacht und Angst. Larissa hatte ihn ausgestoßen.
Als die Horror-Oma sie anschaute, da bemerkte sie, dass sich das Gesicht der Hexe verzerrt hatte. Es war zu einer Grimasse geworden, und die Hände hatte sie geballt.
Sarah Goldwyn erkannte auch den Grund.
Jemand schwamm auf Glenda Perkins zu: Und dieser Schwimmer war verflixt schnell.
»John Sinclair!« flüsterte die alte Dame. Plötzlich leuchteten ihre Augen wieder.
Larissa fuhr herum. »Was sagst du?«
»John Sinclair!«
Die Hexe starrte sie einen Augenblick lang an, dann senkte sie den Blick.
Die Henker wurden unruhig. Sie schienen zu riechen, dass etwas nicht stimmte, witterten den Fremden wie Tiere.
»Er ist euer Feind!« knirschte die Hexe, ohne ihren Blick von der Wasseroberfläche zu nehmen.
»Sollen wir ihn töten?«
»Wenn Warrash es nicht schafft, dann seid ihr an der Reihe«, erwiderte die Hexe.
Die Henker nickten.
Ansonsten beobachteten sie weiter. Auch Larissa und vor allen Dingen Sarah Goldwyn. Sie drückte dem blondhaarigen Mann die Daumen, der mit gewaltigen Arm- und Beinbewegungen das Wasser durchpflügte.
Dann kippte das Brett um.
Sarah Goldwyn sah es sehr deutlich, denn plötzlich schimmerte die helle Kleidung nicht mehr durch.
Auch Larissa hatte es bemerkt. »Jetzt wird sie ersaufen«, zischte sie durch die Zähne.
Sarah Goldwyn schluckte nur, enthielt sich ansonsten eines Kommentars. In den nächsten Sekunden beobachteten sie den Kampf zwischen Mensch und Bestie.
»Er verliert!« kreischte die Hexe, als sie sah, dass Sinclair von einem Schlag zur Seite geschleudert wurde.
Der Horror-Oma blieb fast das Herz stehen. Ihre Angst um John und Glenda steigerte sich, doch da tauchte der Geisterjäger bereits wieder auf. Lady Sarah glaubte sogar das Blitzen des Kreuzes zu sehen, als John Sinclair damit zuschlug. Sie drückte Sinclair beide Daumen, biß sich vor, Aufregung fast die Lippen blutig und bekam mit, wie Warrash verging.
Sinclair hatte ihn besiegt.
Auch Larissa sah es.
Ihre Reaktion beinhaltete genau das Gegenteil. Sie stampfte vor Wut mit dem Fuß auf, knirschte mit den Zähnen und schüttelte heftig den Kopf, so
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